Die Tage fliegen nur so dahin, ein richtiger, routinierter Alltag will und will sich nicht einstellen. Ständig passiert unvorhersehbares und dann hat das Baby auch noch einen neuen Schlafrhythmus. Wenn man das denn als Rhythmus verstehen will. Jedenfalls komme ich kaum zum Arbeiten am Blog und so beantworte ich auch die „Fünf Fragen am Fünften“, die luzia pimpinella ab Januar ins Leben gerufen hat, erst heute.

Ich finde die Idee schön, einmal im Monat random Fragen zu beantworten und bin nächsten Monat dann pünktlich. Versprochen!

Fünf Fragen am Fünften – Träume, Kindheitserinnerungen und Superkräfte

1. Wann hast du das letzte Mal einen verrückten Traum gehabt?

Ich träume oft ganz verrücktes Zeug, aber meistens sind es nur Fragmente, an die ich mich kurz nach dem Aufwachen erinnern kann. Diffuse Bilder mit abstrakten Handlungen, oft das Gefühl von Hektik, Stress, Schnelllebigkeit, Panik.

Meinen letzten Traum, an den ich mich auch jetzt noch erinnern kann, hatte ich vor Monaten, irgendwann nach der Geburt des Jüngsten. Er war total verrückt, aber auch sehr beklemmend und ich konnte danach lange nicht wieder einschlafen.

Die genaue Handlung weiß ich nicht mehr, nur dass ich Jona im Tragetuch hatte und durch Wasser watete. Überall war Wasser, mal knöcheltief, mal bis zum Bauchnabel reichend. Ich hielt meine Hände am Babypopo, klopfte sanft darauf und lief durch die Wasserlandschaft. Überall war Wasser, ich suchte einen Ausweg, aber es war kein Ende in Sicht.

Im nächsten Moment hatte ich Lotte an der rechten Hand, das Wasser war nur noch knöcheltief. So liefen wir gemeinsam durch das Labyrinth, verzweifelt auf der Suche nach Land. Es tauchten Bäume auf, aber weiter war überall Wasser.

Die letzte Sequenz des Traums war Panik. Plötzlich war das Tragetuch leer, Jona war nicht mehr da. Ich zerrte Lotte zurück, dahin wo ich ihn zuletzt bewusst wahrgenommen hatte. Kein Jona, nirgends. Nun stand ich auf Waldboden und sah in einen See. Trübes Wasser, trübe Gedanken, als ich im Wasser ein Gesicht, einen kleinen Körper wahr nahm – Jona!

In dem Moment wurde ich wach. Mein Herz raste, ich hatte das Babygesicht vor Augen, wie es unter Wasser trieb. Ganz ruhig, leblos. Das war mit der schlimmste Traum, den ich je hatte und ich erinnere mich oft daran, besonders wenn wir an einem See oder Bach sind.

2. Bist du heute so, wie du es dir mit 16 vorgestellt hast?

Ja und nein. Einerseits sah ich mich schon damals mit Familie, mit Kindern, verheiratet, irgendwo auf dem Land lebend. Andererseits fühlte ich mich damals so Erwachsen, dachte, ich wüsste wer ich bin, wer ich mal sein würde und wo ich mal hin will. Ich hatte eine recht genaue Vorstellung vom Leben, aber gerade mit 16 änderte sich ziemlich plötzlich eine ganze Menge. Die pubertäre Beziehung mit meinem Jetzt-Ehemann ging in die Brüche, ich musste aus dem Heim ziehen, das mir ein Zuhause geworden war und wollte nicht akzeptieren, dass ich nun woanders leben sollte. Ich zog für ein paar Tage zurück zu meinem Vater und seiner Frau, kurz darauf aber wieder weg, weil es nicht funktionierte. Schlussendlich zog ich beim damals befreundeten Vater meiner ältesten Tochter ein, machte ein Praktikum im Kindergarten und strebte später eine kaufmännische Ausbildung an.

Charakterlich war ich damals so anders. Ich war offen, konnte gut auf Menschen zugehen und hatte Spaß daran neue Kontakte zu knüpfen. Ich sah mich mit einem großen Freundeskreis, hatte viele Menschen, die mir wichtig waren. Das hat sich in den Jahren darauf alles ausgeschlichen. Ich wurde ruhig anderen gegenüber, in sich gekehrt, absolut introvertiert. Bis heute ist es so geblieben, dass ich mich wahnsinnig schwer damit tue mit Menschen zu sprechen, die ich nicht (so gut) kenne.

