Heute hatten wir einen Kinderarzttermin. Das Mädchen sollte zur U5 vorstellig werden und bei beiden Kindern stand eine Impfung an. Einmal 6-Fach und einmal 4-Fach.
Da das Mädchen aktuell so schlimm zahnt und die Verdauung verrückt spielt, und weil die Große seit Montag eine Rachenentzündung hat, war ich bei den Impfungen unschlüssig.

Als die Ärztin ins Behandlungszimmer kam – nach immerhin 40 Minuten Wartezeit, wozu machen wir eigentlich einen Termin? – war das Mädchen schon nur noch so lala gelaunt. Die Ärztin sprach sie an, gab ihr ein Stäbchen in die Hand, kontrollierte, ob sie dem Licht mit ihren Blicken folgt, hörte sie ab, schaute in den Rachen und die Ohren und tastete den Bauch ab. Alles bestens.
Dann zog sie sie an den Händen zum Sitzen hoch und das Mädchen wollte begierig sitzen bleiben – will sie immer. Da kam die erste Kritik. Das Baby soll nicht sitzen, das ist ungesund, blablabla. Weiß ich. Und sie darf auch nur sehr selten und dann wenig sitzen. Meist beschränkt es sich tatsächlich auf die Brei-Mahlzeit plus vielleicht 10 Minuten auf den gesamten Tag verteilt. – Wollte die Ärztin aber gar nicht hören und tat es auch nicht. Stattdessen fragte sie, wann die Große denn gekrabbelt sei. Als ich ihr mitteilte, dass sie gar nicht krabbelte und sich stattdessen direkt selbst aufsetzte, aufstand und an den Möbeln entlang lief (nach dem „nicht krabbeln“ hörte sie mir nicht mehr zu),  sagte sie mir allen ernstes, dann habe ich das bereits bei der Großen falsch gemacht und sie sitzen lassen. Sonst wäre sie ja gewiss gekrabbelt. Wie jedes Baby halt. Ich wies sie nochmal darauf hin, dass das so nicht war, aber sie überging das einfach.
Als nächstes kam die Frage, ob sie schon Brei bekommt. Ich bejahte, konnte bei der Menge aber keine echte Angabe machen. Sie bekommt ihn (fast) täglich angeboten, isst aber wenig, spuckt das meiste davon wieder aus und matscht lieber damit herum. (Grad heute hat sie entdeckt, dass man nicht nur Sabberweitspucken machen kann, sondern auch wunderbar mit Brei.) Da kam die zweite Kritik. Das Baby brauche un-be-dingt mehr Vitamine und Mineralstoffe, die Milch – auch noch PRE! – würde in keinem Fall ausreichen. Was ich mir dabei denke. Sie MUSS Brei essen! Mittag und Nachmittag müssten längst ersetzt sein. – Sehe ich minimal anders, denn das Baby bestimmt was es wann isst. So einfach. Und wenn das Baby meint, die Milch reicht noch und Brei ist bäh, tja dann ist das so, bis das Baby das anders sieht. Derweil biete ich ihn ihr weiter an, was soll ich auch sonst machen? Es ihr vielleicht eintrichtern??? – Ich versuchte der Ärztin noch zu erklären, dass sie momentan zahnt und sowieso sehr schlecht und wenig isst. Aber auch das wollte sie nicht hören.
Die Ärztin fragte, ob wir neues Vitamin D (Zymafluor) bräuchten, das müsste doch längst leer sein? Ich erklärte, dass wir mit dem Rest sicherlich nicht über die düsteren Wintermonate kämen und ein neues Rezept bräuchten. Erneute Kritik. Sie wachse so viel und brauche das Vitamin. Ohne geht gar nicht. – Weiß ich, aber in den Monaten, in denen wir viel draußen sind, verzichte ich darauf. Ist umstritten, weiß ich, aber wir haben das eben so entschieden. Fand sie – natürlich – gar nicht gut und hielt mir einen Vortrag.
Danach wollte sie wissen, ob sich das Baby selbstständig in die Bauchlage dreht, was sie ihr just in dem Moment vorführte. Erst „flog“ sie so herum (Arme und Beine hoch), dann stützte sie sich mit den Armen auf. Die Ärztin legte ihr ein Stäbchen vor die Hände, worauf das Mädchen es sich nahm und damit spielte. Aber sie stützte sich nicht auf die Ellenbogen ab. Macht sie sonst schon mal, aber eher selten. Das erklärte ich der Ärztin auf ihre Frage auch. Der vierte Kritikpunkt wurde fällig. Dass sich das Mädchen nicht abstützt, das ginge gar nicht. Das sei unumgänglich für’s Krabbeln. Und überhaupt, das müssten wir üben. Dann würde sie auch merken, dass die Bauchlage gar nicht so doof ist und es lieber machen. Als nächstes sollten wir ihr die Füße festhalten, damit sie unten blieben. – Diese Punkte hatten wir schon bei der U4 und wir übten seitdem tatsächlich. Fand das Mädchen aber ziemlich blöd. Das Stillkissen unter die Arme geklemmt ging manchmal noch, aber die Beine festhalten? Ein absolutes No-Go! – Ich erklärte gar nicht mehr, sie hört doch sowieso nicht zu!
Als es an die Impfung ging, brachte ich meine Bedenken vor: Das Mädchen zahnt ganz fies, zwar ohne Fieber, dafür aber mit Durchfall – ob es da so gut ist, sie zu impfen? Tat die Ärztin ab, ohne mir ganz zu Ende zuzuhören. Ist Quatsch, weil die Impfung ja nicht die Verdauung betreffe. Da sie mich so gar nicht ernst nahm und ich ihrem Urteil nicht vertrauen mochte, entschied ich eben gegen ihren Rat die Impfung zu verschieben. Und – Sie ahnen es bereits? – erneut Kritik. Wegen solcher Kinkerlitzchen eine Impfung zu verschieben sei aber nicht sehr klug. Jetzt seien wir ja schon mal da, das ginge auch ganz fix. Sie sei ja sonst fit und überhaupt. Ich blieb dabei, auch wenn ich resigniert nichts mehr erklärte. Der kleine Körper ist momentan mit dem Zahnen beschäftigt, muss ich ihm dann auch noch die Belastung der Impfung aufbürden? Obwohl es noch Zeit hat und warten kann? Mein Gefühl sagt mir, ich soll es lassen und mittlerweile höre ich auf mein Gefühl.
Die körperlichen Maße: Soweit in Ordnung, aber das Gewicht nicht ganz optimal und der Kopfumfang am oberen Grenzbereich. Das Mädchen wiegt 8590 Gramm, ist 69,5 cm groß und hat einen Kopfumfang von 46 cm. Sie sagte, wenn man vom Ausgangsgewicht von 4880 Gramm ausgehe, habe sie nicht genügend zugenommen. Sie hätte ihr Gewicht längst verdoppelt haben müssen, was bis heute – fast 7 Monate alt – immer noch nicht geschehen ist. Wieder war ich in Erklärungsnot. Schon zu Beginn hat das Mädchen zu viel abgenommen bzw. zu lange und hat dann nicht schnell genug zugenommen. Der Hauptgrund, wieso ich das Stillen nicht länger versuchen durfte. Ein verächtliches Kopfschütteln und der Kommentar, ich habe nicht früh genug reagiert.
Schaut man sich aber nicht nur die Kurve, sondern auch das Baby an, so wird schnell klar, dass sie ziemlich fit und agil ist und es ihr gut geht. Zählt das denn gar nicht? Natürlich gibt es Vorgaben und Werte, aber das sind doch alles nur Durchschnittsangaben – wer hat schon das Durchschnittsbaby Zuhause? Das eine ist eben schwerer, das andere leichter und die Mitte ergibt ein mittelleichtes Baby!

