Die Tage vor der Klassenfahrt waren sehr anstrengend, aufgeregt und laut. Die große Tochter konnte vor Aufregung kaum einschlafen. Weil sie sich so sehr darauf freute, endlich einmal auf Klassenfahrt zu fahren. Wir Sie schrieb eine ausführliche Liste, was alles mit musste und kontrollierte akribisch, ob alles abgehakt und eingepackt war.
Klassenfahrt - 4- Klasse - Koffer und RucksackZuvor musste ich ihr noch einen tollen neuen Koffer besorgen. Ein großer Rucksack musste her. Duschzeugpröbchen wollte sie gerne haben. Der Akku des eBook-Readers musste geladen werden. Großes Flehen und Betteln, dass sie meine Kamera mitnehmen möchte. Und tausend andere Kleinigkeiten.
Dienstag verbrachten wir dann den halben Tag mit Packen, Verstauen und Quetschen. Abends ging die große Tochter, selig grinsend und voller Vorfreude auf den morgigen Tag, ins Bett. An diesem Abend fand sie erstaunlich gut in den Schlaf, wachte aber lange vor dem Wecker klingeln am nächsten Morgen auf.

Klassenfahrt - Einsteigen in den Reisebus - 4. KlasseAm Mittwoch Vormittag war es soweit: Die große Tochter, ihre Klassenkameraden, die Lehrer und Eltern sollten sich zur Abfahrt an der Schule treffen. Eine riesige Gruppe (immerhin 28 Kinder) aufgeregt schnatternder Kinder fanden wir dort. Meine Tochter verschwand gleich zu ihren Mädels und wurde fröhlich umarmend begrüßt. Sie tobten, redeten und lachten noch ein Weilchen, bis der Reisebus endlich eintraf. Großes Gejubel ging durch die Menge, denn es war ein richtiger und echter Reisebus. Darüber freuten sie sich so sehr.
Nachdem es im Bus wuselig laut wurde, als es um die Sitzplatzaufteilung ging und der Busfahrer eine Ansage über das Mikro machen musste, setzte er sich in Bewegung. Verhaltenes Winken der Kinder. Peinliches Umgucken, ob sich die anderen denn auch verabschieden. Und dann waren sie weg.

Und im Mamaherz kam ein komisches Gefühl auf. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass die große Tochter auswärts übernachtet, doch bisher war sie beim Papa, bei der Großtante, bei Oma und Opa oder bei ihren Freundinnen. Niemals in einer so großen Gruppe. Und niemals so auswärts. Nur mit den Lehrern.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich vertraue ich ihren Lehrern und weiß auch, dass sie mit ihnen sicher unterwegs ist. Dennoch. 3 Tage und zwei Nächte ohne Kontakt. Ohne zu wissen, wie es ihr geht und was sie macht. Das fühlt sich schon sehr seltsam an.

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Freitag Vormittag erwartete ich den Anruf der Telefonkette, dass der Bus in Kürze wieder an der Schule eintreffen würde und die Kinder abgeholt werden könnten. Er kam gegen kurz vor 11 Uhr und dann musste ich auch schon schnell werden. Den nächsten auf der Liste angerufen, der aber nicht dran ging. Nach dem zweiten Versuch dann den übernächsten, der ebenfalls nicht ran ging. Hmpf. Also fuhr ich zur Schule, wo schon die Kinder warteten, und sagte dem Klassenlehrer Bescheid.

Die große Tochter freute sich zwar mich wiederzusehen, wäre aber am liebsten auch gleich wieder eingestiegen und zurück gefahren. Seit ihrer Ankunft redet sie ununterbrochen von der tollen Klassenfahrt und ist hin und weg, wie toll das alles war. Die Burg, die Aktionen, das Zimmer mit den ♥-Freundinnen – alles scheint perfekt gewesen zu sein. Bis auf ein paar kleinere Unannehmlichkeiten, welche sie aber nicht aus der Bahn geworfen haben.

Sie schaffte es, ihr Bett alleine zu beziehen, ohne Nachtlicht zu schlafen, sich mit den Mädels in ihrem Zimmer zu vertragen, trotz quatschender Mädchen einzuschlafen und mit viel Spaß die Burg zu erkunden. Sie wunderte sich über die ♥-Freundin, die zum ersten Mal auswärts übernachtete und ständig weinend am Telefon hing und mit ihrer Mutter telefonierte – gemeinsam lenkten sie sie ab, so gut es ging. Sie ärgerte sich über den Kiosk, der einen Nachmittag einfach geschlossen blieb, obwohl die Mädchen Postkarten verschicken wollten. Sie schwärmte vom Mittagessen, welches sogar noch leckerer war, als das in der Uni-Mensa. Und sie grübelte, ob sie nicht doch mal anrufen sollte, nur um uns zu sagen, dass wir an sie denken sollten.

Nach dieser Klassenfahrt macht mein Kind jedenfalls den Eindruck, als sei sie emotional ein ganzes Stück gewachsen. Sie ist wieder ein Stückchen erwachsener, reifer und bereiter für die weiterführende Schule geworden.