Nachdem wir den Besichtigungsmarathon hinter uns gebracht hatten, stand Ende Januar auch gleich das Beratungsgespräch beim Klassenlehrer der großen Tochter an. Wir waren gespannt, was da kommen mag und hofften für die Tochter, dass er ihrem Wunsch, auf das Gymnasium zu dürfen, entsprechen würde.
Zunächst einmal fragte er uns, wo wir sie sehen würden. Huh, ich dachte, das liefe anders herum?! Nun, wir erklärten ihm, dass wir sie auf das Gymnasium schicken wollten, da sie die Voraussetzungen erfüllt. Sie hat gute Noten, lernt vor den Klassenarbeiten selbstständig, aber nicht übermäßig viel (manchmal auch gar nicht, aber das ist eine andere Geschichte), ist motiviert und hat eine schnelle Auffassungsgabe. Das sah er alles gleich genauso und meinte, er sehe sie ebenfalls auf dem Gymnasium. Uneingeschränkt.
Im Anschluss ging er auf die einzelnen Fächer ein und verkündete uns die zu erwartenden Zeugnisnoten.

Deutsch
Sie schrieb die 6 Klassenarbeiten (3 Aufsätze, 3 Rechtschreibarbeiten) entweder „gut“ oder „sehr gut“, kommt wunderbar mit und gehört zu den Klassenbesten. Was das Lesen angeht, kann ihr nach wie vor niemand aus ihrer Klasse das Wasser reichen. Das „sehr gut“ ist auf dem Zeugnis in Stein gemeißelt. Sie macht gut im Unterricht mit, beteiligt sich viel und quatscht wieder weniger. Phasenweise war das allerdings recht schlimm, sodass sie mündlich sogar 2-3 stand, statt ihrer guten 2.
Im Lesen bekam sie die 1, im Rechtschreiben und Sprachgebrauch die 2 auf dem Zeugnis.

Mathe
Das ist das Fach, in dem sie sich immer wieder ärgerte. Sie kann Dinge, ist in der Klassenarbeit aber entweder zu langsam, weil sie jede Aufgabe dreimal nachrechnet, oder huscht so schnell durch, dass sie Flüchtigkeitsfehler einbaut. Außerdem haperte es immer an den Sachaufgaben. Diese wurden nie geübt, geschweige denn die allgemeine Herangehensweise trainiert, sodass die ganze Klasse große Schwierigkeiten hatte. Die große Tochter hat sich hier viel Mühe gegeben, übte Zuhause das Vermeiden von Flüchtigkeitsfehlern und wurde in den Klassenarbeiten entlohnt. Eine 2, dann eine 1 und zum Schluss wieder eine 2. Mündlich ist sie immer vorne dabei, macht mit und meldet sich ständig.
Sie verbesserte sich von einer 3 auf eine 2 und war überaus glücklich, als sie ihr Zeugnis sah.

Englisch
Dies ist auf der Grundschule zwar noch ein Nebenfach, doch so langsam wird es auch hier ernster. Hatte sie zuvor nie Hausaufgaben auf, so hat sich das geändert. Mittlerweile gibt es auch in Englisch Hausaufgaben. Inklusive Vokabeln abschreiben und lernen. Die Tests wurden häufiger, die Fehlerbenotung strenger. Die große Tochter mag Englisch, macht gerne mit und ist schon recht gut. In den Tests schrieb sie immer 2er und 1er, meldet sich ständig und macht mit.
Dennoch gab es auf dem Zeugnis nur eine 3 (mit einem unsichtbaren +), worüber sie sehr enttäuscht war.

Sachkunde
In der 3. Klasse besprachen sie unseren Kreis, jetzt in der 4. ist ganz NRW dran gewesen. Ich staune immer wieder, wie gut sie sich Dinge merken kann, auf der Karte Flüsse, Gebirge und markante Städte einzeichnet und sich allgemein sehr gut einbringt. Auch der Lehrer sieht das nicht anders. Sie schrieb in den Tests 2er, steht mündlich auch sehr gut und bekam auf dem Zeugnis ihre verdiente 2.

Insgesamt ist sie sehr sozial (oha?!), hilft anderen Kindern, wo sie kann und bringt sich in der Klassengemeinschaft ein. Sie kann anderen zuhören, sich aber ebenso gut durchsetzen und ihre Meinung vertreten. Wenn sie merkt, dass andere Schwierigkeiten haben, setzt sie sich für sie ein, wenn es sein muss auch laut und deutlich.
Sie arbeitet konzentriert, auch wenn in der Klasse Trubel herrscht. Nur mit den Freundinnen quatscht sie manchmal etwas zu viel, was sich im Durchschnitt aber nicht sonderlich von den anderen abhebt. Ihr Patenkind aus der 1. Klasse versorgt sie immer sehr hingebungsvoll, mittlerweile kommt er aber immer besser alleine zurecht.
Ihr Tischchaos hat abgenommen, ist aber immer noch da. Zumindest bekommt sie es nun so hin, dass nicht mehr überall etwas herunterfällt.
Zuvor bemängelten Lehrer immer, sie würde sich zu oft rückversichern, zu oft fragen, ob sie die Frage oder Aufgabe richtig verstanden hätte. Auch jetzt noch macht sie dies häufig, es hat aber abgenommen. Wir (und auch der Lehrer) bestärken sie immer wieder, sie solle sich etwas zutrauen und das scheint sie langsam, aber sicher, anzunehmen.

Im Beratungsgespräch kam nun nichts neues heraus, soweit ist alles bekannt gewesen.
Zwischenzeitlich gab es das Zeugnis, worüber die große Tochter sehr froh war. In Religion und Sport eine 2, in Musik eine 1 und in Kunst eine 3. Also eine 2,1 im Durchschnitt. Auch die ausführliche Bewertung liest sich super und lässt mich als Mama vor stolz beinahe platzen. ♥

Nächste Woche steht die Anmeldung an der weiterführenden Schule an. Die Große entschied sich für Gymnasium #4, auch wenn ihr #3 ebenfallssehr gut gefiel. Das Religions-Ding brachte Schule #3 halt einen dicken Minuspunkt.
Jetzt sind wir gespannt, wie sie sich weiter entwickelt, welche Stärken und Schwächen sich zeigen werden und was die Zukunft bringen wird. Spannend alles.