Vorsorge U5 - Perzentile vs. Baby

Vorsorge U5 – Perzentile vs. Baby

Auch die Problemen der Großen hat sie einfach abgetan. Seit einiger Zeit hat sie unter Belastung starke Schmerzen in den Knie-, Fuß- und Handgelenken. Das seien ganz normale Wachstumsschmerzen, solle sie sich nicht so anstellen. Erst als ich nachhakte, ob Wachstumsschmerzen nicht im Ruhezustand auftreten und das doch gar nicht sein könne, gab sie widerwillig zu, dass das stimme und ich halt mit ihr zum Orthopäden solle, wenn ich unbedingt wolle. Aber der würde sicherlich auch nichts finden. Dass die Große wirkliche und echte Schmerzen im Alltag hat – beim Gehen, beim Stehen, beim Sport – das registrierte sie gar nicht, nahm es überhaupt nicht ernst.

Ehrlich, Kritik im Allgemeinen ist nicht mein Problem. Doch das WIE, das ist für mich ausschlaggebend. Sie sprach mit mir, als sei ich eine präpubertäre Göre, die keine Ahnung hat und jetzt von Mutti eines besseren belehrt würde. Der Tonfall, die Art, das gesamte Gespräch waren einfach absolut daneben. Ich bin fast 30 Jahre alt, Mutter zweier Kinder, muss ich wirklich jemanden SO mit mir reden lassen?? Ich habe die Praxis ziemlich wütend verlassen, mit dem Gefühl, mein Baby sei nicht ok so, wie es ist. Sie hatte so viel – noch viel mehr als hier gelistet (z.B. die „fehlende“ Sprungbereitschaft) – zu bemängeln, und hat mich überhaupt nicht ernst genommen, was soll sowas?
Am liebsten würde ich diese Vorsorgeuntersuchung künftig bei einer Hebamme (oder einem kompetenten Arzt) machen lassen. Meiner Erfahrung nach betrachtet sie das ganz Kind und nicht nur einzelne Aspekte, die dann zerpflückt werden können. Da das nicht geht, überlege ich nun, ob ich nicht zu einem anderen Kinderarzt wechseln soll. Der wäre zwar deutlich weiter weg, ist aber ein ganz anderer Mensch. Mal sehen, ob das geht…