Ich stehe an der Rezeption und schweige. Eigentlich schweige ich nur zurück. Es ist ein unangenehmes Schweigen. Eins, bei dem ich das Gefühl habe, etwas sagen zu müssen. Aber ich schweige weiter und sehe die MFA nur an.
Als es zu unangenehm wird, schaue ich auf meine Hände, die sich am Mutterpass festhalten. Ich krame noch einmal den Zettel mit den neuen Terminen hervor, sehe sie durch und schüttle langsam den Kopf. „Dann haben wir wohl ein Problem„, höre ich mich sagen. Ich übertöne die innere Stimme, die mir zubrüllt ich solle nicken, die Termine bestätigen, mich bedanken und gehen.
Donnerstags? Donnerstags kann ich nicht!
Die Ärztin bat mich zuvor noch, die Termine mit der Sprechstundenhilfe abzusprechen. Die aber legte mir nur einen Zettel in den Mutterpass und sagte, es ginge nur an diesen Tagen. Tut es nicht. Bei mir zumindest.
Ich sagte ihr, dass ich nur mittwochs kann. Eigentlich sagte ich ihr das schon öfter, aber die Termine lagen dann doch meistens an anderen Tagen. Der Mann ließ dann etwas an der Uni ausfallen, damit ich doch hin konnte. Oder ich musste eine Vorlesung schwänzen, damit ich zur Vorsorge kann.
Aber diesmal nicht. Diesmal widerstehe ich dem dringenden Bedürfnis nach Harmonie. Ich halte das Schweigen aus, lasse nicht zu, dass über meine Zeit frei verfügt wird, als sei sie nicht wichtig. Nach jedem „Wir haben aber keine anderen Termine mehr!“ bleibe ich standhaft und wiederhole, dass ich donnerstags wirklich nicht kann. Erst hab ich das Bedürfnis mich zu rechtfertigen, ihr zu erklären, was es für mein Studium bedeuten würde die Dinge ausfallen zu lassen, aber dann widerstehe ich dem Drang und lasse es so stehen „Ich kann aber nur mittwochs, an den anderen Tagen geht es nicht!„.
Durchsetzungsvermögen oder Sturheit?
Als sie mich darum bittet noch einmal Platz zu nehmen, klingt das vorwurfsvoll. Spätestens das wäre der Moment, an dem ich normalerweise einknicken würde. Aber diesmal nicht.
Ich kann mich nicht immer über Dinge ärgern, die ich selbst ändern kann. Wenn mir meine Zeit wichtig ist, muss ich mich darum kümmern, mich um mich kümmern. Und das tue ich nicht, mache andere glücklich und stecke selbst zurück. Ich sage Dinge zu, die ich weder will, noch kann und ärgere mich hinterher über den Stress, der dadurch für mich entsteht.
Also hab ich beschlossen das nicht mehr zuzulassen und mich durchzusetzen. Oder stur zu sein? Egal wie man es nennt. Es fühlt sich gut an, als ich am Ende die Praxis verlasse und neue Termine bis zum Jahresende habe. Alle mittwochs.
TSCHAKKA – irgendwann vergeht auch das schlechte Gewissen das man gar nicht haben muss. Du kannst nur da und fertig!
Weiter so :)
Danke! Ja, ich hoffe es sehr. Ich tue mich da so schwer und eigentlich hängt mir das auch immer noch nach. Auch wenn der Erfolg schon ein ziemlich gutes Gefühl ist/war! :D
Oh, das kann ich sehr gut nachvollziehen! Ich lasse mich da auch immer schnell „einschüchtern“ und möchte es ja allen recht machen, möglichst keine Umstände machen etc. Und gerade als Studentin meinen besonders Arzthelferinnen, dass man ja immer Zeit hätte … ich hab mal zu hören bekommen, dass die Abendtermine nur für Berufstätige sei – ähm, hallo, ich hab einen Nebenjob und auch sonst liegen meine Veranstaltungen nicht so, dass ich morgens kommen könnte. Der ganze Spaß ging dann noch weiter, aber was ich sagen wollte: Ich kenne das! :-)
Super, dass du das gemeistert hast!
[…] da war das Schwangerschaftsdiabetes, meine Ärztin nahm mich nicht ernst und ich tat mich schwer, mich durchzusetzen. Ich hatte ständig Arzttermine, fühlte mich mehr krank, als schwanger und hatte Probleme damit, […]