Die Geburt unseres Babys. Irgendwie lief alles anders, als geplant oder gehofft und doch ist alles gut. Aber ich möchte von vorne beginnen…

Der Tag davor

Donnerstag, ET+3 von der Gynäkologin, ET-1 von mir nach NFP berechnet.
Wie geplant gehe ich morgens in die Klinik und möchte mit dem Belegarzt sprechen. Da der nicht da ist und erst ab 16 Uhr im Haus sein wird, erledige ich aber bereits die anderen Formalitäten. Ich werde auf Station aufgenommen (davon wusste ich zuvor nichts – hmpf), wir schreiben ein CTG und ich bekomme einen Termin beim Anästhesisten, danach fahren wir nach Hause.
Später am Tag findet dann der Ultraschall beim Belegarzt und die Aufklärung beim Anästhesisten statt. Der Belegarzt verwirft die von meiner Gynäkologin geschätzten +5000 Gramm, bestätigt aber, dass das Baby wirklich sehr groß und schwer ist und kann keine neue Schätzung abgeben, da er es nicht mehr komplett auf den Bildschirm bekommt. Dennoch sagt er, es spreche medizinisch nichts gegen die spontane Geburt. Das Baby ist fit, ich bin es auch. Ich habe also die Wahl.

2 Bilder: Links ein Krankenhausflur. Rechts der Fragebogen zur PDA-Aufklärung

Er sagt aber auch, dass wir die Entscheidung für oder gegen eine spontane Geburt gemeinsam treffen müssen und ich mich damit wohlfühlen muss. Sofort und auf der Stelle kann und will ich mich aber nicht entscheiden, sodass wir es auf morgen früh vertagen.
Während ich mit dem Liebsten auf den Anästhesisten warte, besprechen wir uns. Mein Kopf schwirrt, ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Auf der einen Seite möchte ich unbedingt eine spontane Geburt erleben. Wehen haben, die von selbst beginnen. Spüren, wie das Baby ins Becken rutscht. All sowas eben. Auf der anderen Seite ist da immer noch das sehr schwere Baby und ich habe Angst, es nicht zu schaffen. Angst, dem Baby mit dem Versuch zu schaden. Und Angst, dass etwas schief geht.

Wir sitzen auf dem Krankenhausflur, überlegen, albern herum und warten. Als der Anästhesist am Abend endlich kommt, möchte er am liebsten direkt wissen, wofür ich mich entschieden habe. Ich sage ihm, dass ich mehr zum Kaiserschnitt tendiere und merke schnell, dass er gegen geplante Kaiserschnitte ist. Er klärt mich über die Möglichkeiten der Betäubung auf, wobei ich mich für die Spinalanästhesie entscheide. Wir besprechen alles Nötige, ich unterschreibe, was ich unterschreiben muss und wir gehen wieder nach Hause. Morgen früh um 7 sollen wir da sein. Dann ist der Belegarzt zur Visite im Haus und wir besprechen das weitere Vorgehen.

Wieder Zuhause – herumdenken

Zuhause angekommen bin ich ein wenig genervt davon, dass wir so lange im Krankenhaus herumsaßen, während draußen geniales Wetter war – eine Entscheidung zum Geburtsmodus ist aber immer noch nicht gefallen.
Da die große Tochter bei ihrem Papa ist, haben wir aber zum Glück alle Ruhe, erledigen noch am Abend Haushaltskram und all sowas. Dabei twittere ich – wie schon den Tag über – ein wenig und bekomme viel Resonanz zum Thema. Auch privat schreibe ich mit einigen. Dabei ist eine Nachricht, die eigentlich ganz einfach ist, mich aber plötzlich sehr in Richtung „spontan“ tendieren lässt.
Wir essen noch etwas und gucken eine Folge CSI. Dann fällt mir der riesige Wäscheberg ein, der darauf wartet gefaltet zu werden. Außerdem sind die Babymitbringgeschenke für die Große noch nicht eingepackt, das Beistellbettchen ist noch nicht fertig und überhaupt. Ich wusle herum und bereite einiges vor, packe nochmal meine Kliniktasche neu/um und habe das Gefühl, ich werde nie fertig. Der Mann kann mir nicht wirklich helfen, trägt die Kliniktaschen ins Auto, packt die Geschenke ein und wuselt selbst etwas herum.
Währenddessen denke ich weiter auf meinem Problem herum, wäge ab, verwerfe und denke um. Ich bin ganz aufgedreht und weiß weder vor noch zurück. Ich will doch, will aber auch nicht. Was ist wenn? Und wenn nicht? Ärgere ich mich später? Es macht mich wahn-sin-nig! … Und plötzlich werde ich ganz ruhig. Mein Bauchgefühl hat entschieden: Ich versuche es spontan. Punkt! – Die innere Ruhe, die nun folgt, bestätigt mir noch einmal, dass das der richtige Weg ist. Für mich. Für das Baby. Für uns.

