Liebe Next – ein Brief an die neue Freundin des Vaters

Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, ist es meistens nicht einfach. Selten ist eine Trennung einvernehmlich, dafür bleiben häufig Herzschmerz, Gefühlschaos, Wut und Trauer zurück.
Doch wie ist es, wenn noch ein Kind dazwischen steht? Und was passiert, wenn einer der Elter eine neue Beziehung beginnt?

Das ist für alle Beteiligten keine leichte Sache. Für das Kind nicht, welches zwischen den Stühlen steht und sich im schlimmsten Fall zerrissen fühlt. Für die Eltern nicht, weil verletzte Gefühle und Unausgesprochenes zu Streit führen könnenn. Und nicht zuletzt für den neuen Partner – den/die sogenannte Next – nicht, weil er/sie plötzlich nicht nur eine Beziehung hat, sondern gleichzeitig ständig mit der/dem Ex und dem gemeinsamen Kind konfrontiert wird.
I
n den meisten Fällen geht es gut und spielt sich schnell ein, doch manchmal eben auch nicht.

Daher schreibe ich einen Brief. An die erste und die letzte Next meines Ex, den Vater meiner ältesten Tochter. Weil Patchwork nicht immer Friede-Freude-Eierkuchen ist, es aber sein kann. Wenn alle Beteiligten  eine bewusste Wahl treffen.

Ein sehr persönlicher Brief an die Next.

Liebe Next1,

als Du damals in das Leben meines späteren Ex getreten bist, wusste ich noch nichts von Dir. Wie auch? Wir waren schließlich noch ein Paar, wenn auch schon lange nicht mehr glücklich. Manchmal fragte ich mich, ob Du wusstest, dass er eine Tochter und eine Freundin hatte? Ich vermute es, immerhin habt Ihr damals in der selben Firma gearbeitet.

Die Blumen für Dich, liebe Next1, entdeckte ich eine Woche nach unserer Trennung zufällig in seinem Auto, als wir zur Tagesmutter unterwegs waren, wo wir unsere Tochter abholen wollten. Er sagte mir, das sei eh nichts ernstes, wir würden wieder eine Familie werden, wenn etwas Gras über unsere Beziehung gewachsen wäre. Das machte mich gleichermaßen wütend, wie traurig. Wütend, weil er von mir erwartete Single zu bleiben und mich um unsere Tochter zu kümmern, während er eine neue Beziehung begann, ausging und das Leben genoss.  Traurig für Dich, weil er Dir offenkundig etwas vormachte und nicht mit offenen Karten spielte.
Erst viel später dämmerte mir, dass er einfach nur ein Sicherheitsnetz spannte, damit er nicht alleine wäre, wenn das mit Euch doch nichts würde.

Der Gedanke daran, liebe Next1, dass Du meine Tochter kennen lernen würdest, machte mich am Anfang wirklich fertig. Ich konnte es nicht ertragen, dass Du sie ins Bett bringen würdest, dass Du ihr einen Gute-Nacht-Kuss geben könntest, dass Du sie trösten und im Arm halten würdest, wenn sie traurig wäre. Ich ahnte ja nicht, dass all die Dinge niemals Deine Absicht sein würden. Dass Du mein Kind so sehr verabscheuen würdest. Anfangs hasste ich Dich sogar, liebe Next1. Ich machte Dich verantwortlich für das Beziehungsende und fühlte mich betrogen. Macht man sowas? Einer anderen Frau ihren Freund ausspannen? Obwohl man weiß, dass da nicht nur eine Beziehung, sondern eine Familie hinter steht? Hattest Du kein schlechtes Gewissen, liebe Next1? – Das fragte ich mich oft.

Unser erstes Aufeinandertreffen war ziemlich seltsam. Weißt Du noch, liebe Next1? Es war der 2. Geburtstag von Ninas Cousine. Sein Bruder hat erst Euch eingeladen, weil Ihr abgesagt hattet, wurden Nina und ich eingeladen. Wir hatten einen entspannten Nachmittag. Bis Ihr eingetroffen seid. Ich weiß noch, wie wir alle auf dem Balkon standen, als es klingelte. C. kam zurück und hatte den Schreck noch ins Gesicht geschrieben, Ihr kamt direkt hinterher. Du gingst alle auf dem Balkon stehenden Leute ab und gabst ihnen die Hand. Nur mich hast Du ignoriert und übergangen. Auch den Rest des Nachmittags hast Du mich ignoriert und tatst so, als sei ich gar nicht da. Aber jedes Mal, wenn Ihr in meiner Nähe ward, knutschtet Ihr wild herum. Mir war das egal – Nein, falsch, ich fand das ziemlich kindisch, liebe Next1 – aber Nina war traurig, weil sie ihren Papa mal wieder mehrere Wochen nicht gesehen hatte, er zwar da, aber nicht für sie ansprechbar war. Weil Du ihn die ganze Zeit in Beschlag genommen hast.

