Ich weiß nicht, wie lange ich den Tag herbeigesehnt habe, an dem die Renovierung des unteren Wohnzimmers beginnen sollte.

Und eigentlich, ganz eigentlich sollte der Tag viel weiter in der Zukunft liegen, denn es muss wirklich viel gemacht werden, damit es so ist, wie wir es uns wünschen.
Zum einen stand die gesamte Etage noch voll. Schränke, Tische,  Teppiche, Figuren, Deko, Vasen, Geschirre, Kakteen und aller möglicher anderer Kram. Das loszuwerden ist gar nicht mal so einfach, denn es kostet viel Zeit, die einfach niemand hier hat. Frau Schwiegermutter hat das in Intervallen immer mal wieder angehen können, aber vorletzte Woche hätte dort immer noch jemand einziehen könne, ohne selbst etwas mitbringen zu müssen. Ernsthaft! Dabei hat sie schon wirklich, wirklich viel Zeug weggegeben, verkauft oder weggeworfen!
Zum anderen sind die Zeit und das Geld einfach sehr knapp. Ich muss noch wahnsinnig viel für die Uni tun, während mein Mann schnell den LKW-Führerschein machen muss, damit er im Oktober eine (teure!) Ausbildung beginnen kann. Wo wir auch beim Geld wären, das momentan einfach überhaupt nicht locker sitzt und uns bei jeder größeren Ausgabe zweimal überlegen lässt. So.

Der Ist-Zustand

Klar, an sich haben wir viel Platz, bewohnen 2 Etagen und es passt alles. Theoretisch. Im 1. OG haben wir ein Wohnzimmer, eine Küche, Ess-, Schlaf- und Wickelzimmer und ein Bad. Außerdem noch eine klitzekleine Abstellkammer unter der Treppe. Nina und Lotte haben jeweils ihre Kinderzimmer im 2. OG, dazwischen liegt eine Spielzimmer-Galerie.

Ärgerlich ist halt, dass sich die Kinder auf die Finger treten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Jona wird immer mobiler und erkundet die Räume. Lotte spielt wild und ausladend. Es ist eng, alles vollgestopft und überhaupt nicht gemütlich. Während die untere Etage seit fast 2 Jahren leer steht.

In meinem heutigen Bericht will ich Euch ein wenig zu unserer Renovierung mitnehmen, die Ideen und Umsetzungen und auch den Fortschritt zeigen.

Renovierung – wie alles begann

Als wir vor knapp 2 Wochen mit der Renovierung begannen, hatten wir kleine, bescheidene Pläne. Es sollte noch nicht der große Umbau sein und wir wollten viele Kompromisse machen. Weil es zeitlich, aber eben auch finanziell anders gar nicht ging.

Deshalb einigten wir uns darauf, erst später den Durchbruch für die Terrassentür zu machen. Auch die alten Heizkörper müssen vorerst bleiben. Und die leidige Tapete sollte erst später ersetzt werden. Ebenso wie die Deckenpaneele, die uns beiden absolut nicht zusagen. Kurz überlegten wir diese zumindest zu streichen, aber da das nur eine Übergangslösung sein sollte und wir später eh nochmal ran müssen, wollten wir diese dann ganz austauschen. Deshalb entschieden wir uns auch dazu den Teppich im Wohnzimmer zu behalten und nur den Boden im Esszimmer/künftigen Spielzimmer aufzuarbeiten. Soweit der Plan.

Uns waren einige Punkte wichtig:

  • wir machen alles selbst

  • der Familienalltag läuft wie gewohnt weiter

  • wir werden innerhalb einer Woche fertig

  • es muss finanziell im Rahmen bleiben

To-Do-Liste zu Beginn:

  • Wohnzimmer leer räumen (bis auf den einen großen Schrank)

  • Wände streichen

  • Holzboden abschleifen

  • Hartwachsöl auf die Böden

neue Pläne – viel mehr Arbeit

Die erste Planänderung kam schon am ersten Arbeitstag. Wir kamen richtig gut durch, hatten alle noch vorhandenen Möbel und allen Kram in einer Ecke im Flur und in der alten Küche untergebracht. Der Mann fand, wenn wir eh einmal die Maschine aus dem Baumarkt da haben und am Schleifen sind, könnten wir auch direkt das Wohnzimmer mit machen.
Also entfernten wir den Teppich, zerschnitten ihn und stellten die Bahnen in den Keller. Dann gab es eine 1. Überraschung: Zwischen Ess- und Wohnzimmer sind die Holzdielen nicht durchgängig, dort ist ein Betonstreifen. Nicht auf der vollen Breite des Rahmens, nicht gerade, nicht schön. Aber das warf uns nicht so zurück, ich wollte mir ein DIY-Projekt mit Mosaik überlegen.