Ich lasse morgen also die Geburt einleiten. Wir werden (nochmal) Eltern. Ganz bald!

Wehen? Hä? JETZT?

Schon beim Packen der Tasche ist irgendwas anders, unangenehm. Ich halte immer wieder inne, atme bewusst und mache insgesamt langsamer. Nachdem ich auch die Wäsche weggefaltet habe fällt mir auf, dass dieses Gefühl scheinbar sehr regelmäßig kommt. Ich lege mich auf das Bett, schaue auf die Uhr und möchte das beobachten. Schnell merke ich, dass es Wehen sind, glaube aber nicht so recht an „echte“. Ich scherze noch mit dem Mann, dass das ja wohl typisch ich wäre, wenn es nun tatsächlich von selbst losgehen würde.Geburtsbericht - Wehen-App - KontraktionenIrgendwann entscheide ich mich dazu, den Wannentest zu machen. Wenn es echte Wehen sind, müssten sie bleiben und ggf. stärker werden, wenn nicht, hört es auf.

Einmal in der Wanne ist Ruhe und ich fühle mich darin bestätigt, dass das nur Übungswehen sind. Doch kurz darauf geht es wieder los. Nicht stärker, aber auch nicht schwächer. Alles gleichbleibend. Ich bade ausgiebig zu Ende, steige aus und informiere den Mann. Der wird ein wenig hektisch und weiß nicht so recht, was er machen soll.
Es ist 23:12 Uhr. Ich starte die Wehen-App und probiere alles mögliche aus. Ich lege mich auf die Couch, setze mich auf den Pezzi-Ball, laufe herum. Am angenehmsten ist es, wenn ich rumlaufe oder auf der Seite liege. Auf dem Ball ist es sehr unangenehm. Der Mann versucht mir zu helfen, alles im Geburtsvorbereitungskurs gelernte anzuwenden, doch das meiste ist mir nichts. Während einer Wehe möchte ich nicht angefasst werden, das lenkt mich nur ab und ich kann sie nicht so gut veratmen.
Insgesamt komme ich mit den Wehen sehr gut zurecht. Ich veratme, quatsche mit dem Mann, mache zwischendrin noch etwas und halte inne, sobald es nötig ist. Ich bin absolut bei mir und kann mich gut darauf einlassen. Immer mal wieder fragt der Mann, ob wir nicht ins Krankenhaus fahren sollen, weil die Wehen von Anfang an in recht kurzen Abständen kommen. Aber auch bei 3-5 Minuten fühle ich mich Zuhause noch wohl und möchte daher erst los, wenn mir mein Gefühl sagt, dass es nun an der Zeit ist.

Auf ins Krankenhaus

Gegen 1:30 Uhr ist das der Fall. Ich fühle mich Zuhause nicht mehr wohl und möchte ins Krankenhaus. Der Mann geht kurz eine kleine Runde mit dem Hund, während ich zwischen den Wehen wahllos Kram in meine Handtasche stopfe. Es dauert ein ganzes Weilchen, bis ich endlich im Auto sitze, weil teilweise nur 1-2 Minuten zwischen den Wehen liegen. Das macht den Mann ein wenig panisch, aber ich kann ihn beruhigen. Es fühlt sich nicht so an, als gäbe es gleich eine Sturzgeburt.

