Elternsprechtage sind für mich immer sehr schwierig. Ich gehöre zu den absoluten Bauchmenschen, daher bin ich bereits Tage vorher nervös. Obwohl ich grob weiß, was mich erwarten wird. So natürlich auch dieses Mal.
Seit dem letzten Elternsprechtag hat sich etwas getan: Die alte ehemalige Klassenlehrerin ist in Rente gegangen, eine ganz Neue hat die Klasse nun übernommen. Aufgeteilt wurden sie dennoch nicht. 31 Kinder. Das ist häufig nicht ganz einfach.
Mit der neuen Klassenlehrerin gab es direkt auch eine neue Sitzordnung. Statt 2er Tische in Reihen, gibt es nun 6er Tische in Gruppen. Jedes Kind durfte/musste sich vorab überlegen, neben wem es sitzen möchte. Jeweils ein Mädchen und ein Junge. Die Lehrerin versuchte die Wünsche zu berücksichtigen und machte einen Plan. Der Prinzessin kam dieser sehr entgegen. Zum Einen sitzt sie nun zusammen mit ihren 3 besten Freundinnen an einem Tisch. Zum Anderen ist der Abstand zu den Klassenrowdys größer geworden. Bislang saß einer vor und der andere hinter ihr. Da die Jungs ständig lautstark miteinander kommunizierten, war das für die Prinzessin schon mal schwierig. Umsetzen ging damals wohl nicht, da die Prinzessin das Kind mit den geringsten Problemen in dieser Situation gewesen sei. Nun.
Alles in allem ist die neue Klassenlehrerin toll. Sie ist jung, hochmotiviert und geht Dinge ganz anders an. Man merkt den Unterschied natürlich.

Die Prinzessin - 3. Klasse - Elternsprechtag
Das Tischchaos ist geschrumpft. Die Prinzessin kann die benötigten Sachen auspacken und stapelt sie zu einer Pyramide in der Tischecke. Vor dem Elternsprechtag bekamen die Kinder einen Zettel, bei dem sie sich selbst einschätzen sollten. Einmal in allgemeinen Dingen und in Deutsch.

Allgemein:
Die Prinzessin schätzt sich zum Großteil genauso ein, wie die Lehrerin es sieht.
Sozial funktioniert es immer besser. Sie kann sich ebenso durch- wie einsetzen. Für sich, aber auch für Andere.
Seitdem die neue Sitzordnung besteht, quatscht sie deutlich mehr. Besonders mit der Lieblingsfreundin und Sitznachbarin. Dick angemerkt stand drunter „Auf S.’s Schoss setzen!“. Das hat die Lehrerin aber wohl bereits angesprochen, die Mädels arbeiten daran.
In Deutsch und Mathe wird mit einer Lerntheke gearbeitet. Die Kinder können dabei in ihrem eigenem Tempo lernen. Für die Prinzessin definitiv gut, da sie immer schneller ist und dann entsprechend Langeweile hat. Allerdings versichert sie sich nach wie vor unheimlich stark zurück, fragt also sehr oft nach, obwohl Dinge klar kommuniziert wurden.

Mathe:
Hier unterrichtet nicht die Klassenlehrerin, sondern – seit der 2. Klasse – eine Referendarin. Nach wie vor sehr sympatisch und bei den Kindern beliebt.
Direkt zu Anfang sprach ich ein großes Problem an, welches aber wohl alle Kinder der Klasse haben: Sachaufgaben!
Im Unterricht und bei den Hausaufgaben werden kaum Aufgaben dieser Art besprochen, in der Klassenarbeit aber sehr wohl abgefragt. Die geübten Aufgaben sind zudem wirklich einfach, die in den Klassenarbeiten aber sehr knifflig.
Hier sagte die Lehrerin gleich, dass es vielen Kindern so gehe, sie aber auch irgendwie weiterkommen müsse, da bei diesem Thema alle Kinder ein Defizit haben. Sachaufgaben wurden auch vorher kaum gemacht, das stimmt wohl. Nun fehlt die Übung und sie versucht das aufzufangen, da in dieser Richtung viel verlangt würde – auch später. Nun, ich bin nach wie vor der Meinung, dass dann auch die Übungsaufgaben schwerer sein müssen.
Generell gibt die Prinzessin schnell auf, ließt flüchtig und versteht die Fragen nicht. Dann wird gleich gefragt, statt nachzudenken. Die Kinder werden immer stärker dazu animiert sich einen Lösungsweg selbstständig zu erschließen und vielleicht auch zu tüfteln. Besonders im Hinblick auf die Vergleichsarbeiten, welche im Mai anstehen. Hier merkt man direkt, wie faul manche Kinder sind – auch die Prinzessin gehört dazu.

Die erste Mathearbeit des Halbjahres war eine 4, da flossen einige Tränchen. Mit Enttäuschungen kann die Prinzessin so gar nicht umgehen. Allerdings war der Lerneffekt recht hoch. Sie hatte keine Lust zu lernen. Jegliche Versuche meinerseits hat sie mit einem „Ich kann das alles.“ und „Das ist Babyeinfach.“ abgewendet. Nachdem sie die Note wusste, war sie bereit für Deutsch zu lernen.
Die Mitarbeit ist so lala. Stand sie bisher zwischen 2 und 3 so hat sie sich in den letzten Wochen verschlechtert und machte nur noch mäßig mit. Eine 3 bis 4 war das Ergebnis. Die Lehrerin hat sie aber bereits darauf angesprochen (mir hat sie davon nichts berichtet – hmpf) und sie ist wieder auf dem Weg der Besserung.