Völlig übermüdet sprachen wir abends über das, was wir am liebsten machen würden. Nämlich die hässlichen Tapeten entfernen, die Wände verputzen und streichen. Der Mann googelte dann ein wenig, rechnete und fand, dass das doch eigentlich gar nicht so teuer würde. Wir machen das. BÄM!

Am nächsten Tag also begannen wir damit die Tapete abzukratzen. Abkratzen konnte man das gar nicht nennen, denn sie ließ sich in Bahnen abziehen. Yay!
Nach der ersten Freude kam aber schnell die Ernüchterung: Unter der hässlichen Tapete ist eine noch hässlichere, hauchdünne Tapete. Und die muss ab. Weil sie Blasen wirft, sobald sie feucht wird und der Putz so natürlich nicht halten kann.

Uff! Wie blöd das ist, zeigte sich bei der Arbeit an sich. Wir brauchten volle 2 Tage dafür um die beiden Räume davon zu befreien.

Nina half dabei sehr viel. Auch Frau Schwiegermutter, MissBamBam und der Trauzeuge des Mannes waren zeitweise dabei. Trotzdem zog es sich total hin. Die Tapete musste genau richtig feucht sein. War sie zu nass, wurde es matschig. Zu trocken kam kaum was runter. Das bremste die Renovierung extrem aus!

noch mehr neue Pläne – noch viel mehr Arbeit

Als die Wände dann endlich leer und bereit waren, der Mann da so mit der Rolle und dem Eimer Grundierung vor mir stand, erinnerte er sich an eine Idee: LAN im ganzen Haus. Stabiles Internet. Schnellere Verbindungen. Und er hatte Recht als er sagte, dass wir das jetzt oder gar nicht machen können-sollen-müssen.

Eigentlich war das immer der Plan. Wenn wir den Umbau machen, kommt LAN in jeden Raum. Aus Prinzip. Und weil die WLAN-Verbindung immer so schlecht ist.

Also: neuer Plan. Überlegen, wo die Leitungen lang sollen. Schlitze durch Wände und Decken klopfen, Leerrohre verlegen und eingipsen und im Anschluss das Netzwerk-Verlegekabel durchziehen. Die Basisstation kommt in den Keller, möglichst nah an den Anschluss des Telefonanbieters. Außerdem benötigten wir noch weitere Kleinigkeiten, die es in sich haben.

ein Ethernet-Netzwerk für zuhause

Ich hab viel gelesen: Was wird benötigt? Welche Arbeiten stehen an? Was sollte man beachten?
Zusammenfassend kann ich sagen, dass da viel mehr auf einen zu kommt, als ich anfangs dachte. Und: Das ganze ist ziemlich teuer, wenn man Wert auf ein gutes, auf die Zukunft ausgelegtes Netzwerk legt.

Nachfolgend liste ich die Produkte auf, die wir für diesen Zweck gekauft haben und erkläre, wozu sie da sind. Außerdem sind alle Produkte in der Box zu Amazon verlinkt. Dabei handelt es sich um Affiliate-Links, solltet Ihr darüber etwas bestellen, habt Ihr keine Nachteile, aber ich erhalte eine kleine Provision.
Wen die LAN-Geschichte nicht interessiert: Bitte einfach zur nächsten Überschrift scrollen.

benötigte Produkte

Um Verlegekabel durch die Wände laufen zu lassen wird empfohlen, mit Leerrohren zu arbeiten. Das hat den Vorteil, dass defekte Leitungen einfach ausgetauscht werden können. Der Nachteil ist natürlich, dass die Schlitze in den Wänden deutlich größer werden.
Wir entschieden uns für flexible Isolierrohre, weil diese leichter durch die Etagen zu ziehen und dabei eben flexibel sind. Wenn ein Loch mal irgendwo doch zu schmal ist, stellt das kein Problem dar.

Um ein Netzwerk im ganzen Haus aufzubauen, wird ein spezielles Verlegekabel benötigt. Dieses ist – anders als gewöhnliche LAN-Kabel – deutlich steifer und hat eine wesentlich bessere Übertragungsgeschwindigkeit.
Wir haben uns dabei für Cat7 entschieden, einfach weil das die neueste Technik ist. Obwohl sie so noch nicht nutzbar ist und sämtliche Schnittstellen nur Cat6 oder Cat6a bieten.