Auf der Hinfahrt quatschen wir weiter. Ich weiß gar nicht mehr, worüber eigentlich. Der Mann ist überrascht als ich ihm eine neue Wehe mit „Geil, da kommt wieder eine Wehe!“ ankündige und macht sich bis heute lustig darüber, dass ich mich über Schmerzen so freue.
Aber ja, ich freue mich über Wehen. Diese sind so anders, als damals bei der Großen. Sie fühlen sich ganz anders an, ich habe nicht das Gefühl nichts tun zu können, ganz im Gegenteil. Mit der Atmung kann ich sie gut steuern. Ich freue mich über jede Wehe, denn sie treiben die Geburt meines Babys voran, bringen mich ihm näher!
Am Krankenhaus angekommen parken wir auf dem Storchenparkplatz direkt am Eingang und ich bin froh über diese Möglichkeit. Das Krankenhaus liegt an einem Hang, ich hätte sonst einen Hang heraufgehen müssen, was ich nicht geschafft hätte. Es dauert nun einige Wehen, bis wir im 2. Stock ankommen, wo der Mann am Kreißsaal klingelt. Die Pflegerin, die von der Wöchnerinnenstation kommt, nickt wissend, als sie meinen Namen hört und holt die Hebamme. Von der werde ich erstmal angemotzt, als ich ihr mitteile, dass ich keinen Kaiserschnitt möchte. Ich solle mich doch mal entscheiden, so ein hin und her – sagt sie. Darauf gehe ich gar nicht ein, denn die nächste Wehe kommt. Die Hebamme ist hektisch und fragt, ob wir noch etwas im Flur warten könnten. Da drin wäre grad Not, bei einer Schwangeren sei es jeden Moment soweit. Als sie weg ist, sehe ich den Anästhesisten verschlafen gähnend die Treppe runter hetzen. Er hält inne, guckt verdutzt und fragt „Wegen Ihnen wurde ich aber nicht gerufen, oder?“. Ich verneine und er grinst. Beglückwünscht mich zur Entscheidung und wünscht mir alles Gute. Als nächstes kommt der Belegarzt die Treppe hoch. Auch er hält inne und fragt, ob er meinen Kaiserschnitt gleich danach einplanen soll. Wieder verneine ich und er hetzt weiter.

Im Vorwehenzimmer

Einige Wehen und einen Kaffee für den Mann später kommt eine Pflegerin und führt uns ins Vorwehenzimmer. Ich soll mich frei machen und sie schließt mich ans CTG. Auf dem Flur höre ich hektisches Treiben, laute Schreie der anderen Gebärenden und mir wird ein wenig mulmig. Doch ich schaffe es mich von der Angst frei zu machen und konzentriere mich auf mich. Meine Geburt wird meine Geburt. Nicht die Geburt der anderen Frau.
Ich lasse meine Wehen-App weiter laufen, messe die Abstände. Als ich auf das CTG gucke, habe ich ein Déjà-vu. Soll es – wie schon bei der Großen – wieder so sein, dass man am CTG nichts sieht, obwohl ich eindeutig Wehen verspüre? Wird man mich ernst nehmen? Oder mich auslachen? Wie damals?
Die Hebamme schneit kurz herein und ich beiße mir ängstlich auf die Lippe. Doch sie lacht mich nicht aus. Sie sieht die Wehen am CTG. Als ich nachfrage meint sie nur, dass das Gerät gar nichts über die Intensität aussage und ich bin erleichtert.

Vom Flur höre ich, wie die andere Frau zurück gefahren wird, ein Baby brüllt und ich bekomme eine Gänsehaut. Bald ist auch mein Baby da. Bald!
Die Hebamme kommt immer wieder rein und sieht nach dem Rechten. Sie bietet uns Wasser, Kaffee, später einen Pezzi-Ball an. Und sie entschuldigt sich für ihre barsche Ansage vorhin. Ob sie gehört hat, wie ich zum Mann sagte, dass ich das sehr unfreundlich fand, es aber verstehe, weil es so stressig gewesen ist