3. Gibt es etwas, das du am alt werden richtig gut findest?

Anfangs tat ich mich wirklich schwer mit diesem alt werden. Ich fühlte mich wie Anfang 20 und war es doch nicht. Besonders der 30. Geburtstag war immer ein Schreckgespenst, das ich fürchtete und am Ende war es überhaupt nicht schlimm.

In den letzten 10 Jahren habe ich wahnsinnig viel gelernt. Über mich, über das Leben, über Kinder, über Erziehung, über Menschen allgemein. Das wichtigste und tollste am alt werden ist für mich WISSEN. Nicht umsonst heißt es „Wissen ist Macht„. Konnte ich früher noch nicht viel mit diesem Spruch anfangen, so weiß ich heute wie wahr er ist. Wissen ändert alles. Zu wissen, wieso ein Mensch so und nicht anders reagiert, wie die menschliche Psyche funktioniert, Erfahrungen zu sammeln, Geschichten zu (er)leben, die das Leben schreibt – all das finde ich richtig, richtig gut am alt werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Zusammengehörigkeitsgefühl, das sich in den letzten Jahren zu meinem Mann entwickelt hat. Auch wenn sich unsere Beziehung mit Anfang bis Mitte zwanzig schon fest anfühlte, so änderte die Zeit nochmal einiges. Besonders Lottes Geburt. Ich weiß noch, wie ich im Wochenbett immer wieder plötzlich losheulen musste, weil ich ES einfach wusste. Er ist es. Er, der eine und niemand sonst. Klar, hormonüberschwemmt kommt da einiges hoch, aber das Gefühl der absoluten Zusammengehörigkeit blieb.

Seitdem hat sich auch unsere Streitkultur absolut verändert. Wenn es vorher krachte, hatte ich manchmal Momente an denen ich mir dachte „Wieso tue ich mir diesen Scheiß überhaupt noch an?„. Natürlich gibt es sie heute auch noch, aber diese Momente sind anders, es ist kein Alles-oder-nichts-Gefühl mehr da denn ich weiß, das WIR, das will ich, auch wenn es manchmal nicht leicht ist. Ich will nicht mehr das Handtuch schmeißen, ich überlege nicht zu gehen. Stattdessen mache ich mir bewusst, ob es der Scheiß – um den es bei Streitigkeiten ja nun mal oft geht – wirklich wert ist.

4. Welcher Geruch verursacht bei dir Kindheitserinnerungen?

Kindheitserinnerungen sind nicht für jeden etwas Gutes. Die meisten Dinge, die Erinnerungen an meine Kindheit hervor rufen, versuche ich zu meiden. Aber wenn der Backofen an war und darin etwas frisch gebacken wurde, dann erinnert mich dieser warme Duft an meine Oma. An ihre mütterliche Art, ihre Fürsorge. Daran, wie schön einzelne Momente meiner Kindheit waren.

5. Welche übernatürliche Superkraft hättest du gern?

So eine übernatürliche Superkraft wie fliegen, zaubern oder einfach Weltgeschehen verändern zu können, wäre sicherlich total toll. Und nützlich.

Aber wenn ich mir wirklich was nur für mich wünschen dürfte, dann wäre ich  gern so, wie ich selbst bin. Das klingt total bekloppt, aber ich würde einfach gern mehr ich selbst sein können. Mehr aus mir heraus kommen, mehr sagen, mehr machen, schlagfertig, mir selbst genug sein und mich selbst lieben. Das schaffe ich einfach nicht und ich weiß, wie wichtig das ist, wie gut das tut und wie viel diese Kleinigkeit in einem selbst verändert. Ich weiß das, weil ich da schon mal war und gerne zurück wollte. Tatsächlich arbeite ich daran und hoffe, diesen Punkt irgendwann wieder erreichen zu können.

Das waren meine Fünf Fragen am Fünften für den Januar. Ich hoffe es hat Euch ebenso viel Spaß gemacht etwas über mich zu erfahren, wie mir. Und im Februar bin ich dann pünktlich!