Eigentlich war ich immer sehr zufrieden mit dem Benehmen der großen Tochter. Sie sagte immer höflich Bitte und Danke, aß mit Messer und Gabel, schloss den Mund beim Kauen und sprach nicht, wenn dieser voll war. Mittlerweile ist sie aber fast 10 Jahre alt, der elterliche Einfluss ist zwar noch da, verliert aber immer mehr an Bedeutung und sie passt sich den anderen Kindern an. Nun höre ich mein Kind öfter „Alter ist das GEIL“ rufen. Sie schmatzt, spricht mit vollem Mund und verwendet Schimpfwörter, die ich nicht von ihr hören möchte. Nichts Weltbewegendes – vermutlich lässt sich hier ein dezentes NOCH einsetzen – aber es sind Dinge, die wir nicht tolerieren.

Da wir ihr ungern mit dem „Solange-Du-Deine-Füße-unter-meinen-Tisch-stellst“-Spruch kommen möchten, musste eine andere Lösung her. Eine die wirkt. Im Idealfall nachhaltig. Und wenn es nur die Gewohnheit ist, die damit ausgerottet ausgebessert wird.

Die Benimm-Kasse im HeldenhausWir überlegten also so vor uns hin und kamen auf eine Idee, die schon vielfach verwendet wurde und vermutlich noch mindestens genauso oft Anwendung finden wird: Ungewolltes Verhalten wird bestraft. In diesem Fall mit finanziellem.
Wir stellten eine kleine, dezente Spardose neben unseren Familienplaner. Diese Spardose wird nun mit Geld gefüllt, sobald jemand Schimpfworte verwendet oder sich am Tisch nicht vernünftig benimmt. Dabei kostet ein Wort zum Beispiel 10 Cent. Das Sprechen mit vollem Mund hingegen 50 Cent. Daraus lässt sich vielleicht die Intensität des Problems ein wenig erahnen.

Und? Bringt es was?

Nun. Die große Tochter bekommt ja genügend Taschengeld, dass sie sich das alles theoretisch leisten könnte. Will sie aber gar nicht. Sie musste bisher genau gute 3,-€ in die Benimm-Kasse schmeißen und achtet seitdem wir sie aufgestellt haben sehr darauf, nicht aus der Reihe zu tanzen. Wenn ihr doch mal fast ein Wort entfleucht, korrigiert sie es noch beim Sprechen (Wenn also aus „Schei…“ ein „Scheibenkleister“ wird, ist es okay.). Und plötzlich beherrscht meine Tochter sogar wieder Attribute wie „schön“, „toll“ oder „klasse“, statt alles immer nur „cool“ oder „geil“ zu finden.
Na also. Geht doch.

Und wenn genügend Geld in der Kasse ist, wird ein gemeinsamer Ausflug gemacht. Sponsored by schlechtes Benehmen. Kchrkchrkchr.