Dass die große Tochter groß wird merke ich nicht nur an ihrer Körpergröße (mittlerweile 134 cm – wohohooo!), sondern auch daran, dass so langsam die Entscheidung ansteht, auf welcher Schule sie ihre weitere schulische Laufbahn fortsetzen wird. So ganz geheuer ist mir das Thema nicht (wo ist mein Baby hin?), aber da die Anmeldungen Anfang Februar beginnen, muss ich da wohl durch – ob ich will, oder nicht.
Bereits kurz nach den Sommerferien wurden in der Schule diverse Möglichkeiten angesprochen, Termine und Flyer ausgeteilt, sodass wir mittlerweile einige Gelegenheiten hatten uns zu informieren.
Beim ersten Elternsprechtag des Schuljahres (mit neuem Lehrer – na klar) erklärte uns der Klassenlehrer, er sehe aktuell keinen Grund, wieso die Große nicht auf das Gymnasium wechseln sollte. Allerdings hatte er sie bis dato etwa 5 Wochen im Unterricht erlebt, sodass ich erst einmal abwarten wollte wie ihre Noten sind und wie sie ganz allgemein zurechtkommt.
Das Halbjahr ist voran geschritten und die große Tochter brachte lauter „gut“’s und „sehr gut“’s mit. Somit ist keine große Überlegung nötig. Es sei denn, sie würde mündlich so gar nichts machen, wovon ich aber nicht ausgehe.
Dennoch bin ich gespannt auf das Beratungsgespräch zur Schulempfehlung, welches in dieser Woche stattfinden wird.

Der erste Tag der offenen Tür  wurde ganz gespannt und neugierig herbeigesehnt – nicht nur vom Kind.

Schule #1: Gymnasium
Der Besichtigungstag war toll organisiert und die Kinder bekamen sogar einen kurzen Einblick in den Unterricht. Die Große war auf der einen Seite ganz fasziniert, äußerte aber unmittelbar nachdem wir im Auto saßen, sie hätte Angst sich dort zu verlaufen.
Die Schule besteht aus mehreren alten und neuen Gebäuden. Die jeweiligen Lehrer haben einen festen Klassenraum und die Schüler wechseln die Räume für jeden Unterricht. Außerdem stehen ihnen Spinte zur Verfügung, wo nicht benötigte Bücher untergebracht werden können.
Die Informationsveranstaltung war sehr informativ (haha), wir erfuhren viel über die Schule und das Konzept. Abschreckend fand ich, dass die Direktorin immer und immer wiederholte, wie schwierig es für Kinder sei, wenn sie das Gymnasium nicht schaffen würden und die Schule wechseln müssten. Das empfand ich persönlich nach der 10. Wiederholung einfach als too much. Bevor ich mein Kind auf ein Gymnasium schicke, sind mir diese Punkte doch durchaus bekannt und ich entscheide bewusst – ausgehend von den Fertigkeiten und Kenntnissen meines Kindes – auf welche Schule es gehen soll?! Nun ja.
Die Schule hat einiges zu bieten. Angefangen bei einer bilingualen Klasse, über viele sportliche Aktivitäten (Klettern, Rudern, Skifahren, Fußball, Inlineskating, Waveboarding) bis hin zu sozialem Engagement, vielen Arbeitsgemeinschaften und individueller Förderung. Auch musikalische Talente und kreative Köpfe können gefördert werden.
# Die bilinguale Klasse fand ich total super. Heutzutage ist die englische Sprache ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Die Kinder haben zunächst zwei Extrastunden Englisch in der Woche. Ab der 7. Klasse wird Erdkunde auf Englisch unterrichtet. Ab der 8. zusätzlich auch Geschichte und Politik. Ab der Oberstufe können die Kinder entscheiden, ob sie ihr Abitur bilingual machen wollen. Problematisch hieran finde ich, dass es eine eigene Klasse gibt. Schafft es ein Kind nicht, muss es in eine andere Klasse wechseln. Hier fände ich ein Kurssystem sinnvoller, da das Scheitern sowieso schon schwierig zu verarbeiten ist und ein Wechsel des Klassenverbandes dies ganz bestimmt nicht erleichtert.
# Es sind 4 Sprachen verfügbar. Englisch ab Klasse 5. Französisch und Latein zur Auswahl ab Klasse 6. Spanisch kann ab der 8. Klasse angewählt werden. Besser fände ich, wenn auch Spanisch schon ab Klasse 6 zur Auswahl stünde, gibt es allerdings an keiner der umliegenden Schulen.
Fazit: Eine Schule die, für die Große, nur in der 2. Reihe steht. Sie hat bei der Besichtigung keinen ihrer Klassenkameraden getroffen und war darüber recht traurig. Sie möchte unbedingt mindestens eine Freundin in ihrer neuen Klasse wissen. Zwar entscheide ich nicht hiernach, berücksichtige dies aber dennoch, denn sie muss sich ja wohl fühlen. Zumal die beiden anderen, von der Tochter präferierten, Schulen keinen Nachteil zu dieser haben.
Wir behalten sie also nur im Kinderkopf. Erstmal.