Zeitangaben habe ich nun kaum noch. Alles verschwimmt ein wenig. Ich lasse die Wehen-App aus, quatsche mit dem Mann und der Hebamme. Zwischendrin tauche ich ab zu meinen Wehen und blende das Drumherum aus. Bei der Untersuchung stellt die Hebamme fest, dass der Muttermund bei 2cm, der Kopf aber noch abschiebbar ist und die Fruchtblase quietscht. Letzteres belustigt den Mann bis heute.
Irgendwann fragt die Hebamme den Mann, ob er auf dem Storchenparkplatz steht und bittet ihn, das Auto umzuparken. Ich höre, wie die Kreisssaaltür zufällt, höre im selben Moment ein lautes KNACK und liege in einer Pfütze: Die Fruchtblase ist geplatzt. Klar dann, wenn der Mann grad weg ist. Es tut mir für ihn leid, dass er das nicht mitbekommen hat.
Ich werde vom CTG befreit und darf ins Bad, mir frische Sachen anziehen und mich abtrocknen. Die Hebamme will wissen, welche Farbe das Fruchtwasser hat. Es ist grün. Dunkelgrün. Sie erklärt, dass das nicht schlimm sei. Das Baby hat vermutlich mal Stress gehabt, aber das sagt nichts über den aktuellen Status aus.
Das Frischmachen hätte ich mir sparen können, denn Fruchtwasser läuft immer weiter nach und ich bin wieder ein wenig nass – trotz Einlagen. Hmpf. Ich renne ständig auf Klo. Wegen des Fruchtwassers. Ebenso aber auch weil ich muss.

Da ich jetzt nicht mehr am CTG hänge, kann ich frei herumlaufen. Ich wandere den Flur auf und ab. Am liebsten veratme ich die Wehen nahe der Tür zur Kreißsaal-Abteilung, dort ist eine Art hohe Bar, wo ich mich wunderbar anlehnen und die Wehen veratmen kann. Der Pezzi-Ball ist immer noch eher doof. Sitzen mag ich gar nicht, liegen probiere ich nicht aus.
Auf meiner Wanderung zwischen Vorwehenzimmer und Tür komme ich an den zwei Kreißsälen vorbei. Einer ist besetzt. Ich sehe die andere Frau und ihren Mann mit dem Baby kuscheln. Hach. ♥
Die Hebamme erzählt uns irgendwann, die Frau hätte nicht mehr weitermachen wollen, obwohl der Kleine in den nächsten Momenten da sein würde. Sie hat Anästhesisten und Belegarzt herbeigeordert und die Frau in den OP geschoben. Dort gebar sie das Baby auf dem OP-Tisch spontan.
Was für eine Geschichte! So bescheuert das klingt, mir machte es Mut.

Im Kreißsaal – Wehen, Wehen, Wehen

Die Wehen lassen sich gut aushalten, auch wenn die Untersuchungen immer wieder einen Fortschritt zeigen. 3cm. 4cm. 5cm. Nur das Köpfchen rutscht nicht ins Becken, bleibt immer abschiebbar. Ich möchte unbedingt den Zugang für die PDA gelegt bekommen, weiß aber nicht so recht, wann der richtige Zeitpunkt ist. Noch kann ich die Wehen wunderbar veratmen. Aber ich habe Angst vor dem Moment, an dem ich es nicht mehr kann und fürchte, dass es dann für den Zugang zu spät sein könnte. Oder dass ich nicht stillhalten kann. Die Hebamme bietet die PDA immer wieder unverbindlich an und irgendwann nehme ich das Angebot einfach an. Immerhin bin ich auch schon weit über 24 Stunden wach und hoffe, ich kann mich ein wenig ausruhen, bevor es richtig losgeht.

PDA legen

Wieder kommt der Anästhesist. Mein Anästhesist. Er klärt mich über die Unterschiede zur spinalen Anästhesie auf. Nach einer Wehe soll ich mich an die Ecke des Bettes setzen. Nach einer weiteren den Rücken rund machen und still halten. Erst wird betäubt, eine weitere Wehe abgewartet und er sticht. Es drückt, tut etwas weh und er flucht. Eine weitere Wehe. Danach das selbe Spiel. Er betäubt erneut, versucht einen 3. Stich. Wider flucht er, entschuldigt sich ganz oft und ruft die Oberärztin. Auch die benötigt 2 Versuche, dann sitzt die PDA endlich und ich darf mich wieder hinlegen.

