#ZweiUnterDrei – das Leben mit Baby & Kleinkind
War es so schlimm, wie befürchtet?
Was ich so hörte
Wann immer ich in der Schwangerschaft mit Anderen über den geringen Altersabstand meiner beiden jüngsten Kinder sprach, kamen Reaktionen, die mir Angst machten. Ich hörte, das erste Jahr sei der Horror, es ginge einfach nur ums Überleben, da sei nichts mit Genießen, einem geregelten Familienleben oder mal Zeit für sich, Zeit als Paar sowieso nicht.
Online waren die Aussagen gemischt. Einige berichteten von schlimmen Zeiten, andere davon, dass alles okay gewesen sei und sie es wieder so machen würden. Ich war zwiegespalten und gespannt, wollte Lotte schon in der Schwangerschaft ein wenig auf das Geschwisterkind vorbereiten und hoffte, dass sich einfach alles fügen würde. Naiv? Nur ein bisschen.
Vorher: die Schwangerschaft
Den positiven Schwangerschaftstest von Jona hielt ich um Lottes 1. Geburtstag herum in den Händen. Wenige Wochen später begann Lottes Autonomiephase, wir steckten mitten in den Planungen für unsere Hochzeit und wollten im Herbst in den Urlaub fahren. Im Sommer begann ich mein Praktikum, welches schwanger schnell beschwerlich wurde.
Die 3. Schwangerschaft war durchwachsen. Einerseits ging es mir gut, ich liebte den wachsenden Babybauch und überhaupt war es toll schwanger zu sein. Andererseits studierte ich weiterhin voll, da war das Schwangerschaftsdiabetes, meine Ärztin nahm mich nicht ernst und ich tat mich schwer, mich durchzusetzen. Ich hatte ständig Arzttermine, fühlte mich mehr krank, als schwanger und hatte Probleme damit, den Geburtsmodus selbst bestimmen zu dürfen. Am Ende hab ich den Kampf für eine VBA2C zwar gewonnen, aber der Weg dahin war zermürbend.
Lotte war im 2. Lebensjahr sehr anhänglich, was durch den kurzen Krankenhausaufenthalt wegen des Diabetes noch einmal extrem verschlimmert wurde. Ich trug und versorgte sie daher bis zum Ende, als wäre nichts. Zwar klappte es auch gut, wenn Mo das machte, aber wenn sie die Wahl hatte, wollte sie mich.
Einschneidend war für sie mein Krankenhausaufenthalt zur Einleitung der Geburt. Nachdem Jona geboren und ich mich schon 2 Tage nach dem Kaiserschnitt selbst entlassen hatte, wurde es zuhause schwierig.
#ZweiUnterZwei – der Wahnsinn beginnt
Lotte war zu Jonas Geburt 20 Monate alt, da traf also nicht nur #ZweiUnterDrei, sondern #ZweiUnterZwei zu. Sie hatte in der Schwangerschaft natürlich nicht verstanden, was ich ihr erklärte und erzählte, sie sah nur die neue Situation zuhause.
Als ich mit Jona ankam, war Lotte ihm gegenüber anfangs desinteressiert, dann überschwänglich und zuletzt feindselig. Klar, da ist ein kleiner Mensch, der die Eltern ebenfalls in Beschlag nimmt, nie warten kann und sowieso total präsent ist. Das muss man erstmal verarbeiten.
Die Stimmung zuhause war… durchwachsen. Es gab gute und weniger gute Tage. An manch einem saß ich heulend in der Ecke, weil ich niemandem richtig gerecht wurde. Nicht meinen eigenen Ansprüchen, nicht Lotte und auch nicht Jona gegenüber, von Nina ganz zu schweigen.
3 Phasen…
Im Vorfeld hatte ich versucht mich mit allen Szenarien auseinander zu setzen und bereitete mich darauf vor, dass entweder alles super läuft, sich die beiden schnell aneinander gewöhnen und wir bald als fünfköpfige Familie ankommen, oder dass es im schlimmsten Fall zu absoluter Ablehnung durch Lotte kommen könnte und sie Jona nur bekämpft.
Im Endeffekt hatten wir von allem etwas. Irgendwie.
Die ersten Wochen, vielleicht 3 Monate waren hart. Beide Kinder wollten und brauchten Mama, doch zeitgleich funktionierte es nicht.
Danach kamen wir langsam an, ich ging nicht mehr ständig auf dem Zahnfleisch, ging nicht mehr ständig über meine Grenzen und erholte mich langsam von der 3. Geburt. Denn die war vor allem eins: heftig! Nicht nur die Geburt selbst, auch die Zeit danach schaffte mich, ich war körperlich überhaupt nicht fit, hatte ständig Schmerzen und Angst, es würde für immer so bleiben.
