Zum Thema Kinderbilder im Netz gibt es ganz unterschiedliche Ansichten. Besonders unter Bloggern, die damit auch ihr Geld verdienen. Es gibt welche, die gar keine Bilder zeigen – da habe ich als Leser nicht einmal eine ungefähre Vorstellung davon, wie die Kinder aussehen -, es gibt viele, die ihre Kinder nur so zeigen, dass man sie auf der Straße nicht wiedererkennt – so handhabe ich das ja auch – und dann gibt es diejenigen, die sie komplett zeigen.

Viele Blogger äußerten sich schon dazu und ich habe einige Artikel gelesen, deren Beweggründe ich teilweise nachvollziehen kann. Was also spricht dafür, Kinder im Internet zu zeigen? Und was dagegen?

Kinderbilder im Netz – das Für

Das größte Argument ist wohl, dass Kinder zu unserer Gesellschaft dazugehören, es aber vielerorts unerwünscht ist, dass sie öffentlich stattfinden. Um dies zu durchbrechen, sollen Kinder auch im Netz präsent sein, sollen dort stattfinden, sollen gezeigt werden. Sie gehören schließlich zu den Eltern, zur Familie dazu. Und natürlich sind die Eltern stolz, weil ihr Kind für sie das schönste, tollste und beste ist.
Bei Bloggern lese ich zwei Argumente am häufigsten: Zum einen, dass die Kinder ja auch auf der Straße klar gesehen werden und man sie ja dann einsperren müsste und nicht mehr raus dürfte. Zum anderen, dass es Leser bindet, ihnen das Gefühl gibt, die Familie wirklich zu kennen und mitten drin, dabei zu sein.

Ich würde behaupten (und hoffen…), die meisten Eltern wählen Bilder bewusst aus, sodass keine peinlichen Kinderbilder oder welche, wo die sie zu wenig an haben, gezeigt werden. Es gibt aber auch welche, die posten einfach drauflos, zeigen Bilder beim Baden am Strand oder in der Badewanne, beim Wickeln oder auf der Toilette beim Töpfchentraining.

Kinderbilder im Netz – das Wider

Doch bei all den Argumenten, die für Kinderbilder im Netz sprechen, sehe ich eins nicht, nämlich welches Bedürfnis der Kinder erfüllt wird, sie im Netz zu zeigen. Wo sind ihre Interessen bei dem Ganzen? Was bringen die Bilder ihnen? Klar, bloggende Eltern verdienen häufig ihr Geld damit, aber wieso müssen dann die Kinder dafür auf ihr Persönlichkeitsrecht verzichten und mit ihrem Gesicht herhalten? Sie könnten ja auch genauso gut ohne Gesicht auftauchen! Da bröckelt es dann doch, dass es nichts mit Klickgeilheit zu tun hätte.

Fakt ist, dass jeder Mensch das Recht am eigenen Bild, das Recht auf eine Privatsphäre hat und dieses Persönlichkeitsrecht jedem Menschen zusteht. Egal wie alt er ist. Da Kinder ihre Rechte aber noch nicht selbst vertreten oder einfordern können, müssen Eltern über die Privatsphäre entscheiden.

Das Argument, dass ich in diesem Fall mit meinem Kind auch gar nicht in die Stadt dürfe, weil es dort auch gesehen würde, finde ich übrigens lächerlich. Im Blog hab ich 20.000, 50.000 oder gar 500.000 Nutzer monatlich, die die Artikel lesen, sich die Bilder ansehen. So vielen Menschen begegnen ich nicht in der Stadt oder auf der Straße. Abgesehen davon machen diese Menschen keine Bilder meiner Kinder und speichern oder drucken sie für sich aus – was beim veröffentlichten Bild im Netz aber der Fall sein kann! Und diese Menschen wissen nicht, wo meine Kinder wohnen, was durch den Blog durchaus der Fall ist.

mein Weg mit den Kinderbildern

Ehrlich gesagt verstehe ich es ein Stück weit, wenn Eltern ihre Kinder zeigen. Habe ich es doch mit Nina eine lange Zeit auch so gehandhabt. Natürlich achtete ich darauf, dass es keine peinlichen oder gar sexualisierbaren Bilder waren, aber es gab Kinderbilder von ihr im Netz. Im Blog, auf Layouts vom digitalen Scrapbooking, sogar in Foren. Je älter sie wurde, desto weniger Bilder zeigte ich von ihr, begann noch genauer hinzusehen, noch mehr zu selektieren. Der Eintritt in die Schule war zum Beispiel ein Punkt, ab dem ich Kinderbilder nochmal ganz anders bewertete.

