In den letzten Tagen ging es mir nicht so gut. Körperlich schon seit dem vorletzten Wochenende, denn ich quäle mich mit einer Erkältung herum, die tagtäglich schlimmer wird. Außerdem ist da noch die Seele, die verrücktspielt. Ich geriet bei jedem Ziehen und Ziepen in Panik, denn es stand nichts fest, was die Geburt angeht. Hätten die Wehen eingesetzt, hätte ich nicht gewusst, wo wir für die Entbindung hinfahren sollten. Eine so große Unsicherheit lässt mich gar nicht zur Ruhe kommen.

Die nächstgelegenen Krankenhäuser scheiden alle aus und der Termin in der Klinik, in der ich gerne entbinden würde, stand erst an. So fand ich mich immer wieder in der Gedankenspirale „Was ist wenn…?“ wieder.

Geburtsplanung – Kaiserschnitt oder spontane Geburt?

Ursprünglich wäre meine Wunschklinik wohl nie auf meiner Liste gelandet, aber durch eine Empfehlung stöberte ich auf der Webseite und fand mich schnell in deren Ausrichtung wieder. Anfangs haderte ich ein wenig, denn die Klinik ist nicht sehr nah dran. 1 Std. und 15 Min. auf der A45, das ist mit Wehen schon eine kleine Weltreise.
Etwas über 4 Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin hatte ich dort einen Termin zur Geburtsplanung. Ich war nervös, denn nur eine Woche zuvor war das sehr unerfreuliche Gespräch mit meiner Frauenärztin und ich war verunsichert. War das alles vielleicht doch eine Schnapsidee? Sollte ich mich doch beugen? Das tun, was die meisten tun? Irgendwie hat das vielleicht doch alles seinen Sinn…?

Andererseits ist mein Wunsch auch gar nicht so ungewöhnlich. Den meisten werdenden Müttern in Deutschland wird nur gar keine Alternative genannt. Klar dass es dann als üblich gilt, einen Kaiserschnitt zu machen. In den meisten anderen Ländern stellt sich die Frage nämlich gar nicht erst. Auch nicht nach 2 Kaiserschnitten.

Das Gespräch

Das Gespräch in der Klinik jedenfalls war ganz anders, als ich es befürchtet hatte. Die Ärztin sprach mit mir. Sie fragte mich nach meinen Wünschen und Vorstellungen und beriet mich fachlich.
Der Begriff Uterusruptur fiel übrigens kein einziges Mal, auch wenn sie durchaus von Risiken sprach, davon, dass ich nicht über den Termin gehen dürfte, wie eingeleitet würde. Und sie erklärte, dass schon bei kleineren Unregelmäßigkeiten doch der Kaiserschnitt vorgezogen werden würde.

Aber es gibt natürlich auch Voraussetzungen dafür, dass der spontane Versuch überhaupt in Frage kommt. So dürfen die Gewichtsschätzungen des Winterkindes nicht zu hoch sein, mein Blutzucker muss gut eingestellt sein und sie wollte die OP-Berichte zuvor sehen. An dieser Stelle war ich froh, dass ich Ninas Geburtsverlaufsbericht vorliegen habe, denn andernfalls wäre ich jetzt nicht mehr drangekommen. Immerhin liegt ihre Geburt schon über 12 Jahre zurück und die Unterlagen wären längst vernichtet worden.

Wir führten ein langes Gespräch, in dem alle Fragen geklärt wurden und verblieben mit einem Termin in der ersten Januarwoche. Dann sollte eine reguläre Vorsorge gemacht werden, sie wollte die Berichte lesen und an dieser Stelle eine endgültige Entscheidung über den Geburtsmodus treffen. Ich verließ die Klinik mit einem vorläufigen „ja“ für den natürlichen Versuch und war unheimlich erleichtert, endlich etwas Klarheit zu haben.

Beim Frauenarzt – negativ wie immer

Der Termin bei meiner Frauenärztin am nächsten Tag verlief wieder eher unerfreulich. Sie war verärgert, dass es keinen Brief für sie gab und glaubte mir nicht so recht, was ich ihr von dem Gespräch erzählte. Nachdem sie mit der Klinikärztin gesprochen hatte, berichtete sie dann ganz andere Dinge.

Nach ihren Aussagen würde in keinem Fall eingeleitet werden – was tags zuvor noch anders besprochen wurde – sondern stattdessen direkt ein Kaiserschnitt gemacht werden. Außerdem behauptete sie, es sei nach wie vor ein „Nein“ und die Klinik würde das eher ungern bis gar nicht mitmachen.
Überhaupt verließ ich die Praxis wieder verunsichert und sprach nochmal mit dem Mann, ob ich einen so verqueren Eindruck von dem Gespräch in der Klinik hatte? Aber er hat alles genauso verstanden…

Neues Gespräch, gleiche Meinung

Meine Frauenärztin hielt mich außerdem dazu an, dass ich den ausgemachten Termin verschieben sollte. Die Klinik wolle mich schon eine Woche vorher – also am Tag nach dem 2. Weihnachtsfeiertag – sehen. Ich besorgte die Unterlagen, brachte Nina bei einer Freundin und Lotte bei der Schwiegerfamilie unter und fuhr mit dem Mann also wieder dahin. Über 1 Stunde Hinfahrt, 1 Stunde Wartezeit, 10 Minuten Gespräch und 1 Stunde Rückfahrt später war ich echt bedient. Die Klinik bleibt dabei: Ich bekomme meinen natürlichen Versuch. Die OP-Berichte (die der Arzt auch hätte nächste Woche haben können) enthalten nichts, was für einen Kaiserschnitt und gegen eine spontane Entbindung spricht. Der Arzt betonte zwar, dass der Versuch im Kaiserschnitt enden kann, aber eben nicht enden muss und ist zuversichtlich, dass alles klappen kann.

Als wir die Klinik verließen fragte ich mich fassungslos, was das eigentlich sollte? Ich meine, ich hatte einen Termin für Januar, wieso nun diese unnötige Fahrt? Es wurde nichts gemacht. Kein CTG, weil das erst letzte Woche gemacht wurde. Und auch kein Ultraschall, weil auch dieser erst letzte Woche stattgefunden hat. Wollte mich meine Frauenärztin einfach nur nerven? Schikanieren? Ich weiß es nicht.

Schon nächste Woche habe ich den nächsten Termin bei ihr und bin gespannt, was dann kommt. Ihr wird sicherlich nicht gefallen, dass ich erst am Entbindungstermin oder mit einsetzen der Wehen in der Klinik vorstellig zu werden brauche…