8 cm – unglaublich!

Kurz darauf kommt der Belegarzt und tastet selbst ab. 8cm. Sagt er. Ich könnte jubeln vor Freude. 8cm. ACHT! Aaaaaaacht!!!

Das hab ich bei der Großen in 36 Stunden Wehen nicht geschafft – wohohooo! Ich bin ganz euphorisch, dass ich es wirklich, WIRKLICH spontan schaffen kann und freue mich.
Die Hebamme kommt wieder und bringt die nächste mit. Schichtwechsel also. Ich bedauere ihren Feierabend, denn die Stunden mit ihr waren wirklich toll und sie hat uns hervorragend zur Seite gestanden. Beide gehen. Zur Übergabe. Ich soll es mir wieder gemütlich machen.

CTG mit schlechten Herztönen und ein mieses Gefühl

Ich drehe mich auf die Seite. Dabei verrutscht das CTG. Der Mann möchte es erst gar nicht erneut anlegen. Bis jetzt war ja alles gut. Aber ich bestehe darauf. Mich beruhigen die Herztöne des Babys. Er sucht also, findet aber immer nur meinen Herzschlag. Er sucht ein ganzes Weilchen, ohne Erfolg. Ich bitte ihn, die Hebamme zu rufen. Die neue kommt und sucht nach dem Herzschlag. Sie wird hektisch, sucht und sucht, findet aber auch immer nur meinen Herzschlag. Sie läuft davon und holt die andere Hebamme, welche schon umgezogen ist. Auch sie sucht und sucht. Sie bittet mich darum, ganz tief in den Bauch zu atmen, denn das sind nicht meine Herztöne, die da mit um die 80 Schlägen angezeigt werden. Es sind die des Babys. Panisch führe ich ihre Anweisungen aus. Mir wird ganz anders und in meinem Kopf hämmert immer nur ein „Nein, nein, nein, nein…“ Ich will nicht, dass meinem Baby was passiert! Es lief doch alles so gut?!
Die Herztöne des Babys normalisieren sich langsam, aber die Hebamme möchte trotzdem, dass der Belegarzt nochmal guckt. Er kommt wieder vorbei, ich drehe mich auf den Rücken und er untersucht mich. Als ich mich zurück drehe, das selbe Spiel. Die Herztöne des Babys sinken auf 60-80 ab. Ich bekomme erneut die Anweisung, ganz tief in den Bauch zu atmen und er erklärt mir, dass er unter diesen Umständen doch einen Kaiserschnitt empfehlen würde. Er ist nicht panisch, aber bestimmt. Er sagt, es bliebe natürlich dennoch meine Entscheidung, aber die sinkenden Herztöne sprächen für sich, er würde es nicht riskieren.

die Geburt – per Kaiserschnitt

Viel sagen muss ich nicht mehr. Ein Anästhesist kommt, spritzt die PDA auf, ich steige in ein anderes Bett um und der Mann bekommt OP-Kleidung, damit er dabei sein kann. Ich atme weiter tief in den Bauch und habe einfach nur Angst um unser Baby.
Der OP befindet sich direkt hinter der Kreißsaal-Abteilung und ich werde dahin geschoben. Wieder muss ich umsteigen. Meine Arme werden festgeschnallt, ich bekomme zwei (zwei???) Zugänge gelegt, in jeden Arm einen. Und ich atme weiter tief, hoffe, dass das meinem Baby hilft und es ihm gut geht.

Die Anästhesistin kommt, irgendwas wird mir gespritzt und ich soll ihr sagen, ob ich etwas fühle. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, was die richtige Antwort ist und habe Angst, dass die Betäubung bei der OP nicht richtig wirken könnte. Bei der Großen hat die PDA beim Nachspritzen nicht gewirkt und ich bekam eine Vollnarkose. Diesmal möchte ich dabei sein. Aber die Angst nagt an mir.

