Wow, jetzt bin ich sogar schon bei Aufgabe 10 der Eltern-Kind-Blogparade angekommen. Wenn auch spät, doch so langsam nähere ich mich dem Ende. Eltern-Kind-Blogparade Logo
Bei diesem Thema geht es um die Kinderfreundlichkeit Deutschlands.
Bevor die Prinzessin geboren wurde, habe ich mich nie mit dem Thema auseinandersetzen müssen – wozu auch? Doch dann zeigten sich kleine Dinge, die mit Baby einfach unmöglich waren. So wurde es zur Hürde, als ich mit der Prinzessin zur U3 musste. Hierfür musste ich aus einem winzig kleinen Dorf mit dem Bus in das nächste Städtchen und von dort aus mit dem Zug fahren. Der Bus war ein Reisebus, mehrere Stufen zu überwinden. Keiner der anderen Mitfahrenden kam auf die Idee mir mit dem Kinderwagen zu helfen. Ich sprach den Busfahrer an, welcher mir dann widerwillig half. Am Bahnhof angekommen, musste ich durch eine Unterführung um von Gleis 2 fahren zu können. Eine Rolltreppe gab es nicht. Ebenso wenig wie einen Aufzug. Ich sprach mehrere Menschen an. Jeder hatte einen anderen Grund, wieso helfen nicht möglich war. Ob es nun Rückenschmerzen oder fehlende Zeit waren, ich stand alleine da. Genervt und unter Zeitdruck knippste ich das Case vom Kinderwagen, brachte das Gestell runter, holte das Case mit Kind, ging rüber und trug Gestell und Case mit Kind wieder getrennt voneinander hoch. Beinahe hätte ich den Zug verpasst. Hier bin ich gleich vorne eingestiegen, sodass der Zugführer den Schaffner rief und mir dieser half.
Ich war bedient.

Kurz vor ihrem 2. Geburtstag kam die Prinzessin zur Tagesmutter und ich konnte meine Ausbildung fortsetzen. Hier gab es zunächst keine Schwierigkeiten und alles lief reibungslos.
Ich arbeitete von 8.00 bis 16.30 Uhr, musste die Prinzessin aber von 6.00 bis 18.30 Uhr in Betreuung geben, da mein Ausbildungsbetrieb weiter weg lag. Nach einigen Monaten änderte sich die Situation. Die Prinzessin kam mit der langen Betreuung nicht mehr zurecht und ich entschied mich näher an meinen Ausbildungsbetrieb heran zu ziehen. Bonn. Ich suchte nach einer Wohnung und erkundigte mich gleich zu Anfang beim Jugendamt, wie es mit einem Kindergartenplatz oder einer Tagesmutter aussähe. Dort wurde ich gleich abgewiesen. Solange ich nicht in Bonn gemeldet sei, könne ich nicht für einen Kindergartenplatz vorgemerkt werden. Sobald ich da wohnen würde, sollte ich mich melden. Ich war skeptisch, wie das denn so kurzfristig klappen sollte, hielt mich aber daran.
Nach einer langen Wohnungssuche (alleinerziehende Mütter in Ausbildung sind nicht gerne gesehen) wohnte ich dann in Bonn. Gleich am Tag nach dem Umzug bin ich zum Jugendamt und bekam einen Schock: Ja, die Prinzessin sei ja aber noch keine 3 Jahre alt, da hätte ich keinen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Außerdem wären die Kindergärten sowieso alle völlig überlaufen. Selbst in 6 Monaten würde da nichts frei werden. Es gab in ganz Bonn genau eine Tagesmutter, die diesen Job zum Tarif des Jugendamtes machte. Ich selbst hätte mir mit meinem kleinen Ausbildungsgehalt niemals eine Tagesmutter leisten können.
Schnell war ein Termin ausgemacht und auch wenn mir die Dame etwas unsympathisch erschien, sollte die Betreuung in der Woche darauf beginnen. Mittwoch. Dienstag Abend klingelte mein Handy. Die Dame würde sich entschuldigen, müsse die Betreuung aber absagen, da ihr 7 Uhr in der Frühe doch zu früh sei. Außerdem habe die Prinzessin ja beim letzten Versuch geweint. Ähm. Ja. Sie hatte Zwillinge da, die sie bereits seit über 6 Monaten betreute, die ebenfalls noch weinten – so viel dazu.
Ich war sauer. Enttäuscht. Verzweifelt.
Am nächsten Tag meldete ich das gleich meinem Chef und rechnete damit den Ausbildungsplatz zu verlieren. Doch weit gefehlt. Dieser bot mir an mein 3. Jahr Elternzeit noch zu nehmen, dann könne ich mich in aller Ruhe um einen Betreuungsplatz für meine Tochter kümmern. Wow. Ich war sprachlos und nahm dankbar an.
Nur knappe 4 Monate später hatte ich einen Platz in einer privaten Einrichtung, der mich zwar Unmengen kosten sollte, wo meine Tochter aber ab sofort hin könnte. Auch dies meldete ich meinem Chef und konnte gleich nach der Eingewöhnungsphase meine Ausbildung fortsetzen. Dafür bin ich meinem Chef ewig dankbar.
Dass Ausbildungsjahre nicht sonderlich verdienstreich sind, ist natürlich jedem bewusst – so auch mir. Doch dass es so gar keine Unterstützung enthält?! Überall wurde ich nur schief angeschaut. Was? Mutter, die ihre Ausbildung weiter macht? Sowas gibt es? Ja! Doch ich bekam überall nur Ablehnung und musste mit meinem Ausbildungsgehalt, Unterhaltsvorschuss und unserem Kindergeld eine Wohnung, die Betreuung der Prinzessin, die Fahrtkosten zur Arbeit/Schule und unseren Lebensunterhalt bezahlen.
Ergo wurde bei uns nur noch am Wochenende gekocht. Die Prinzessin aß ja im Kindergarten warm, ich verzichtete aus finanziellen Gründen auf diesen Luxus. Morgens schnell ein Brot und abends das Abendbrot, mehr war nicht möglich.
Eigentlich hätte mir Ausbildungsbeihilfe zustehen sollen, doch da hatte ich aus der Gemeinde, aus der ich weggezogen bin, bereits einen Ablehnungsbescheid bekommen und versuchte es in Bonn gar nicht erst. Im 3. Lehrjahr habe ich dann erfahren, dass ich Wohngeld und Berufsausbildungsbeihilfe erhalten kann, habe beides beantragt und bewilligt bekommen.
Auch nach der Ausbildung zeigte sich schnell, wie kinderunfreundlich Deutschland eigentlich ist. Ich habe viele Bewerbungen geschrieben, wurde auch zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, doch sobald aufkam, dass ich eine Alleinerziehende Mutter war, merkte man, dass der Arbeitgeber unwillig war und es eine Absage geben wird.
So gibt es viele Bereiche in denen man spürt, dass Deutschland nicht sonderlich kinderfreundlich ist. Ob es nun in Restaurants, im Urlaub, im Job oder allgemein in der Gesellschaft ist, oft wird man mit einem Kind einfach benachteiligt.