Schule #2: Gesamtschule
An dieser Schule hatten wir zunächst Schwierigkeiten den Gebäudekomplex zu finden, da noch weitere Schulen mit auf dem Gelände angesiedelt sind.
Insgesamt war die Veranstaltung sehr chaotisch und unorganisiert, sehr wuselig und einfach nicht gut durchdacht. Das Klientel an der Schule war sehr gemischt und ich fühlte mich mit dem Gedanken, dass mein Kind auf diese Schule wechseln soll nicht ganz wohl.
Wir wohnten lediglich einem Teil der Informationsveranstaltung bei und verließen sie verfrüht.
Insgesamt ist es wohl eine sehr beliebte Schule, da Eltern ihre Kinder bevorzugt dahin schicken, wenn die Empfehlung lautet, sie seien auf einer Haupt- oder Realschule gut aufgehoben. Es soll sehr schwierig sein, dort einen Platz zu bekommen.
Das Konzept hat mich nicht vollständig überzeugen können, auch wenn diese Schule ebenfalls gute Punkte vorzuweisen hatte. So gibt es auch hier ein musikalisches Projekt, AGs Hausaufgabenbetreuung und eine Mensa. Englisch ab Klasse 5, Französisch ab Klasse 6 und Latein ab Klasse 8. Der Unterricht findet an den Langtagen von 7.45 bis 16.25 Uhr (Mo, Mi, Fr) und an den Kurztagen (Di, Do) von 7.45 bis 13.30 Uhr statt, wobei die Unterstufe höchstens bis 15.20 Uhr Unterricht hat.
Fazit: Da uns diese Schule nicht sonderlich sympatisch war, kommt sie wahrscheinlich nicht in Frage. Es sei denn, die große Tochter hätte sich nun so insofern verschlechtert, als dass die Empfehlung für die Realschule ausgesprochen würde. Nur dann wäre dies eine Option.