Deutsch:
Hier stimmten Lehrerin und Prinzessin häufig nicht überein. Meist schätzte sich die Prinzessin schlechter ein, als sie es tatsächlich ist.
Wortarten und die Zeiten müssen wir noch üben. Sie kommt bei der Benennung des Präsens, Präteritum und Perfekt noch stark durcheinander, kann es aber anwenden wenn Beispiele gegeben waren. Das Schriftbild ist mittlerweile zufriedenstellend, man kann es lesen und verstehen. Auch die Heftführung ist okay. Silbentrennung müssen wir noch einmal üben. Sie hat einen starken Hang dazu, Worte einfach über den Rand zu schreiben, statt sie zu trennen. Aus der Übung gekommen und schon klappt es nicht so gut. Die Rechtschreibung ist in Ordnung. Da hat sie in der 1. Klassenarbeit des Halbjahres eine glatte 1 geschrieben und war unheimlich stolz. Nach der verpatzten Mathearbeit war das aufbauend und zeigte auch gleich auf, wie viel Lernen eigentlich bringt. Pädagogisch wertvoll.
Momentan haben sie das Thema „Geschichten schreiben“, was absolut ihre Welt ist. Mit der wörtlichen Rede hat sie noch ein paar Schwierigkeiten, aber alles in allem ist es in Ordnung.
Mündlich steht sie 2, ist häufig zu faul sich zu melden. Sie mault daheim aber auch immer, sie würde nie dran genommen werden. Besonders beim Lesen. Das konnte ich ihr dann aber erklären. Sie möchte sich weiterhin Mühe geben.

Sachkunde:
In Sachkunde ist sie immer mit Feuereifer dabei und macht gerne mit. Wenn neue Themen anstehen sagt sie zeitig Bescheid, sodass wir noch in die Bücherei können um Wissensbücher zu besorgen. Auch die Lehrerin hat positiv hervorgehoben, dass die Prinzessin immer an Extra-Sachen denkt. Die Tests waren allesamt 2, da kann man nicht meckern.

Englisch:
Auch Englisch gehört zu ihrem Lieblingsfächern. Sie macht gerne mit und hat im letzten Test eine 1 geschrieben. Da war sie auch stolz wie Oskar – lernen hilft. Allerdings geht es in Englisch mehr um die Aussprache bzw. den Versuch es richtig zu machen, daher wird der Test nicht überbewertet.

Religion:
Nach wie vor ungeliebt. Mich persönlich stört, dass es kaum konkrete Arbeitsblätter gibt. Im Unterricht ließt die Lehrerin häufig nur eine Geschichte vor, während die Kinder dazu etwas malen. Wenn dann der Test ansteht, ist Lernen eher schwer. Soll sich aber nun ändern. Ich bin gespannt.
Der letzte Test war nur eine 3. Enttäuschung pur, denn die Prinzessin berichtete noch ganz aufgeregt, wie viel sie geschrieben habe und dass sie sich wahnsinnig viel Mühe gegeben habe. Das hab ich auch gesehen. Doch wenn die Antworten unvollständig sind… Nun, es ist nur Religion.

der Rest:
In Sport, Musik sowie den AG’s (Sport-AG, Theater-AG, Flöten-AG) gab es nichts zu beanstanden. Insbesondere beim Flöten macht sie unheimlich viel und gut mit. Sie kann mittlerweile recht viele Lieder gut spielen, teilweise auch schwierigere (Kumbaya, 99 Luftballons). Häufig ist sie die Einzige, die Zuhause tatsächlich übt, aber das merkt man dann auch entsprechend.
In Musik hilft ihr das Flöten gut weiter, da begleitet sie mit der Flöte. In den Gottesdiensten spielt sie auch grundsätzlich mit. In der 1. Klasse war das ihr großes Ziel und zur Mitte der 2. Klasse durfte sie dann tatsächlich auch. Ein großer Ansporn. Die Gottesdienste sind bei ihr nämlich nicht sonderlich beliebt, da ist sie froh sich mit der Flöte etwas ablenken zu können.

 

Im Großen und Ganzen sind wir absolut zufrieden – die Prinzessin sowie ihre Eltern. Es gibt einige Punkte, an denen wir noch arbeiten müssen, aber die sind überschaubar.
Schon Tage zuvor bat mich die Prinzessin, die Klassenlehrerin zu fragen wie die aktuelle Empfehlung der weiterführenden Schule aussähe. Es wäre definitiv das Gymnasium. Zuhause gab das einige ausgelassene Freudentänze. Alle ♥-Freundinnen gehen wollen auf das nächstgelegene Gymsel, da ist das Ziel klar vorgegeben.
Bisher verschwieg ich der Prinzessin allerdings, dass nicht klar ist, auf welches der umliegenden Gymnasien sie wenn denn dann gehen würde. Aber das ist gewiss auch besser so. Noch.