Wie ich bereits berichtete, ist die Prinzessin seit jeher ein Betreuungskind. Ich schnitt auch schon an, dass wir mit der Hortbetreuung nicht sonderlich zufrieden waren. Anfangs dachten wir noch, es seien lediglich Kleinigkeiten, die uns störten und bissen die Zähne zusammen. Es häuften sich aber immer wieder negative Erlebnisse, sodass wir sie nun nur noch so viel hingehen lassen, wie unbedingt nötig. Dabei aber so wenig wie möglich.

Es begann mit den Hausaufgaben. Natürlich war uns klar, dass diese dort nicht auf Richtigkeit, sondern lediglich auf Vollständigkeit überprüft werden können. So schaute ich nachmittags nach und die Prinzessin korrigierte etwaige Fehler. Eines Tages hatte ich frei und wollte die Große direkt Zuhause haben. Mit Mittagessen und Hausaufgaben. Bei diesen fiel mir auf, dass sie an einer Aufgabe, deren Aufgabenstellung sie aber bereits mehrfach gelöst hatte, sehr verzweifelte. Sie gestand mir dann, dass die Hortbetreuer die Lösungen meist sagen. Man müsse dort nur hingehen und bekäme die Lösung.
Desweiteren berichtete das Kind, dass sie unmittelbar nach Schulschluss die Hausaufgaben zu erledigen hätten. Keine Pause dazwischen. Nur die Toilette dürften sie aufsuchen. Während der Hausaufgaben wird nicht gegessen, nicht getrunken und auch nicht zur Toilette gegangen. Sie machen diese in einem gesonderten Klassenraum, allerdings ohne Aufsicht eines Betreuers. Vom Lautstärkepegel konnte ich mich bereits selbst überzeugen und weiß, dass ich dabei nicht arbeiten könnte.
Das Mittagessen wurde von meinem Kind zwar nie ganz verschmäht, dennoch bat sie um mehr Inhalt in der Frühstücksdose und aß direkt bei der Ankunft Zuhause eine Kleinigkeit. Sie berichtete, dass es nicht gut schmecke. Außerdem sei grundsätzlich zu wenig da, wirklich satt würde kaum ein Kind werden. Eine bezeichnende Aussage für die Große, denn sie isst allgemein sehr wenig. Wenn sie schon nicht satt wird, kann ich mir die Menge vorstellen.
Der Nachmittag im Hort ist wüst und chaotisch. Die Kinder tun was sie wollen, dürfen bei strahlendem Wetter teilweise aber nicht raus und sind irgendwo in der Schule unterwegs. Unzählige Male war ich auf der Suche nach meiner Tochter im Schulgebäude unterwegs, denn die Betreuer konnten mir nicht sagen, wo ich sie finden könnte. Nicht mal eine Richtung.
Bereits mehrfach erzählte das Kind unter Tränen, wie unfair eine Erzieherin sei. Es verschwanden Dinge (Scheren, Kleber, Stifte), worauf es der Großen und ihrer Freundin nicht mehr erlaubt wurde, diese Dinge zu benutzen. Dass sie sie am Tag des Verschwindens nicht genutzt hat, interessiert dabei niemanden.
Als die Große mir vor einigen Wochen erzählte, sie sei von einer Erzieherin zusammengestaucht worden, sprach ich diese darauf an. Freundlich, aber dennoch sehr direkt. Zuhause hatte ich zuvor ein zu Tode betrübtes Kind, welches die Welt nicht mehr verstand. Worum es genau ging weiß ich nun gar nicht mehr. Nur dass es wirklich eine Kleinigkeit war. Im Gespräch war die Erzieherin direkt offensiv, brachte viele Anschuldigungen gegen mein Kind vor. Der gesamte Gesprächsverlauf war darauf ausgelegt meine Tochter schlecht zu reden. Mir ist durchaus bewusst, dass die Große kein perfektes und mustergültiges Kind ist – soll sie auch gar nicht sein – und sie ganz gewiss ihre Ecken und Kanten, sowie einige Eigenarten hat, doch die vorgebrachten Dinge waren schlicht und einfach aus der Luft gegriffen. Zuhause sprach ich sie auf einige der kleineren Dinge vorsichtig an. Tränen der Wut und Verzweiflung kamen, sie hat geweint, sich verteidigt, geschrien und getobt. Ich bereute dass ich dieses Gespräch nicht mit der Erzieherin zusammen geführt hatte. Das Kind bat und bettelte, dass sie dort nicht mehr hin muss. Sie erzählte uns nun einige Dinge, die sie zuvor nicht zu sagen wagte, da ihr sowieso niemand glauben würde. Eigentlich ging sie immer gerne in den Hort, bat sogar drum, auch in den Ferien hin zu dürfen. Zuletzt war das nicht mehr der Fall. Sie wollte weder in den Ferien hingehen, noch länger bleiben, als unbedingt nötig.

