Das vergangene Wochenende war gar nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Neben vielen To-Does, die erledigt werden wollten mussten, kam auch eine Einsicht, die ich nicht gerne treffe – aber dazu mehr weiter unten.
Samstag – Alltag, Kinder, viel zu tun
Für mich begann der Samstag unheimlich früh – gegen 5.50 Uhr ungefähr, da wurde Jona nämlich munter. Aber das war gar nicht so schlimm, denn ich hatte trotzdem über 9 Stunden Schlaf. NEUN STUNDEN! Ging aber auch nur, weil ich Freitagabend erst Lotte ins Bett brachte und dann bei Jonas Einschlafbegleitung mit einnickte. Als der Mann von seiner Fahrstunde nach Hause kam – irgendwann um 22 Uhr herum – hat er mich gleich schlafen lassen.
Eineinhalb Stunden später wurde auch Lotte wach, wir spielten noch ein wenig zusammen, ich brachte Jona wieder ins Bett und weckte den Mann, dann frühstückten wir zusammen. Im Anschluss wartete ich noch darauf, dass Jona wieder wach wurde, denn ich hatte kein frisches Oberteil da. Derweil behandelte ich Lottes Haare gegen Krabbelviecher. Jaa genau, DIE Krabbelviecher. Grah! Als wir später Einkaufen fuhren, schlief Lotte auf dem Rückweg glatt ein. Und wurde auch nicht wach, als ich sie rein trug. Na super.
Dann klingelte die Post und brachte Pakete, auf die ich schon gewartet habe. Ich hab die Pakete für das angekündigte Gewinnspiel nämlich nochmal umgeworfen und erweitert. Eigentlich sollte es Anfang der Woche online kommen, aber ein Teil war mir dann doch zu klein und so muss ich noch was anderes bestellen. Das nevt mich ein wenig.
Lotte adoptierte ihren Laternenstab, den wir zuvor beim Einkauf mitgenommen hatten, direkt und trug ihn stolz spazieren.
Jona kraxelte durch das Büro, während…
…Lotte etwas malte und ich ein wenig arbeiten wollte. Klappte natürlich gar nicht. Seufz.
So schnell ist der adoptierte Laternenstab zu Plastikmüll geworden. Ich ärgere mich ein wenig, den auch noch mitgenommen zu haben. Auch wenn es eigentlich nur wegen des Lämpchens war, denn einen Holzstab besorgte ich gleich mit – ich kenne ja meine Lotte.
Abends, nachdem die beiden Kleinen in der Wanne waren und während der Mann Jona ins Bett brachte, musste ich mich nochmal Lottes Haaren widmen. Während ich ihre Haare kämmte, durfte sie die Maus schauen. Und dabei Abendbrot essen.
Als auch Lotte im Bett war, merkte ich die grenzenlose Erschöpfung, die mich in den letzten Wochen und Monaten begleitet, wieder sehr. Für eine Folge Pretty Little Liars blieb ich mit auf der Couch, dann musste ich an den PC. Eine Webseite abschließen, nochmal in die Steuer schauen, eine Collage bestellfertig machen. Kleinkram, der aufhält.
Sonntag – Meltdown und eine Einsicht
Eigentlich habe ich Sonntag Ausschlaftag. Uneigentlich war Lotte am Dauerbrüllen, ständig hörte ich sie und wurde wach. Voll toll nach einer Nacht, wie der vergangenen. Jona schlief ab irgendwann um 3 Uhr und erklärte die Nacht um 5 für beendet. Um kurz vor 6 Uhr stupste ich den Mann an, dann ging er mit ihm raus.
Innerhalb von 30 Minuten vor dem Frühstück explodierte Lotte gleich mehrfach. Seit Monaten ist sie unberechenbar, ständig am Ausrasten, schmeißt, haut, tritt um sich. Ich hinterfrage dauernd, was ich falsch mache und komme auf kein Ergebnis. Es ist egal, ob ich mich nur auf sie konzentriere oder was anderes mache. Egal, ob sie die volle Aufmerksamkeit hat. Ich las von Kindern, die sogenannte Blitzableiter-Tage haben. So sind unsere letzten Monate. Nur eben umgekehrt, es sind nicht zwischendrin schlechte Tage, sondern ab und zu mal gute. Seufz.
Den Vormittag über mache ich kein einziges Bild. Ich bin erschöpft und weiß nicht mehr weiter. (Da erspare ich mal Details.) Ich gehe auf Abstand zu Lotte, weil ich grad nicht fair zu ihr sein kann. Stattdessen übernimmt der Mann sie und ich kümmere mich um Jona.
Als die beiden Kleinen um kurz nach 12.30 Uhr ins Bett verschwinden, bin ich unheimlich erleichtert und atme auf. Und denke weiter herum, was so fürchterlich schief läuft. Ich will meinem kleinen Mädchen gegenüber nicht so negativ eingestellt sein und habe ein schlechtes Gewissen.
Bekommt sie zu wenig Aufmerksamkeit von mir oder uns? Hat sie noch/wieder Schmerzen im Knie? Bekommt ihr der Kindergarten nicht? Ist das jetzt die berüchtigte Entthronung? Eine Phase? Erneutes Aufflammen der Autonomie?
Ich weiß es nicht. Es kann alles sein, auch wenn ich finde, dass sie sehr, sehr viel Aufmerksamkeit bekommt. Jona ist derjenige, der meist eher nebenher mitläuft, während Lotte im Mittelpunkt steht. Immer. Überall. Außer im Kindergarten eben. Wo sie sich übrigens völlig anders benimmt.