Das 1. Jahr mit #ZweiUnterDrei
Wie war das 1. Jahr? Würde ich es nochmal so machen?
Vorneweg kann ich sagen, dass das 1. Jahr mit #ZweiUnterDrei nicht der Horror war, wie ich ihn berichtet bekam und mir ausmalte. Vielleicht auch, weil ich mit dem schlimmsten rechnete? Ich weiß es nicht.
Wir hatten Zeiten, die wirklich, wirklich hart waren. Besonders die ersten 2-3 Monate ging ich auf dem Zahnfleisch. Ich schlief viel zu wenig (2-3 Std./Nacht), war körperlich immer noch nicht wieder fit und hatte Schmerzen. Ich musste mich zwischen Jona und Lotte teilen und unser Alltag hätte niemals funktioniert, wenn mein Mann nicht voll da gewesen wäre und Jonas Versorgung zum Großteil übernommen hätte. Dafür war es ganz gut, dass es mit dem Stillen nicht geklappt hat.
Lotte akzeptierte erst in den letzten Monaten immer mehr Papa als Bezugsperson, daher war es auch für ihn schwierig, als ich das Sommersemester 2017 wieder voll studierte. Sie ließ sich von ihm kaum ins Bett bringen, nicht trösten und wollte auch nicht mit ihm kuscheln. Letzteres klingt nicht schlimm, war es aber im Alltag doch sehr, weil Lotte sehr kuschelbedürftig ist und nur mit aufgeladenen Tanks ausgeglichen ist. Weil das aber fehlte, war sie explosiv, reizbar bei den kleinsten Dingen und sehr aggressiv. Ich vermute, dass auch ihre Erkrankung eine Rolle spielte, aber das ist nur Spekulation.
Die zweite, sehr schwierige, Phase begann mit Jonas Mobilität und hält an, mal mehr, mal weniger intensiv. Es liegt weniger an den Kindern zusammen, als daran, dass jeder für sich ganz unterschiedliche Bedürfnisse hat, die kaum unter einen Hut zu bringen sind.
Wenn Lotte nachmittags aus dem Kinderhaus nach Hause kommt, braucht sie Aufmerksamkeit, viel Kuscheln, Körperkontakt und einen Spaziergang im Wald. Aber auch Jona braucht momentan viel ungeteilte Aufmerksamkeit, er will fast ausschließlich getragen werden und kann es draußen überhaupt nicht ausstehen. Diese Konstellation führt dazu, dass beide Kinder streckenweise einstecken müssen und entsprechend ihren Unmut kundtun. Ich denke (und hoffe), dass es mit milderen Temperaturen besser wird und setze nun sehr auf den Frühling.
Eltern entspannt, Kinder entspannt – oder nicht?
Was meine innere Einstellung damit zu tun hat.
Dennoch muss ich rückblickend sagen, dass ich den Altersabstand mit #ZweiUnterDrei wieder so wählen würde. Unsere härtesten Zeiten waren nur so hart, weil wir Eltern lernen mussten. Wir mussten Lotte kennenlernen, wie sie tickt, was sie braucht und wir mussten einen eigenen Weg finden, damit umzugehen. Ungünstig war, dass der Anfang der Autonomiephase auf das Wochenbett und die bisher stärkste Welle mit Jonas aufkeimender Mobilität zusammen fielen. Aber dafür können die Kinder nichts, dafür kann Lotte nichts.
Wir lernten, entspannter zu sein, nicht alles perfekt machen zu müssen und auf die Bedürfnisse aller zu achten (unbedingt auch die der Eltern!) – das war der Knackpunkt und ein Wendepunkt für alles. Natürlich gibt es Tage, an denen ich es nicht schaffe, geduldig genug zu sein, Tage, an denen ein Kind mehr kooperieren muss und es dann wieder lauter zugeht. Aber alles in allem hat meine innere Einstellung – Entspannung – dafür gesorgt, dass es leichter geworden ist. Die Kinder sind nicht entspannt, nur weil ich es bin. Aber die schwierigen Situationen sind entspannter, weil ich anders mit ihnen umgehe.
Wie ist das bei Euch? Welchen Altersabstand haben Eure Kinder? War er ideal, oder schwierig? Würdet Ihr es heute nochmal genauso machen, oder ganz anders?
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Ich verstehe Dich total gut.
Es ist einfach anstrengend, aber irgendwie wechseln sich die schönen Momente ab und inziwschen geht es bei uns wirklich gut vorwärts.
Ich würde es aber genau wie Du auch nicht anders machen, wobei wir ein wenig mehr Abstand hatten, als ihr.
Liebe Grüße,
Alina