Ich finde es wahnsinnig schön und wichtig, wenn Kinder die Möglichkeit haben mit Tieren aufzuwachsen. Sie lernen Rücksicht zu nehmen, gewinnen Selbstbewusstsein und Verantwortungsgefühl und üben soziales Verhalten. Besonders ein Hund gibt Ruhe und Stärke, ist ein guter Freund und macht zwangsläufig aktiver. Andererseits aber bedeutet er auch Arbeit, Zeit, Geduld und Umstellung. Muss man zunächst sein Vertrauen gewinnen und ihn erziehen, kommen später diverse Einschränkungen dazu. Ein Tagesausflug in die Großstadt – kann der Hund mit? Urlaub in Übersee – tut man ihm eine Flugreise an? Besuch bei Freunden – sind Allergien vorhanden und mögen die Freunde Hunde, haben sie andere Kleintiere?

Auch bei uns musste die Idee, einen Hund einziehen zu lassen, erst einmal reifen. Schon seit Jahren wollten wir. Unbedingt. Doch da ist die Zeit, die fehlt. Die Unentschlossenheit, ob es ein Hund aus dem Tierheim oder einer vom Züchter sein muss. Und die Angst, es nicht zu schaffen ihm gerecht zu werden.

Zeit – schaffen wir das?

Da ist natürlich die Zeitfrage. Der Liebste studiert. Ich gehe zur Schule. Und auch die große Tochter geht zur Schule und wird danach teils betreut. Die meisten von uns verbringen also den Großteil des Tages außerhalb. Wo soll da ein Hund reinpassen, fragten wir uns. Aus diesem Grund blieb das Thema „Wir wünschen uns einen Hund“ auch lange Zeit ein großer Traum. Es passte einfach nicht, so sehr wir es auch drehten und wendeten.
Erst seitdem der Liebste nicht mehr täglich 12 Stunden aufwärts aus dem Haus ist, sich meine Schullaufbahn dem Ende neigt und die große Tochter zukünftig deutlich früher Zuhause sein wird rückte der Hundewunsch in greifbare, realistische Nähe.

Vom Züchter oder aus dem Tierheim?

Anfangs versteiften wir uns sehr auf einen Welpen vom Züchter. Er ist unbelastet, hat noch keinerlei Erfahrungen gemacht und ist jung und wissbegierig um viel zu lernen. Andererseits ist er wirklich unerfahren, jung und testet viel aus. Außerdem kann man auch nicht einfach jeden Züchter nehmen, denn auch diese züchten nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern eben um Geld zu verdienen. Da gibt es solche und solche. In Deutschland gibt es zudem keine klaren, gesetzlichen Regelungen zu dem Thema, sodass Züchter nach eigenen Kriterien arbeiten. Da gibt es ganz sicher die seriösen, die auf das Hundewohl achten. Genauso gibt es aber auch diejenigen, die in Masse produzieren, bei denen die Hygienebedingungen nicht stimmen und wo die Tiere krank zum Verkauf angeboten werden. Profitgier und so.
Tierheimtiere sind aber so eine Sache. Sie haben eine Vergangenheit, wurden teilweise schlecht behandelt und tragen vielleicht seelische Narben. Wir waren uns unsicher, ob wir es schaffen würden einem Hund wieder Vertrauen in die Menschen geben zu können. Außerdem leben hier eben auch Kinder, die gebissen werden könnten. Andererseits ist aber auch nicht jeder Hund aus dem Tierheim schwer geschädigt, kam vielleicht nicht dahin, weil er grobe charakterliche Schwächen hat, sondern weil die Besitzer überfordert sind, ihn sich finanziell nicht (mehr) leisten können, als Straßenhund auf dem Ausland oder aus anderen Gründen. Tierheime sind nicht auf Kommerz ausgelegt. Die Menschen dort arbeiten häufig ehrenamtlich, haben einen hohen Anspruch an ihre Arbeit und wollen nur das beste für die Tiere.

Ja, Nein, vielleicht?

Wir überlegten hin und her und entschieden uns dann 2013 – endlich! – dafür.
Die Zeitfrage war geklärt und wir recherchierten ein wenig hier und da und unsere zuvor in Stein gemeißelte Tierheimphobie bröckelte. Wir konnten uns für keine Rasse entscheiden, fanden keinen guten Züchter und keine Welpen, die zu uns passten. Daher blieb 2013 doch hundelos. 2014 war anfangs sehr stressig, sodass auch hier wenig Raum für diese Überlegungen blieb. Doch an einem Wochenende vor einiger Zeit fuhren wir ganz spontan ins Tierheim. Nur um mal zu gucken. Wie das halt so ist. Direkt auf Anhieb verliebten wir uns in zwei Hundedamen, die wir am liebsten beide direkt mitgenommen hätten. In den darauf folgenden Tagen kamen wir zum Gassigehen vorbei und lernten die beiden näher kennen. Leider hatten beide Hündinnen aber weitere Interessenten, die sie wesentlich früher als wir zu sich nehmen konnten. Da waren wir dann also. Wieder am Anfang der Suche. In dem Tierheim war auch sonst kein Hund, bei dem es gefunkt hätte, also beließen wir es wieder dabei.
Und dann fuhren wir spontan in ein anderes Tierheim. Wir wurden nett empfangen, super beraten, bekamen eine Empfehlung und gingen mit dem Hund direkt Gassi. Uns wurde offen und ehrlich gesagt, was seine Macken sind, woran noch zu arbeiten ist und wie die Einschätzung seines Wesens ausfällt. Wir verliebten uns direkt, gingen noch einige Male Gassi mit ihm, nahmen ihn für einen Probetag mit und holten ihn am letzten Schultag vor den Ferien ganz zu uns. Keine 2 Wochen lagen zwischen dem Kennenlernen und seinem Einzug.

Hund aus dem Tierheim - gute Entscheidung. Cäsar

Der neue in der Heldenfamilie heißt Cäsar, ist 6 Monate alt und war ein Fundhund. Er ist scheu und freundlich, liebt Menschen, ist aber auch schreckhaft und tollpatschig.  Er wurde bereits einmal vermittelt, kam aber direkt am nächsten Tag zurück. Weil er sich ob des kreischenden und ständig an ihm herumzubbelnden Kleinkindes apathisch in eine Ecke verzogen hatte und nicht mehr ansprechbar war. Anfangs war er uns gegenüber scheu, wollte ohne Hundekumpel nicht spazieren gehen und es kostete ein wenig Geduld ihn aus der Reserve zu locken. Doch schon bald kam er freiwillig mit und freute sich, als wir am nächsten Tag wieder kamen.
Nun ist er heute 5 Tage bei uns, lebt sich so langsam ein und hat noch einiges zu lernen.
Er ist noch nicht stubenrein, läuft manchmal ohne Leine ums Haus, hört natürlich gar nicht, ist schreckhaft und ängstlich aber auch furchtbar anhänglich.
Er macht unseren Alltag witziger, verschmuster und aktiver und wir sind gespannt, wie das alles noch so wird. ♥