Schon lange wünscht sich die große Tochter ein eigenes Smartphone. Kein Wunder, denn sie gehörte zu den letzten ihrer 4. Klasse, die noch einen einfachen Laberknochen besitzen. Damit konnte sie nicht am Klassenchat teilnehmen und war uncool deluxe.
Doch nur um dazu zu gehören wollten wir ihr nicht ad hoc ein Smartphone kaufen. Das wäre fatal. Wir hielten an unserem Versprechen fest, dass sie eins bekommt, sobald sie die Grundschule abgeschlossen hat. Unter der Voraussetzung ein ordentliches Zeugnis mitzubringen. Klar war auch von vornherein, welches Gerät sie bekommen wird. Es sollte kein topaktuelles Gerät sein. Sondern ein abgelegtes vom Liebsten. Dieser hatte nämlich noch bis vor kurzem selbst das 3er ApfelPhone.

Doch bevor es soweit war, dass die große Tochter das Gerät ausgehändigt bekam, wurden einige Vorkehrungen getroffen und Regeln abgesprochen.

Die Einrichtung des Geräts

Nachdem der Liebste alle seine Daten gesichert und das Gerät auf Anfang zurückgesetzt war, musste ich mir überlegen, was die große Tochter benötigt, was nicht und wie das alles umsetzbar ist.
Sie hatte einige Wünsche, die ich ihr teils auch erfüllen wollte. So fanden einige Apps den Weg auf ihr neues Gerät: ein Stundenplan, die Messenger-App, etwas zum Üben von Vokabeln und einige Spiele.
Anders herum habe ich aber auch einige Dinge deaktiviert. Probeweise hatte sie in den ersten Tagen zwar auch mobiles Internet, dieses schaltete ich schlussendlich aber doch aus. Die große Tochter hat nur eine Prepaid-Karte. Theoretisch ist der Messenger auch unterwegs kostenlos nutzbar. Praktisch nutzen aber auch viele andere Apps das Internet, was wiederum Kosten verursacht. Leider kann man auf dem 3er ApfelPhone noch nicht regulieren, welche Apps das mobile Internet nutzen dürfen.
Ausgeschaltet habe ich also das mobile Internet, die Nutzung des Stores, In-App-Käufe und den Browser. Letzteres fand die Tochter gar nicht gut und argumentierte mit wichtigem Googeln bezüglich der Schule. Das kann sie aber auch wunderbar am heimischen PC erledigen.

Unsere Regeln

Ohne Regeln geht es nicht. Erst recht nicht bei einer 9-jährigen. Also überlegten wir gemeinsam, was uns wichtig ist.

  1. Begrenzte Nutzungszeiten & Benimm-Regeln

    Zum einen soll das Kind nicht ständig am ihrem Smartphone sitzen. Zum anderen aber auch wissen, was gar nicht geht, denn auch was ein Smartphone angeht, so gibt es Benimm-Regeln.
    Also haben wir gemeinsam beschlossen, dass sie das Gerät einmal täglich aufladen darf. Das klingt zunächst nach viel Smartphone-Zeit. Ist es aber gar nicht. Denn wenn sie spielt, ist der Akku nach 90, spätestens aber nach 120 Minuten leer. Auf den ganzen Tag verteilt ist das eine gute Maximalzeit.
    Außerdem gibt es handyfreie Zonen und Zeiten. So gibt es kein Smartphone zu den Mahlzeiten, in der Schule hat es ausgeschaltet zu sein (auch eine Schulregel) und bei Besuch, Gesprächen etc. hat es nichts in ihrer Hand zu suchen. Ist sie in der Öffentlichkeit unterwegs und spielt Spiele oder hört Musik, so soll sie darauf achten ihre Mitmenschen nicht zu stören und den Ton (leise) über die Kopfhörer laufen zu lassen. Sicherlich werden sich hier aber noch Alltagssituationen ergeben, sodass noch weitere Punkte hinzu kommen werden.
    Insgesamt ist aber wohl die beste Regel, dem Kind mit gutem Vorbild voran zu gehen.