„Mama, warum zeigst Du Bilder von mir in diesem Internet?“

Als sie ungefähr 9 Jahre alt war, stellte sie die Frage, die mich noch einmal alles überdenken ließ. Was antwortet man darauf? Ich erklärte ihr – wie oben aufgeführt – dass ich sie toll finde, dass ich sie gerne zeige und sich Menschen gerne Bilder von ihr ansehen, dass sie zu mir gehört und ich stolz auf sie bin. Ich erklärte ihr das Prinzip von social media, wie man das nutzt und wofür das gut ist. Doch das reichte ihr nicht.

„Und das können jetzt alle sehen?“

Nina war besorgt, dass jetzt alle ihre Bilder sehen können, wenn sie auf meinem Blog oder Instagram-Account vorbei surfen. Einfach so. Obwohl sie sie nicht kennt, nicht einmal weiß, wer das ist.

Ich stellte daraufhin meinen Instagram-Account auf Privat, löschte viele Bilder vom Blog. Facebook war nie ein Problem, da ich dort zwar ab und zu Bilder hochgeladen habe, diese aber immer nur einem sehr kleinen Personenkreis angezeigt wurden. Enge Freunde und Familie sahen sie, nicht aber fremde Arbeitskollegen, entfernte Bekannte oder Menschen, die ich nur wenig kannte. Die Bilder in den Foren verschwanden ebenfalls schnell, da ich sie auf eigenem Webspace gespeichert hatte. Dennoch blieb der Gedanke, dass Fotos im Internet nicht einfach komplett zu löschen sind. Auch Jahre später noch finde ich übrigens bereits gelöschte Kinderbilder von Nina in der Google Bildersuche.

Von da an zeigte ich Nina nur noch seitlich, von hinten, jedenfalls nicht deutlich erkennbar. Und ich klärte jedes Bild vorher mit ihr ab. Wenn sie es nicht wollte, habe ich das Bild nicht hochgeladen. So manches Bild hätte ich für unbedenklich gehalten, was sie aber total blöd fand. „Da sitze ich aber komisch, das will ich nicht!„, „Oh nein, mein Gesichtsausdruck, ich gucke total doof!“ – Das ist bis heute so geblieben und – wie man meinen Accounts entnehmen kann – es landen kaum noch Bilder von ihr im Internet.

Sie selbst hat übrigens schon seit längerem eigene Accounts im Social Media und wählt sehr kritisch, was sie hoch lädt. Ihre Accounts waren auch lange privat, sodass sie die Kontrolle darüber hatte, wer ihre Bilder sieht. Mittlerweile ist sie zwar öffentlich, postet aber keine Bilder mehr von sich.

Jona und Lotte sind noch zu klein, um selbst zu entscheiden, was für sie okay ist. Deshalb kommen von ihnen nur Fotos ins Internet, die mit dem Mann abgesprochen sind – oft ist er weniger kritisch als ich und ließe mehr zu. Da ich Bilder seit über 4 Jahren mit Nina abspreche, hab ich mittlerweile ein ganz gutes Gefühl dafür, was sie in Ordnung findet. Diesen Selektionsfilter lege ich auch über die Bilder der beiden Kleinen. Natürlich können Lottes und Jonas Sicht später ganz anders sein, aber zum jetzigen Zeitpunkt entscheide ich nach bestem Wissen und Gewissen.

…und das geschriebene Wort?

Es ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen, dass das geschriebene Wort mindestens genauso kritisch zu bewerten ist, die Privatsphäre hier genauso geschützt werden muss, wie die deutlich erkennbaren Kinderbilder. Als Mama-/Papa-/Familien-Blogger habe ich hier sogar einen noch größeren Spagat zu bewältigen. Berichte ich von den Schwierigkeiten beim Töpfchentraining? Von der krassen Trotzphase? Vom peinlichen Moment beim Einkaufen? Davon, dass mein Kind andere mobbt? Von der Entwicklung des Babys? Vom Leben mit einem Teenager? Was ist okay und was ist (zu) privat? Wo ist die Grenze zu ziehen? Gibt es überhaupt eine Grenze oder ist alles privat?

