Eigentlich bin ich ein sehr schüchternen und zurückhaltender Mensch, halte mich viel von anderen fern und aus Gesprächen raus. Nicht weil ich andere Menschen nicht mag, sondern vielmehr weil ich nicht die selbstsicherste Person bin und nie so richtig weiß, was ich wann wem wie sagen soll. Das klingt albern – und so fühle ich mich häufig auch – aber so richtig raus aus mir kann ich nicht, auch wenn ich es immer wieder versuche.
So hielt ich mich auch bei den Klassenpflegschaftssitzungen und Elternabenden im Kindergarten und in der Grundschule großteils raus. Zumal ich schon zu Kindergartenzeiten der großen Tochter die Erfahrung machte, dass junge Mütter schnell übergangen und ihnen über den Mund gefahren wird. Nachdem ich mich anfangs geärgert hatte, gewöhnte ich mich daran und hielt mich eben raus. Wenn ich helfen konnte, brachte ich mich soweit wie möglich ein, aber das beschränkte sich auf Ausnahmen, da die meisten Dinge eben vormittags stattfanden und ich mir so oft einfach nicht frei nehmen konnte und kann.
Auf der weiterführenden Schule sieht es anders aus. Termine werden so gelegt, dass auch Vollzeit berufstätige Eltern kommen können. Natürlich nicht in jedem Bereich, aber eben so gut wie möglich. So werden Termine an Elternsprechtage zum Beispiel von 16 bis 19 Uhr vergeben, nicht wie zuvor von 14 bis 16 Uhr.

Als nun kürzlich die erste Klassenpflegschaftssitzung anstand und diverse Themen besprochen wurden, versuchte ich mich erneut einzubringen. Mittlerweile bin ich nicht mehr die verunsicherte Anfang zwanzigjährige, die ihre dreijährige Tochter im Kindergarten mit Elterninitiative untergebracht hat, sondern fast dreißig und Mutter eines bald zehnjährigen PreTeens. Ich finde, dass ich einfach mal über meinen Schatten springen muss. Außerdem möchte ich gerne neue Kontakte knüpfen.
Als also der Aufruf zur Wahl zum Klassenpflegschaftsvorsitzenden kam, meldete ich mich spontan, schmiss mich mal eben selbst ins kalte Wasser. Bevor ich einen Rückzieher machen konnte, war schon abgestimmt worden und ich die neue Vorsitzende. Ich fügte noch an, dass ich sowas noch nie gemacht habe, aber die Klassenlehrer sagten, dass das nicht schlimm sei und ich das schon hin bekomme. Na deren Vertrauen in mich hätte ich gerne.
Nun steht diese Woche schon die Schulpflegschaftssitzung statt und ich bin gespannt, welche Aufgaben auf mich zukommen. Zurück kann ich jedenfalls nicht mehr, aber ich glaube, das tut mir mal ganz gut. Ich oller Feigling.