  2. Downloads sind Elternsache

    Da der Store deaktiviert und nur durch ein von mir festgesetztes Passwort wieder aktivierbar ist, übernehme ich (wahlweise der Liebste) das Installieren von Apps. So ist gleichzeitig gewährleistet, dass diese auch kindgerecht sind. Dabei achten wir auf die Altersfreigabe, die Inhalte und den Sinn. Wenn die Tochter Wünsche hat, schauen wir sie uns an und entscheiden dann individuell.

  3. Einrichten einer Code-Sperre

    Um das Gerät der großen Tochter vor unbefugtem Zugriff zu schützen, habe ich eine Code-Sperre eingerichtet. So ist gewährleistet, dass das Gerät, sollte es verloren gehen, nicht von Fremden genutzt werden kann.
    Wir sprachen außerdem darüber, dass sie diesen Code für sich behält und nicht weiter gibt.

  4. Social Media

    Die Große Tochter wünscht es sich sehr, endlich einen Account beim großen blauen Buch zu bekommen. Eigentlich wüsste ich auch nicht so recht, mit welchen Argumenten ich ihr da entgegentreten könnte. Praktischerweise gibt es aber Geschäftsbedingungen, die eine Anmeldung erst ab 13 Jahren erlauben. Hier halte ich mich ganz gerne an die Vorgaben, auch wenn bereits viele jüngere Kinder dort zu finden sind. In 3,5 Jahren richten wir gerne einen Account ein. Vorher nicht.
    Und da das so praktisch ist, gilt selbiges auch für alle anderen Social Media Kanäle. Frühestens mit 13 darf sie dort Accounts haben.

  5. Datenschutz hat Priorität

    Auch wenn die große Tochter noch gar nicht viel online unterwegs ist, sprechen wir häufig über Datenschutz und die Notwendigkeit sich selbst immer mal wieder zu hinterfragen. Sie weiß, dass

    *keine Fotos öffentlich gepostet werden, die ihr Gesicht erkennen lassen.

    *keine Statusmeldungen gepostet werden, die ihren Aufenthaltsort verraten.

    *keine Adressdaten weitergegeben werden dürfen.

    *sie im Internet anonym bleiben muss.

  6. Vertrauen ist gut, kontrolliert wird trotzdem

    Auch wenn ich der großen Tochter durchaus zutraue, dass sie sich an die Regeln hält, weiß sie, dass ich in unregelmäßigen Abständen kontrollieren werde, was sie am Smartphone so treibt. Nachrichtenverläufe des Messengers und ähnliches werde ich entsprechend immer mal wieder durchsehen. Es gibt viel zu viele Dinge, die absolut nicht jugendfrei sind, dennoch aber bei Kindern landen.

Post it's mit der Handynummer für die KlassenkameradenSeit Beginn der Sommerferien ist die große Tochter nun stolze Besitzerin eines 3er ApfelPhones und ziemlich glücklich damit. Zuvor verteilte sie noch kleine Post it’s an ihre Klassenkameraden, um auch mit denen in Kontakt zu bleiben, die auf eine andere weiterführende Schule wechseln werden.
Glücklicherweise blieb der befürchtete Hype um das Gerät aber aus. Sie hat kein übergeordnetes Interesse daran, stundenlang auf den kleinen Bildschirm zu starren. Ab und zu spielt sie ein wenig, checkt ihre Nachrichten oder schreibt dem ein oder anderen – mehr aber auch nicht.
Zwischenzeitlich muss sie nur noch lernen, dass die Menschen ihr nicht sofortundaufderstelle antworten können/wollen und sie ein wenig Geduld haben muss. Außerdem hat sie noch ein paar Probleme mit der Autokorrektur.

Nichtsdestotrotz ist uns auch bewusst, dass diese Regeln immer mal wieder neu vereinbart werden müssen, je älter sie wird. Denn auch das Nutzungsverhalten wird sich ändern und darauf müssen wir als Eltern entsprechend reagieren.