Daraufhin besprachen der Liebste und ich uns. Und wir entschieden, dass das Kind dort nur noch so wenig Zeit wie irgend möglich verbringen soll. Leider ist es uns beiden nicht möglich Zuhause zu sein, wenn die Große Schulschluss hat. Daher ist sie nach wie vor gezwungen im Hort zu Mittag zu essen. Danach geht sie nun allerdings direkt nach Hause. Somit hat sie eine gute Pause zwischen dem letzten Unterricht und den Hausaufgaben und kann sich mit frischem Kopf an die Aufgaben machen. Wenn sie fertig und noch niemand von uns Zuhause ist, kann sie – wie bereits besprochen – ihren Nachmittag planen. Mittlerweile verabredet sie sich auch außerhalb unserer Straße, sodass sie mit dem Fahrrad zu Freunden im Dorf fährt.

Erklärung - OGS - Hort - nach Hause

Nach unserer Entscheidung unterschrieb ich übrigens wieder einen neuen Heimwegzettel für die OGS. Die Große gab ihn ab und ging an diesem und dem darauf folgenden Tag nach dem Mittagessen nach Hause. Am 3. Tag rief ein verzweifelt weinendes Mädchen beim Liebsten an. Sie dürfe nicht gehen, da der Zettel weg sei. Versicherungskram. Diesen Anruf musste sie heimlich tätigen, da sie ein ausdrückliches Verbot bekam, bei uns anzurufen. Der Liebste ließ sich eine Erzieherin geben und gab durch, dass sie gehen kann. Am nächsten Tag berichtete die Große, im Hort seien nun keine Handys mehr erlaubt, sie dürfe grundsätzlich nicht anrufen.
Solch eine Regel kann ich an sich verstehen, allerdings drängt sich hier unweigerlich die Frage nach einem Zusammenhang auf. Außerdem frage ich mich, wieso die Erzieher nicht auf die Idee kommen, den Liebsten oder mich selbst anzurufen. Sie haben den Zettel schließlich verlegt. Stattdessen wird es dem Kind untersagt nach Hause zu gehen. Und abklären darf sie es auch nicht.

Insgesamt sind da einige Vorfälle gewesen, die uns dazu veranlassten die Große nun lieber 1-2 Stunden alleine Zuhause zu lassen, statt sie solch einer Betreuung auszusetzen. Seitdem ist sie viel gelassener und deutlich besser gelaunt. Sie macht ihre Hausaufgaben zuverlässig, obwohl sie zuvor etwas essen, trinken und wann immer sie möchte, auf die Toilette gehen kann.

Ich vermute die Betreuer im Hort sind überlastet und haben im Großen und Ganzen kein Interesse. Insgesamt werden 38 Kinder von 2 Erzieherin betreut. Das Mittagessen findet in zwei Runden statt. Für Hausaufgaben haben sie 3 Klassenräume zur Verfügung, außerdem noch einen weiteren Gruppenraum.
Nachmittags gab es bislang kein Programm. Erst seit November werden AGs angeboten. Diese finden allerdings unmittelbar nach dem Mittagessen statt, sodass die Kinder an diesen Tagen dann keine Hausaufgaben erledigt haben. Kommen sie nach 16 Uhr nach Hause, so müssen sie sich dort dann auch noch dransetzen.
Die Große meldete sich zu 2 Tagen an. Allerdings hieß es in der Anmeldung, dass Hausaufgaben zuvor noch erledigt werden könnten. Nun ist dies aber doch nicht möglich – abmelden kann sie sich auch nicht, da das – ebenfalls anders als ursprünglich angegeben – verbindlich sei.

Gespräche mit den Betreuern enden grundsätzlich gleich. Zum einen ändert sich nichts. Zum anderen werden plötzlich Dinge gegen mein Kind vorgebracht, die am Tag zuvor noch kein Thema waren. In regelmäßigen Abständen frage ich, inwiefern es mit ihr Schwierigkeiten gibt und wie sie sich im Hort macht. Immer kommt die Antwort, es sei alles in Ordnung. Spreche ich am nächsten Tag ein Problem an, welches die Prinzessin Zuhause ansprach, so bekomme ich viele Vorwürfe, was die Große alles falsch machen soll.
Professionell ist anders.

Der Betreuungsfrust ist hier wirklich groß und wir alle froh, wenn die Große in etwas über 6 Monaten die Grundschule verlassen und auf die weiterführende Schule wechseln wird.