Vor etwa 5 Jahren bekam der Liebste von seiner Oma ihr Auto überlassen. Sie selbst war mit dem Autofahren überfordert und brauchte es nicht mehr. Der Liebste hingegen fuhr einen 17 Jahre alten Kombi, den man nicht so schnell tanken konnte, wie er das Benzin verbrannte. Win-Win also für beide.
Nun ist es aber so, dass dieses Auto ein SUV ist und auch nicht sooo wenig verbraucht. Knapp 10 Liter im Durchschnitt. Das ist schon happig. Hinzu kommt noch, dass die große Stadt – in der wir auch öfter sind – zur Umweltzone geworden ist und wir nun nicht mehr reinfahren dürfen. Blöd. Sehr sogar. Viele weitere Kleinigkeiten bewogen uns dazu, über ein neues Auto nachzudenken.
Nachdem wir in den letzten Jahren ein bisschen Geld beiseite legen konnten und des Mannes Äpfelchen-Reparatur-Werkstatt ganz gut lief, haben wir uns nun dazu entschieden ein neues gebrauchtes Auto zu kaufen. Anfangs suchten wir mehr sporadisch und waren etwas überfordert vom gigantischen Markt. Nach und nach stellten wir eine „Must-have“-Liste zusammen und kreisten den Kreis der in Frage kommenden Wagen ein.
Letzte Woche war es dann soweit und wir machten uns auf den Weg in den Ruhrpott, um uns ein Auto anzusehen. Es hat Isofix, 7 Sitze, einen abschaltbaren Beifahrerairbag, Euronorm 4, einen annehmbaren Kilometerstand, tankt Diesel und liegt in unserem Budget. Alles passte also. Theoretisch. Vor der Abfahrt wunderten wir uns noch, wieso der Händler ausgerechnet am Tag der Besichtigung den Preis anhob. Immerhin um ganze 300,- €. Wir spekulierten auf eine höhere Verhandlungsbasis. Dass der Händler das aber gar nicht vor hatte, ahnten wir erstmal nicht. Als uns das Auto nach Ewigkeiten Wartezeit endlich gebracht wurde (es parkte auswärts), waren wir erstmal vom Zustand … äh… geschockt. Auf den Bildern sah man nichts davon – Däumchen hoch für den Fotografen -, aber in real sah das Auto aus, als sei eine Horde wild gewordener Paviane mit Drahtbürsten auf ihn los gegangen. Überall Kratzer und Schrammen, teilweise bis auf’s Metall. Mit Rostpotential also. Innen gab es abgesehen von der fehlenden Laderaumabdeckung nichts zu beanstanden. Also fuhren wir ihn Probe. Mit einem Besuch in der nächsten TÜV-Werkstatt, um das Auto grundlegend durchchecken zu lassen. Es war ein T.R.A.U.M.! In unserem muss man sich bei 100 km/h schon sehr laut zurufen, um sich unterhalten zu können. Purer Luxus also, ein Gespräch in normaler Lautstärke führen zu können. Auch das Schnickeldi wie der Boardcomputer, die automatische Handbremse und das Keyless Go konnten sich sehen lassen. Der TÜV hatte nur eine Handbremse (erst später erfuhren wir, dass das ein 600-Euro-Schaden ist) und falsch eingestellte Leuchten zu beanstanden und wir wären fast in die Verhandlungen mit dem Händler gegangen. Wenn er denn hätte verhandeln wollen.
Ein so unprofessionelles Verkaufsgespräch hab ich noch nie führen müssen. Der – sehr junge – Verkäufer saß an seinem Schreibtisch, hob kaum seinen Blick vom PC-Bildschirm und erklärte uns, der Preis sei vom Chef angehoben worden und er hätte gewiss seine Gründe. Die kaputte Klimaanlage tat er ab. Warum der Zahnriemen bereits bei knapp 30.000 km getauscht wurde, konnte er uns auch nicht sagen. Und die Kratzer gehörten halt zu einem so alten Wagen.
Als wir den Händler verließen, waren wir ziemlich verärgert von der mangelnden Professionalität. Aber etwas Gutes hatte das Ganze dann doch: wir wussten, dass es wirklich dieser Wagentyp sein soll.
Der Liebste suchte in den darauf folgenden Tagen also weiter. Hier und da wurde er fündig, aber die Kontaktaufnahme zu den Verkäufern zeigte dann immer, dass der Wagen entweder grad anderweitig verkauft wurde, keine Anhängerkupplung oder keine 7 Sitze hatte oder es fehlte sonst irgendwas.
Ein paar Tage später waren wir erneut unterwegs zu einer Probefahrt. Der Händler wollte uns das Auto reservieren und der Mann suchte mehrere Autohäuser raus, die es ebenfalls da hatten und auf der Strecke lagen. 200 km, fast gute 2 Stunden Fahrt und mehrere Staue später waren wir nur noch 10 Minuten entfernt, als der Händler anrief. Sein Kollege habe den Wagen verkauft. Er ist weg. Ärgerlich, wenn man so weit fährt. Noch ärgerlicher wurde es nur, als der Mann die Online-Anzeigen der anderen Anbieter checkte und auch diese verschwunden waren. Er rief dann sogar bei einem an, der eigentlich unser geplantes Budget gesprengt hätte, aber auch dieser war schon weg. Am Ende gab es noch einen, den wir uns ansehen konnten. In der Schwebebahnstadt angekommen, fanden wir ein, auf den ersten Eindruck, ganz nettes Auto. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppte es sich als Schrottkiste, die jemandem offenkundig als Wohnung gedient haben muss. Der Auspuff rappelt, die Lenkerabdeckung fehlt ebenso wie die Laderaumabdeckung, die vordere Leuchte wackelte, die Motorabdeckung hing locker und den Nachweis, über den angeblichen Zahnriemenwechsel vor 10.000 km, kann nicht einmal die holländische Werkstatt geben, die das gemacht haben soll. Zu allem Überfluss wurde in dem Auto geraucht. Da haben wir nicht einmal eine Probefahrt gemacht.

