Noch 2 Wochen bis zum Entbindungstermin und langsam werde ich ein wenig nervös. Auf welchem Weg kommt das Winterkind auf die Welt? Wie wird es sein? Wie wird es aussehen? Wird es eher der großen, oder mehr der kleinen Tochter ähneln? Vielleicht auch ganz anders aussehen? Aber da sind natürlich auch noch mehr Gedanken und Ängste in meinem Kopf…

Vorsorgeuntersuchung – ein letztes Mal

Heute hatte ich die letzte reguläre Vorsorgeuntersuchung bei meiner Frauenärztin. Nach anfänglich freundlichem Geplänkel kühlte die Stimmung spürbar ab und ich weiß gar nicht mehr, warum und wann genau.
War es, als ich ihr bestätigte, dass mich die Klinik die spontane Geburt nach den 2 Kaiserschnitten versuchen lässt? Oder als ich ihr sagte, dass ich den Termin am Entbindungstermin nicht brauche, da ich spätestens dann eh in die Klinik gehe? Als ich ihr mitteilte, dass ich nächste Woche keinen neuen Termin möchte, weil ich die letzten beiden Wochen gerne noch genießen will und nicht den Eindruck habe, dass das Winterkind eine solche Überwachung nötig hat?

Wann auch immer – sie war nicht begeistert und ließ mich das spüren. Ein abschätziger Blick, als ich ihr sagte, dass der Termin in der Klinik letzte Woche nicht nötig gewesen wäre, da dort weder CTG noch Ultraschall gemacht wurden. Sie wollte dann zumindest selbst nochmal schallen. Wegen der Maße. Und um eine vorzeitige Plazentalösung auszuschließen. Die Messungen hat sie heute besonders großzügig gemacht. Wenn man so viele Ultraschalluntersuchungen mitgemacht hat, sieht man das ja auch als Mama schon ganz gut. Dennoch konnte sie nichts auffälliges feststellen und ich hatte den Eindruck, dass sie das doch so gerne gemacht hätte.

Das Winterkind – ein zeitgerecht entwickeltes Baby

Stattdessen hatte sie da ein sehr zeitgerecht entwickeltes Baby. Der Kopfumfang ist etwas geringer, als zu dieser Woche üblich, aber Bauchumfang und Femurlänge passen wunderbarst. Auch die Plazenta ist in Ordnung und weist nur minimale Verkalkungen auf. Das Baby liegt in Startposition mit dem Rücken rechts. Der PH ist in Ordnung, die Wassereinlagerungen nicht übermäßig, kein Eiweiß im Urin und auch sonst ist wirklich alles im Rahmen.
Ansonsten tastete sie noch nach dem Muttermund und stellte fest, dass dieser fingerdurchlässig ist. Ein „alles kann, nichts muss“-Befund also.

Alles weitere von ihr habe ich diesmal im Keim erstickt, weil ich nichts hören möchte. Sie begann wieder damit, mir ihre Geschichten erzählen zu wollen. „Frau C., sie machen mir richtig Kopfschmerzen… ich hoffe, wir bereuen diese Entscheidung nicht!“ – gelassen antwortete ich, dass wir das erst hinterher sehen werden und fragte, ob sonst noch irgendwas anstünde. So gelassen war ich aber nur äußerlich, ehrlich gesagt.

Sorgen, Ängste – die Geburt steht bald an

Eigentlich war ich bisher immer ganz bei mir: Ich weiß, welche Risiken es gibt, wie hoch sie sind, was passieren kann. Aber seit sie mir ihre Ängste aufdrängte, fällt es mir schwer, zurück zu meiner Mitte zu finden. Ich spüre ein Ziehen an der Gebärmutter und habe Angst, es könnte schlimmeres sein. Ich merke, wie das Baby im Bauch tobt, sich streckt und Platz sucht und ich frage mich, ob ich eine Ruptur rechtzeitig merken würde? Ob wir schnell genug in der Klinik wären? Geht alles gut aus? Für uns alle?

Und im nächsten Moment ärgern mich diese Gedanken, weil ich genau weiß, dass das nicht meine Ängste sind. Ich weiß um das Risiko, wusste es schon immer. Ich bin damit im Reinen, es macht mir keine Angst. Eigentlich. Denn das Risiko ist gering. Sehr sogar.
Und doch… Ich kann es nicht in Worte fassen. Diese unterschwellige Angst, dass etwas schief geht. Dass wir nicht rechtzeitig in der Klinik sind, unterwegs schlimmeres passiert. Oder auch vor Ort erst, wer weiß.

Andererseits will ich mich nicht verrückt machen. Weil ich genau weiß, wie groß die Rolle der Psyche für die Geburt ist. Das habe ich schon damals bei Lotte gemerkt. Auch da hatte ich Ängste. Auch diese wurden von meiner Ärztin ausgelöst. Ich werde nie vergessen, wie eindringlich und dramatisch sie auf mich einredete, ich solle beim kleinsten Anzeichen einer Wehe bloß direkt in die Klinik fahren. Am Ende entwarnte der Belegarzt, aber das Gespräch mit ihr blieb in meinem Gedächtnis. Es blitzte während der Wehen auf und ließ Gedanken zu, die dort keinen Raum hätten haben sollen. Es wurde mir bei den OP-Vorbereitungen sehr bewusst und ich hatte wahnsinnige Angst, dass Lotte etwas passieren könnte, was ich durch einen geplanten Kaiserschnitt hätte verhindern können.

Schaffe ich es diesmal?

Immer wieder frage ich mich, ob sich der Kampf um den natürlichen Versuch überhaupt lohnt. Bin ich in der Lage ein Kind normal zu gebären? Schaffe ich das? Halte ich die Schmerzen aus? Passt das Kind  überhaupt durch den Geburtskanal? Diese und viele weitere Fragen und Unsicherheiten machen mich verrückt. Immer wieder. Und dann stelle ich mir die andere Richtung vor: Es könnte eine wunderbare, unkomplizierte Geburt werden. Wieso auch nicht? Eigentlich steht mir alles offen. Ich muss mich nur frei machen von dem, was andere denken. Ich muss mich auf mich und das Baby konzentrieren. Dann spüre ich, ob alles passt, oder doch ein anderer Weg der bessere für uns ist. Davon bin ich überzeugt.