Für die Installation in der Wand werden Gerätedosen benötigt. Wir haben vorwiegend die „normalen“ verwendet, in den Kinderzimmern sind es Hohlraum-Gerätedosen, weil dort noch Ständerwände vor den eigentlichen Wänden liegen.

Damit das LAN „aus der Wand“ kommt, brauchten wir Netzwerkdosen. Hierbei wählten wir ein flexibles System, das sowohl Auf-, als auch Unterputz angebracht werden kann. Das sind RJ45 Dosen, die nach CAT6a kompatibel sind.

Der Switch ist ein sternförmiger Verteiler, der für die Vernetzung sorgt und mit nur einem LAN-Kabel an den Router angeschlossen wird. Wir haben uns für ein Gerät mit 24 Ports entschieden, welches außerdem Web-Managed ist. Das bedeutet, dass ich jeden Anschluss priorisieren und einstellen kann, was darüber gemacht wird. So bekommt unser Smart-TV z. B. die Priorisierung für Videoübertragung und kann so verzögerungsfrei streamen.

Das Patchkabel stellt die Verbindung zwischen Switch und Patchpanel her. Ich hab mich für die etwas teurere, bunte Version entschieden, weil die Räume so besser zugeordnet werden können. Und weil mir die Farben besser gefallen.

Das Patchpanel ist die Verbindungsbrücke zwischen Verlegekabel und Patchkabel. Hier enden die einzelnen Verlegekabel aus den Räumen und werden auf den Switch weitergeleitet. Im Grunde genommen ist das Patchpanel lediglich eine Aufnahme für die Verlegekabel, da auf diese keine Stecker geklemmt werden können.

Um das Verlegekabel an die Netzwerkdosen und das Patchpanel anschließen zu können, wird spezielles Werkzeug benötigt. Abisolierer, Krimpzange und LSA-Plus Anlegewerkzeug um genau zu sein. Wir haben uns für ein Set entschieden, wo auch noch ein Kabeltester dabei ist. Damit können etwaige defekte oder falsch angeschlossene Kabel schnell gefunden werden.

die Praxis – Leerrohre durchs Haus

Ich war naiv. Ein bisschen. Am Sonntag fuhr ich mit den Mädels ins Rheinland, während der Mann zuhause die Löcher in die Decken und die Schlitze in die Wände ziehen wollte. Alle.

Als wir am Abend zurück waren, stand mir die dezente Enttäuschung vermutlich ins Gesicht geschrieben. Der Mann hatte noch nicht viel geschafft. Eigentlich fast gar nichts. Neben dem Baby, das sich nun einmal nicht gerne lange alleine beschäftigt und bei diesen Arbeiten auch nicht schlafen kann, war da noch das Problem „harte Decken“.

Er hatte zwar die Schlitze in den Wänden gut und schnell hin bekommen, aber es war kein Durchkommen in den Keller. Erst im Laufe der Woche kam auch heraus, warum eigentlich: Die Wände im Keller sind deutlich dicker, als die in den oberen Etagen. Teilweise bis zu 15 Zentimeter (!). Wenn er von oben bohrt, kommt er unten irgendwo mitten in der Wand raus. Bohrt er von unten, haben wir ein Loch im Holzboden. Letzteres passierte zum Glück nur einmal. Puuh.

Wir dachten jedenfalls, das wäre alles relativ einfach, denn wir wohnen in einem Fachwerkhaus. Löcher in die Decken und Böden zu bekommen war aber vieles, nur eben nicht einfach. Der Mann hantierte mit Bohrmaschine, Meißel und Hammer, kam aber nur sehr langsam voran. Neben den unterschiedlich dicken Wänden ist da nämlich noch ein Problem: In den Wänden sind unterschiedlich dicke Brocken Natursteine verarbeitet worden. Und da hat die Bohrmaschine kaum eine Chance gegen.

Erst gestern – mit 5 Tagen Verspätung also – saßen endlich alle Leerrohre an ihren vorgesehenen Orten und er konnte die Löcher wieder verschließen.

Heute werde ich den ganzen Tag mit Nina unterwegs sein, während der Mann versuchen möchte die Verlegekabel durch die Leerrohre zu ziehen und – sofern die bestellten Geräte und das restliche Zubehör geliefert werden – alles zu verkabeln. Am Samstag geht es dann mit der restlichen Renovierung weiter: Wände grundieren & verputzen.

Renovierung - Schlitze in die Wände für Ethernet

Übrigens: Wen es interessiert, den nehme ich auf meinem Instagram-Account in den Storys gerne täglich mit zu unserem „Abenteuer Renovierung“.