Zuhause angekommen begann die Suche von vorne. Viele Anrufe und Mails später hatten wir dann gestern einen Termin bei einem Händler in Baden-Würtemberg. Gute 250 km entfernt.
Die Fahrt war lang, aber das Mädchen verschlief sie fast komplett. Das Auto machte von weitem einen genauso guten Eindruck wie von nahem. Natürlich konnten wir keinen Neuwagen erwarten, das war uns klar. Ein paar Parkrempler muss man da einfach hinnehmen. Es sei denn, man setzt das Budget höher an, wozu wir aber einfach nicht bereit sind. Es ist nur ein Auto und soll uns von A nach B bringen. Nicht mehr und nicht weniger.
Die Probefahrt jedenfalls war relativ kurz. Beim TÜV konnten wir nicht vorbei, denn die waren übervoll. Aber eine andere Prüfstelle machte den Bremsentest und hob das Auto auf die Hebebühne, sodass der Mann mal schauen konnte.
Zurück beim Händler war der Kaufvertrag schnell aufgesetzt und wir die neuen Besitzer des Autos. „Juhu“ dachte ich so. Endlich keine Fahrerei mehr. Der Mann hatte sich Öffnungszeiten und Adressen für alle Eventualitäten aufgeschrieben, sodass wir schnell zum Straßenverkehrsamt nach Speyer düsen und ein Kurzzeitkennzeichen abholen wollten. Aus „schnell“ wurde dann aber lang, denn auf der Rheinbrücke gab es einen Unfall und es ging fast gar nicht voran. Just dann wurde das Mädchen niggelig und ziemlich laut. Fast 40 Minuten standen wir da so herum und ich beruhigte das Mädchen und versuchte es abzulenken.
Zum Straßenverkehrsamt ging dann nur der Mann rein, während ich das Mädchen frisch machte und sie fütterte. Doch schnell kam er wieder: Die EVB-Nummer braucht man (neuerdings?) auch für ein 3-Tage-Kennzeichen. Der Mann versuchte Frau Schwiegermutter zu erreichen, was allerdings fehlschlug. Also machte er etwas mit der Versicherung aus und bekam diese blöde Nummer nach Diskussionen mit unterschiedlichen Sachbearbeitern. Wieder rein ins Amt, nur um kurze Zeit später wutentbrannt zurück zu kommen. „Ällabätsch, wir sind nicht zuständig!“. Das sei das Amt in Wiesloch, welches aber leider, leider schon geschlossen hat. Ich sah uns schon heute wieder dahin fahren. Der Mann war wirklich sauer. Sowas hatte er bislang noch nie erlebt. Zuständigkeiten für Kurzzeitkennzeichen. Hallooo? Wir fuhren frustriert los, er drehte dann aber nochmal und wollte es nochmal versuchen. Tatsächlich kam er als mein persönlicher Held da raus: mit Zulassung und Nummernschildern. Yeah!
Wir düsten zurück zum Autohaus – welches eigentlich bereits geschlossen hatte, aber der Chef war so nett länger zu bleiben – luden den 2. Satz Reifen ein, tankten noch nebenan und konnten uns mit 2 Autos auf den Heimweg machen.
Augen auf beim Autokauf
Nach ein paar Kilometern mussten wir dann aber wieder anhalten, denn das Mädchen brüllte dem Mann die Ohren zum Tinnitus und hatte Hunger. Im gleichen Zuge tauschten wir dann auch die Autos. Der Mann war einfach durch mit dem Tag und das Mädchen blieb sehr unruhig. also fuhr ich das Auto mit dem Baby auf dem Beifahrersitz. Die Rückfahrt verbrachte ich mit Schnuller reichen, singen, reden und beruhigen. Das Mädchen schlief zwar kurz ein, aber das hielt nicht lange und ich war wirklich froh, als wir gegen 21.30 Uhr auf den Hof fuhren.
Als wir angekommen sind stellte der Mann die Babyschale auf den Esstisch, das Mädchen sah sich um, grinste selig und seufzte. Nach so einem langen Tag ist Zuhause noch schöner, als ohnehin schon. Nicht nur für das Baby.

Aber: Wohohoooo! Wir haben ein neues Auto!

Heute dann noch Versicherungsscheiß. Wechsel von der einen zur anderen mit Übernahme der Schadensfreiheitsklasse der Liebstenoma. Allerdings… ach, lassen wir das. Nun ist das Auto versichert, angemeldet, geputzt und WIR HABEN EIN NEUES AUTO!!!