Jedenfalls nutze ich den Mittagsschlaf der beiden für eine Tasse Kaffee und mache mich dann an die Steuer. Das wartet schon länger und muss dringend abgehakt werden, bevor das Finanzamt motzig wird. Tatsächlich schicke ich das Formular noch am Nachmittag ab, während Mo die beiden Kleinen rockt und kocht.
Ich nutze die Zeit außerdem, um noch fix die Gewinnspiel-Utensilien zu fotografieren. Nicht alle, aber was ich hab, hab ich.
Von oben höre ich Geschirr klappern und finde einen gedeckten Tisch vor. Lotte war’s!
Mjam. Kartoffelpüree geht hier immer sehr gut weg.
Nach dem Mittagessen mache ich mich an die Wäsche und finde einen Hauch Geschwisterplüsch. Ein seltenes Bild, denn eigentlich brüllt Lotte Jona ständig an, dass er dies und jenes nicht soll.
Wieder unten möchte ich noch was im Büro erledigen. Lotte begleitet mich und malt derweil. Übrigens ihr erster Versuch nur innerhalb der Linien auszumalen! Bisher malte sie wild und bunt drauf herum. ♥
Als Jona im Bett ist, toben und spielen wir noch mit Lotte, sie hat viel aufgestaute Energie. Im Anschluss gab es ein ungewöhnlich ausgeglichenes Abendbrot und Lottes Abendprogramm.
Als im Babyfon Ruhe einkehrt, spreche ich mit Mo über die aktuelle Situation. Ab Morgen geht es für ihn richtig los. Er verlässt um 5.00 Uhr das Haus und ist vor 18.30 Uhr nicht zuhause. In der Zeit kann-will-muss ich Teenager, Kleinkind und Baby managen, dabei den Haushalt wuppen, pünktlich kochen, dem Hund gerecht werden, Termine rocken, nebenbei studieren und – last but not least – mich selbst nicht vergessen. Emotional geht es mir momentan nicht gut, weil ich riesigen Respekt vor dieser Aufgabe habe. Unterstützung haben wir bislang keine – außer Lottes Kindergartenplatz eben – und ich weiß nicht, inwiefern sich das in nächster Zeit ändern kann. Wir funktionierten in den letzten Monaten. Und das auch nur weil wir ein eingespieltes Team sind und immer der andere greifbar war, wenn der eine mal nicht konnte und eine Pause brauchte.
Das wird künftig nicht mehr so sein. Mo macht in Köln eine Ausbildung, er wird 5 Monate lang jeden Tag bis spät weg sein. Ich werde da einfach durch müssen, ob ich kann oder nicht. Ja, der Gedanke macht mir Angst. Ich werde mich nicht mal eben zurückziehen können, wenn ich merke, dass es nicht mehr geht. Ich werde das alles wuppen müssen, ohne wenn und aber.
Wir überlegten, ob wir eine Möglichkeit haben, uns Unterstützung zu holen. Schon im Wochenbett habe ich karitative, staatliche, ehrenamtliche und private Möglichkeiten durchgeprüft. Entweder wir sind nicht berechtigt, es gibt das Angebot nicht in unserer Umgebung oder wir können es uns schlicht nicht leisten. Blöd, aber so ist die Situation.
Schweren Herzens hab ich – die Überlegung geht schon länger – die Einsicht gehabt, dass mein Studium pausieren muss. Sowieso könnte ich nicht annähernd voll studieren, weil ich für Jona keine Betreuungsmöglichkeit habe. Erst zum Kindergartenjahr 2019/20 hat er – hoffentlich – einen Kindergartenplatz.
Diese Entscheidung macht die kommenden Monate sicherlich nicht einfacher, aber sie nimmt mir den Druck noch was für die Uni tun zu müssen. Aus den gewählten Vorlesungen melde ich mich dennoch bewusst nicht ab, damit ich, wenn – falls – ich überraschend doch zum Lernen und Nacharbeiten komme, Klausuren schreiben kann.
Mehr Wochenenden in Bildern? Bei Susanne!
Liebe Tanja,
ich kenne diese Situation, vor der Du stehst, nur zu gut. Es endete fast im totalen Zusammenbruch, dann habe ich mir Hilfe gesucht. An einer Stelle, wo ich eigentlich lieber nicht gefragt hätte: Bei den frühen Hilfen des Jugendamts. Es war so ganz anders, als ich befürchtet hatte. Unbürokratisch, empathisch und schnell. Der schlechte Ruf des Jugendamtes hatte schnell seinen Schrecken für mich verloren. Das erste, was man mir sagte war: „Sie haben ein Kind unter drei Jahren, damit haben Sie Anspruch auf Hilfe. Punkt.“ Ich musste weder mein Einkommen offenlegen, noch einen Härtefall nachweisen. Ich bekam einfach die Hilfe, die ich brauchte. Sofort.
Wenn Du diesen Schritt nicht gehen möchtest, würde mir noch der gemeinnützige Verein wellcome einfallen, eine Art Nachbarschaftshilfe für junge Familien. http://www.wellcome-online.de Auch hier gilt: „Am Geld darf die Hilfe nicht scheitern.“ Der verein ist spendenfinanziert.
Ich wünsche euch alles Gute und Dir ganz viel Kraft.
[…] ich feststellen musste, dass der neue Alltag gar nicht so einfach zu managen ist und mein Studium nun pausiert, fiel […]
[…] Stundenplan zum Download bereit. Neben dem 12von12 im Oktober und 2 Wochenenden in Bildern (1, 2) passierte im Frontend nicht […]
[…] um am Ende die Klausuren schreiben zu können. Aber vorerst lasse ich auch das bleiben, weil ich merke, dass das einfach zu viel […]