Ich nuschle – mittlerweile bin ich ganz schläfrig – irgendwas von „windig“. Offensichtlich ist das eine akzeptable Antwort, denn das OP-Team beginnt. Der Mann ist an meiner Seite. Er wirkt ein wenig hilflos und ebenso besorgt, wie ich es bin.

die OP

Ich warte darauf, dass es weh tut. Darauf etwas zu spüren. Aber es ruckelt nur. Und drückt. Der Mann schaut skeptisch auf den Boden weiter vorne. Ich ahne, dass es Blut ist, was er da sieht und frage. Er nickt. In meinem Kopf sehe ich horrorfilmmäßig Blut von einem Tisch fließen und bekomme wieder ein wenig Angst, ob da was schief läuft. Einige Wochen später frage ich den Mann danach und er lacht. Es waren wohl nur ein paar Tröpfchen. Puuuh.

das Baby ist da, alles ist gut

Irgendjemand sagt „Zehnuhrvierunddreißig“. Dann kommt jemand, von dem ich nur zwei Augen sehe und annehme, es ist die Hebamme, zu uns herum und zeigt uns den winzigen Menschen, der da ins Handtuch gewickelt, verschlafen blinzelnd in das grelle Licht guckt. Mir stehen die Tränen in den Augen. Unser Baby ist da. Gesund! Alles ist gut!

Der Mann begleitet unser Baby zurück in den Kreißsaal, während ich noch versorgt werde. Es kommt mir ewig vor, bis ich fertig bin, heraus geschoben und wieder in ein anderes Bett gehoben werde.

Als ich zurück im Kreißsaal bin sehe ich den Mann „oben ohne“ mit unserem Minibaby kuscheln und könnte wieder weinen.
Sie kommen zu mir rüber und ich bekomme das kleine Bündel in die Arme gelegt. Dabei bitte ich um Hilfe, denn meine Arme sind beide taub, ich kann sie weder heben, noch spüre ich sie und habe Angst, das Baby fallen zu lassen. Das ärgert mich sehr, denn ich möchte sie streicheln, küssen, spüren und an ihr schnuppern. Aber das geht nur verhalten.

Die Hebamme lässt uns alleine und wir können uns ein wenig kennen lernen und kuscheln. Wenig später hilft sie mir bei den ersten Stillversuchen.

  • 15.05.2015

  • 10:34 Uhr

  • 4880 Gramm

  • 57 cm groß

  • 37 cm Kopfumfang

Geburtsbericht - das Baby ist da

Ich weiß nicht, wie lange wir im Kreißsaal waren. Ich stillte das Baby. Irgendwann hat der Mann sie zusammen mit der Hebamme gebadet, sie wurde vermessen und gewogen und kam zurück zu mir.
Es muss um die Mittagszeit gewesen sein, als wir in unser Zimmer auf Station umgezogen sind.

Rückblickend: Leben mit Kaiserschnitt statt spontaner Geburt

Rückblickend bin ich immer noch froh es versucht zu haben. Die Zeit der Wehen war toll, ich war immer ganz bei mir, konnte mich ganz auf die Wehen einlassen und sie gut veratmen. Die Stimmung war toll, sehr gemütlich und schön. Und auch die Hebamme war absolut toll. Sie hat uns wunderbar begleitet und betreut, auch wenn ich anfangs dachte, es würde zwischen uns nicht so passen. Zwischendrin lobte sie mich immer, wie gut ich das machen würde und ich verriet ihr meine Einstellung zu den Wehen: Die Wehen sind nicht mein Feind. Im Gegenteil. Jede einzelne bringt mich meinem Baby näher. Dadurch konnte ich sie wirklich gut aushalten und veratmen.

Auch wenn es am Ende doch ein Kaiserschnitt wurde bin ich froh um diese Erfahrung. Dieser Weg war für uns der richtige, ich würde ihn jederzeit wieder so gehen. Und diese Geburt hat mich auch mit der 1. versöhnt. Ich fühlte mich wirklich lange wie eine Versagerin. Als hätte ich gecheatet und wäre nicht rechtmäßig im „Club der Mütter“, als hätte ich mich eingeschlichen. Heute sehe ich das anders. Beide Male habe ich es versucht, habe alles gegeben. Es hat mit einer spontanen Geburt nicht geklappt, doch ich bin froh um die medizinischen Möglichkeiten der heutigen Zeit, Dank derer ich zwei gesunde Kinder habe!