Eigentlich bin ich ein Mensch der nur wenig selbstsicher ist, der sich schnell von anderen verunsichern lässt. Dafür gibt es viele Gründe, die ich aber gar nicht näher ausführen mag.

Jedenfalls ist das aber in den Schwangerschaften anders. Schon bei Lotte habe ich gelernt auf mein Bauchgefühl zu vertrauen. Ich habe gelernt in mich hinein zu horchen und den für mich und mein Baby besten Weg zu wählen. Sicherlich mag da nicht jeder übereinstimmen und es gab da auch andere Meinungen, aber das ist dann eben so. Ich bin mir sicher, dass ich dadurch eine so wundervolle Schwangerschaft genießen konnte, die Geburt – trotz Not-Kaiserschnitt am Ende – als selbstbestimmt und richtig wahrgenommen habe, wahrnehmen konnte.
Das war in der Schwangerschaft mit Nina noch ganz anders. Da hatte ich gar kein (Bauch)Gefühl und verließ mich gänzlich auf die Ärzte. Die wissen schon was sie tun, dachte ich. Tja nun. Am Ende stand eine fürchterliche Schwangerschaft mit einer Geburt, die mich für Jahre an mir selbst zweifeln ließ.

Als ich nun also mit dem 3. Kind frisch schwanger war, fiel mir wieder ein dass sich sowohl der Arzt in der Geburtsklinik, als auch meine Frauenärztin gegen eine natürliche Entbindung ausgesprochen hatten. So rein aus Prinzip schon. Macht man halt nicht nach 2 Kaiserschnitten. Da gibt es auch gar keine Diskussion. Für mich halt schon, aber ich ließ das Thema ruhen und begab mich auf die Suche nach Krankenhäusern, die diesen Versuch eben doch zulassen, wenn – falls – alle Parameter stimmen.

Geburtsmodus: Massenabfertigung

Je näher der errechnete Geburtstermin des Winterkindes rückte, desto häufiger kam das Gespräch bei der Vorsorge auf den Geburtsmodus. Ich habe von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, dass ich es gerne noch einmal natürlich versuchen würde, wenn alles passt. Und meine Frauenärztin machte ebenso wenig einen Hehl daraus, wie schlecht sie die Idee findet.

Sie sprach von den Risiken und ich bestätigte ihr immer wieder, dass mir diese bewusst sind. Ich nannte ihr neben der Uterusruptur auch noch andere Risiken, auch um ihr zu zeigen, dass der Wunsch nicht eine unreflektierte Protestreaktion ist, sondern durchaus auf Wissen beruht. Ich habe einige (leider englischsprachige) Quellen gewälzt, die sich mit der Thematik befassen. Letzte Woche bin ich Dank Twitter auf das Interview mit Ute Taschner gestoßen und habe mir direkt im Anschluss das Buch „Meine Wunschgeburt*“ bestellt, welches ich grad auch noch verschlinge. (Es ist übrigens das erste deutschsprachige Buch, das sich mit der Thematik befasst. Und es ist sehr informativ, aber nicht beratend. Kann ich an dieser Stelle nur empfehlen, werde aber irgendwann auch noch eine Rezension dazu verfassen!)

Horrorstories – Danke auch

Nun hatte ich heute meinen nächsten Termin zur Vorsorge. Nachdem die Ärztin schon bei den letzten Terminen immer deutlicher und eindringlicher auf mich eingeredet hatte, gipfelte es heute in wirklichen Fiesheiten. Es fielen Sätze wie „…ich hatte bisher eine Uterusruptur und das Kind ist nun mehrfach schwerstbehindert, weil sie nicht schnell genug dran kamen!„, „So unverantwortlich! Am Ende sind Sie und Ihr Kind tot – wollen Sie das?“ und „Sie wissen aber schon, dass Sie dann von ihrem Kind getrennt werden und es in eine ganz andere Klinik verlegt werden muss…?„.

Sie redete auf mich ein, brachte mehrere Horrorgeschichten hervor und wurde auf der emotionalen Ebene immer wieder übergriffig. Anfangs versuchte ich ihr – erneut – klar zu machen, was mein Wunsch ist und worum es mir eigentlich geht, aber das überging sie einfach, behandelte mich, als sei ich überhaupt nicht mündig, als könnte ich eine solche Entscheidung nicht selbst treffen. Am Ende schwieg ich, überlegte aber ob es möglich wäre, die letzten Vorsorgetermine anderweitig wahrzunehmen. Ist es leider nicht, daher muss ich da wohl durch. Erstmal…

Es ist nichts entschieden!

Übrigens ist eine Entscheidung auch überhaupt noch nicht gefallen! Nach wie vor informiere ich mich. Nach wie vor wäge ich ab. Und warte erst einmal das Gespräch in der Wunschklinik ab. Ich weiß, dass die Klinik anthroposophisch ausgerichtet ist und keine Pauschalaussagen trifft. Dass die Klinik auf die einzelne Schwangere eingeht und individuell entscheidet, ob ein Versuch ermöglicht werden sollte oder eben nicht. Und das ist alles, was ich mir wünsche: Eine individuelle Beratung und Bewertung. Als ich. Und nicht als eine der Schwangeren mit Verlauf XY. Nicht weil das eben so empfohlen wird. Von wem eigentlich? Meine Frauenärztin konnte es mir gar nicht sagen. Schließlich ist das eben so…

Vorsorge die wütend macht

Heute jedenfalls verließ ich die Praxis nach der Vorsorge sehr wütend. Und enttäuscht, ehrlich gesagt. Ich hätte erwartet, dass mich meine Frauenärztin berät. Dass sie mir die Risiken durchaus nennt – na klar, darum geht es gar nicht – aber auch dass sie mich meine eigene Entscheidung treffen lässt. Ich hätte mir gewünscht dass sie akzeptiert, dass es nicht nur ihre Meinung gibt. Vor allem aber hätte ich mir gewünscht, dass sie individuell auf mich eingeht. Doch schon bei den vorhergehenden Terminen zeigte sie mir, dass ich als einzelne Schwangere gar nicht zähle. Sieht sie mich überhaupt? Oder sieht sie nur die beiden Kaiserschnitte da sitzen? Die Schwangerschaftsdiabetes? Die Übergewichtige? Was sieht sie?

Lange – wochenlang – habe ich versucht ihr zu verdeutlichen, dass ich durchaus weiß, was hinter meinem Wunsch steckt, was die Risiken sind und worauf ich mich da einlasse. Wenn sie mir aber nicht zuhört, auf ihr „die Empfehlung lautet aber…“ pocht, dann erkläre ich mich auch nicht mehr. Dann nicke ich, lächle (und winke innerlich), gehe und lasse mich dort individuell beraten, wo eine individuelle Beratung möglich ist. So ist das eben.

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