Schule #3: Gymnasium
Eine katholische Privatschule, vor deren elitären Gehabe ich bereits vorgewarnt wurde.
Die Schule machte einen richtig tollen Informations- und Werbetag daraus. Denn dass sie im Prinzip um die Eltern und Kinder werben, wurde hier wenigstens offen und ehrlich gesagt. Wie schon an Gymnasium #1 wurden auch hier die Kinder von den Eltern getrennt. Sie machten verschiedene Stationen an der Schule mit und bekamen Unterrichtshäppchen präsentiert, während sich die Eltern sämtliche mehr oder weniger wichtige Informationen anhörten. Auch diese Schule bietet diverse AGs, um individuelle Talente und Interessen zu fördern. Englisch, Französisch, Latein und Spanisch werden auch hier angeboten.
Die Schule ist eine katholische und das spiegelt sich auch im schulischen Alltag wider – natürlich. So gibt es das Morgengebet, regelmäßige Gottesdienste, welche von den einzelnen Klassen organisiert werden und katholischen Religionsunterricht. Zwar können auch konfessionslose Kinder an der Schule aufgenommen werden, doch uns wurde deutlich gemacht, dass eine Abmeldung von diesen religiösen Inhalten nicht gerne gesehen und nur mit einem guten Grund vollzogen werden kann.
Es gibt für die Erprobungsstufe wöchentlich eine Orientierungsstunde, Hausaufgabenbetreuung bis zur 7. Klasse, die Möglichkeit vor Ort Nachhilfe zu bekommen, diverse Medienräume und eine Präsenzbücherei. Auch hier wird individuell gefördert, in einzelnen Fächern nach dem Drehtürmodell verfahren und die Schule kooperiert mit großen Firmen vor Ort, um die Kinder in diverse Berufe hereinschnuppern lassen zu können.
# Die katholische Ausrichtung stört die große Tochter, auch wenn uns diese Schule insgesamt gut gefallen hat. Allerdings ist sie nicht getauft und ist aktuell schon auf der katholischen Grundschule nicht sonderlich glücklich mit all den Gottesdiensten. Hier melde ich sie allerdings nicht ab, da ich der Meinung bin, dass sie sich erst gegen etwas entscheiden kann, wenn sie es kennen lernen konnte. In der weiterführenden Schule allerdings dürfte sie das. Theoretisch. Hier nun eben nicht, bzw. nur sehr ungerne. Ein großer Minuspunkt für die Schule.
# Die Schule ist wunderbar gelegen. Wirklich. In einem Wäldchen, abseits der nächstgrößeren Stadt. Besonders im Sommer haben die Kinder im Prinzip einen wundervollen Park da oben. Insgesamt wirkt diese Schule, im Vergleich zu den anderen 3en, sehr Kompakt und klein.
# Die große Tochter traf bereits bei der Besichtigung einige Klassenkameradinnen und freute sich sehr. Sie würde definitiv einige Mädchen (und Jungen) aus ihrer Grundschulklasse auch in ihre neue Schulklasse bekommen.
Fazit: Wir waren überrascht. Sehr positiv. Denn bislang hörten wir nur negatives von dieser Schule und schauten sie uns an, um uns eine eigene Meinung bilden zu können. Wir fürchteten allerdings, dass all das Gehörte nur bestätigt werden würde. Stattdessen ist dieses Gymnasium nun eine echte Option. Eben weil alles so anders wirkte, als erwartet. Die Schule ist insgesamt doch sehr modern, trotz der katholischen Ausrichtung. Früher war es ein Internat für Jungen und wurde von Padres geführt. Aber auch heute ist die religiöse Ausrichtung sehr deutlich spürbar, überall. So hat die Schule eine eigene große Kapelle, wo eben regelmäßig Messen stattfinden und es leben sogar noch einige Padres auf dem Gelände, welche die Seelsorge übernehmen. Die Schule steht dazu, dass sie missioniert und bezieht dazu klar Stellung. Mir persönlich ist das zu viel. Aber die große Tochter wird schlussendlich entscheiden, ob sie das möchte.