Hier bin ich zwiespaltig und entsprechend versuche ich diesen Spagat bestmöglichst zu bewältigen. Ich berichte von der Entwicklung als Baby, nicht aber über intime Details. Ich erzähle von Unternehmungen, nicht aber über das Leben mit einem Teenager. Es ist oft nicht einfach. Manchmal merke ich, dass ich selbst bei Themen verunsichert bin ich dazu keinerlei Infos im Web finde. Ein einfaches „Hey, das kenne ich, das hat mein Sohn/meine Tochter auch gehabt/gemacht/betraf uns auch, ging ganz schnell vorbei/wurde besser/ich hab XYZ gemacht!“ hätte mir gereicht. Unter anderem das, also das Leben mit Kindern, das tolle, aber auch die Schwierigkeiten, möchte ich in meinem Blog abbilden. Doch viele Themen bleiben unbehandelt, einfach weil es meine Kinder zu persönlich involvieren würde und ich mir sicher bin, dass ihnen das später unangenehm sein wird.

Nina liest übrigens hier mit, hat auch alte Artikel kritisch gegen gelesen und ich stellte oft fest, dass ihr vieles unangenehmer ist, als ich es bewertet habe. Solche Dinge sind hier verschwunden und bei Artikeln über die Kleinen, meide ich diese Dinge dann auch. Sicher ist sicher.

Ich und die Anderen

Gehören Kinderbilder ins Netz, oder ist das ein No-Go? Wo ist die Grenze, was ist okay?

Schwierig finde ich es ehrlich gesagt, was andere (Blogger) angeht. Ich will niemandem sein Recht auf die eigene Entscheidung absprechen oder gar belehren. Fakt ist aber, dass ich als Leser/Abonnent selbst entscheide, was ich mir ansehen möchte und entsprechen handeln kann. Einerseits sehe ich mir natürlich auch gerne tolle Kinderbilder an, keine Frage. Andererseits aber widerspricht das meinen Ansichten und es fühlt sich falsch an, das zu unterstützen.

Einige Blogger fand ich mal richtig, richtig gut. Weil sie erfolgreich waren, ohne ihre Kinder dafür zu verkaufen. Ich war beeindruckt davon, dass sie keine Fotos zeigten, auf denen ihre Kinder vollständig zu erkennen waren. Doch einige haben einen Wandel durchgemacht. Vom ursprünglichen Statement, dass sie keine Fotos mit Gesicht zeigen und die Namen nicht öffentlich machen, ist bei manch einem nichts übrig geblieben. Natürlich kann jeder seine Meinung ändern, aber dann muss man auch damit rechnen „Fans“ zu verlieren.

Von der Konsequenz zum Kompromiss

Eine Zeit lang war ich konsequent und entfolgte dem Account bei Instagram, sobald ich ein entsprechendes Bild angezeigt bekam und löschte den dazugehörigen Blog aus meinem Feed-Reader. Doch diese Konsequenz bröckelte. Es gibt viele Blogger, die ich persönlich sehr schätze, die ich nicht einfach aus meiner Bubble verbannen möchte. Außerdem auch Instagram-Accounts, denen ich seit Jahren sehr gerne folge.

Mein Kompromiss ist nun, dass ich entsprechende Kinderbilder nicht mehr like (wobei mir manchmal doch mal eins durchgeht), es sei denn, der Account ist privat. Bei Artikeln auf den Blogs ist es dann schon schwieriger, da habe ich – ehrlich gesagt – noch keine Lösung, mit der ich ganz zufrieden bin. Aktuell handhabe ich es so, dass ich Artikel, die offensichtlich werblich sind und Kinder vollständig zeigen, nicht lese. Das einzig konsequente wäre wohl, alle Artikel nicht mehr zu lesen, aber dann entginge mir wertvoller Content, gute Impulse, neue Gedankenanstöße oder Inspirationen für mich. Das ist eine egozentrische Begründung, ich weiß. Aber für mich momentan ein Mittelweg, damit umzugehen.