Schule #4: Gymnasium
Dieses Gymnasium markierte die letzte Schule auf unserer Liste und auch hier warteten wir gespannt auf den großen Tag.
Die Kinder machten an verschiedenen Stationen halt, während wir Eltern uns eine eher lockere Informationsrede anhörten. Der Direktor betonte mehrfach, dass er keine so große Rede schwingen möchte und nur das nötigste erzählt, da den Eltern am Ende sonst nur der Hintern wehtut und der Kopf dröhnt – wie recht er doch hat!
Die genaue Ausrichtung, das Leitbild und andere interessante Details wurden erst beim Rundgang durch die Schule erläutert. Immer wieder, in kleinen Häppchen und von den entsprechenden Fachlehrern bzw. einer Oberstufenschülerin und unserem Lehrer, der uns führte. Diese Art empfand ich als deutlich weniger anstrengend, denn so hatte ich immer wieder die Möglichkeit die gesagten Dinge abzuspeichern und bekam nicht gleich darauf das nächste, wichtige Detail gesagt.
Die Schule hat etwas weniger Schüler, als Schule #3, dafür aber mehr Gebäude. Die Erprobungs-, die Mittel-, wie auch die Oberstufe haben jeweils eigene Gebäude, was mir (und der Tochter) gut gefiel. Es gibt auch hier eine Hausaufgabenbetreuung, schuleigene Nachhilfemöglichkeiten, diverse Computer- und Selbstlernräume und sogar zwei Sporthallen, eine davon mit Kletterwand. Natürlich sind auch hier viele viele Angebote vorhanden, um die eigenen Interessen und Fähigkeiten weiter zu schulen. Die Schule bietet außerdem einige Extras, um einen leichteren Einstieg in das gymnasiale Lernen zu ermöglichen.
Dieses Gymnasium hat eine stark naturwissenschaftliche Ausrichtung, vernachlässigt aber auch die anderen Bereiche nicht, sodass für jedes Kind etwas dabei sein wird. Besonders dem Liebsten hat gut gefallen, dass den Kindern hier näher gebracht wird, wie im Labor gearbeitet wird. Ein wichtiger Punkt, falls es zum Studium eines naturwissenschaftlichen Faches kommen sollte – und wenn nicht, so macht dieses Wissen gewiss auch nicht dümmer.
Fazit: Ich persönlich tendiere zu dieser Schule. Rein gefühlsmäßig und vom Eindruck her, welchen die Schule macht. Hier wird gut vorbereitet, auch – und besonders – auf ein späteres Leben als Auszubildende/r oder Student/in. Die große Tochter kann hier – dank schuleigener Mensa – sogar ein warmes Mittagessen bekommen, was ich persönlich sehr wichtig finde. An Schule #1 und #2 gibt es diese Möglichkeit aber auch. An Schule #3 hingegen nur eine Bäckerei.

Gedanken zum Schluss:
Ich finde es wahnsinnig schwierig, hier eine Entscheidung zu treffen. Besonders zwischen Schule #3 und #4. Sie liegen im Prinzip beide gleichauf, nur hat Schule #4 einige Punkte auf der Pro-Seite, die Schule #3 fehlen. Viel mehr ist es tatsächlich gar nicht.
Mir persönlich sind die naturwissenschaftlichen Möglichkeiten an Schule #4 sehr wichtig. So sind die Räume recht neu und entsprechend modern eingerichtet. Es gibt AGs, welche die Arbeit mit Tieren (Aquarium, Mäuse) näher bringen und im Unterricht der Mittelstufe werden sogar Forellen ausgenommen, um die einzelnen Organellen im Biologie-Unterricht besser erläutern zu können.
Schule #4 hat natürlich die ideale Lage als großen Vorteil. Wie der Direktor deutlich machte, ist es so kaum möglich zu schwänzen, da die Möglichkeiten einfach sehr gering sind. Für später vielleicht ein wichtiger Punkt. Aber auch so ist ein schönes Klima wichtig, um gut lernen zu können, das bietet die Schule definitiv. Allerdings steht Schule #4 dem nicht in vielem nach. Sie liegt nur eben im Herzen des Städtchens, ebenfalls höher gelegen, sodass auch hier der Ausblick gegeben ist.
Die Schlüsselargumente sind für mich folgende:
Schule #3 ist stark katholisch ausgerichtet und missioniert zugleich. Es gibt keinen evangelischen, ethischen oder philosophischen Ersatzunterricht. Das empfinde ich als großen Nachteil. Ich möchte, dass mein Kind die Möglichkeit hat, sich entscheiden zu können, was allerdings nur möglich ist, wenn sie auch eine AUSwahl hat.
Schule #4 punktet mit der naturwissenschaftlichen Ausrichtung ganz stark. So wird die große Tochter nach einem Abschluss dort deutlich mehr Möglichkeiten haben, als an einer der anderen besichtigten Schulen.

Im Endeffekt ist es so, dass die große Tochter die Entscheidung wird treffen dürfen. Sie ist sich lediglich zwischen den letzten beiden unschlüssig, welche für mich beide okay wären. Freundinnen hätte sie an beiden Schulen, nur ihre ♥-Freundin kommt auf die Realschule. Was ich persönlich gar nicht mal sooo schlecht finde, denn andernfalls würde sie sich an ihr orientieren.
Die Anmeldetermine beginnen Anfang Februar und enden zum Monatsende. Ich bin gespannt, wie sich die Tochter entscheidet und werde wohl berichten.