Anfangs habe ich Dein Tun beschmunzelt. Weil ich Dein Verhalten sehr infantil fand. Zum Beispiel als C. mir erzählte, Du hättest Ninas Papa dazu genötigt die Nummernschilder zu wechseln, nur weil dort der Anfangsbuchstabe meines Namens und unser Jahrestag mit drauf waren. Oder dass Du ihn dazu gebracht hast alles zu entsorgen, was ich ihm jemals geschenkt habe – selbst Bilder von Nina hast Du nicht geduldet.

Wütend wurde ich allerdings als er selbst mir erzählte, dass Du, Next1, ein Baby mit ihm wolltest, damit er ein neues Kind hat und Nina nicht mehr besuchen müsste. Ich konnte gar nicht fassen, dass Du wirklich so dachtest. Als erwachsene Frau!
Überhaupt waren Besuche ein schwieriges Thema. Anfangs sah Nina ihren Papa zweimal wöchentlich für 2 Stunden. Doch das hast Du ihm bald verboten, weil er dann in meiner Wohnung, ja, sogar in meiner Nähe war! Auch von der Tagesmutter abholen durfte er sie nicht mehr. Manchmal kam er heimlich und erzählte Dir, er würde arbeiten, damit er Nina überhaupt mal sehen konnte. Du hast aber ständig angerufen und er musste raus gehen, um mit Dir zu sprechen. Meistens kam er genervt wieder rein, schüttelte den Kopf und sagte, das mit Euch könne nicht lange halten. Tat es dann aber doch.

Nina strahlte so sehr, als es einen Ausflug mit Mama UND Papa gab

Als Nina keine Windeln mehr trug – da seid Ihr fast 2 Jahre zusammen gewesen – und er anfing sie ins Papa-Wochenende abzuholen, hast Du das oft zu verhindern gewusst. Du musstest häufig auch an den Wochenenden arbeiten und hast Deine Schichten dann so getauscht, dass Du an den Papa-Wochenenden frei hattest. Ihn hast Du überzeugt, dass Nina stören würde, weil Ihr ja auch mal Zeit als Paar bräuchtet.

Nina und ihr Papa - sie brauchte ihn so sehr!

Weißt Du, liebe Next1, dass Du mich damit nur in zweiter Linie getroffen hast. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon lange über ihn hinweg und hätte eine Beziehung nicht nochmal aufgewärmt. Das war doch immer Deine Angst, nicht wahr?

Was ich mir aber sehr wünschte, wofür ich ständig kämpfte und was immer wieder zu Tränen der Wut und Verzweiflung führte war, dass ich mir eine Papa-Beziehung für Nina wünschte. Dass sie einen Vater hat. Einen der sie regelmäßig abholt. Bei dem sie eine schöne Zeit verbringt. Mit dem sie lachen und weinen kann. Bei dem sie sich anlehnen kann. Mit dem sie ihre Sorgen teilen kann. Einen, der für sie da ist, wann immer sie ihn braucht. Doch Du wolltest das nicht. Dich, liebe Next1, störte Nina. Selbst als ich mich überwand, ihn anrief und bat, uns in die Notaufnahme zu fahren, weil Nina an einem späten Samstagabend richtig krank war, schlimm hustete und Fieber hatte. Wir stritten uns über eine Stunde lang und ich hörte Dich im Hintergrund zischen, wie unmöglich das sei,  dass ich Euch den DVD-Abend versaute. Am Ende setzte er sich gegen Dich durch und kam. Im Wartezimmer maulte er mich weiter an, was diese Aktion für einen Ärger mit Dir einbringen würde und dass ich doch auch hätte auf den Montag warten können. Ich war so enttäuscht von ihm. Und ja, sogar Du, liebe Next1, hast mich nochmal enttäuschen können. Weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass Du sogar in einem Notfall einen Aufstand machen würdest. Nina hatte übrigens eine Lungenentzündung und es war richtig und gut, dass sie die nötigen Medikamente sofort bekam.

Auch die kurzfristigen Absagen von Euch waren für Nina immer ganz schlimm. Sie freute sich jedes Mal sehr, wenn ich ihr erzählte, ihr Papa würde sie am Nachmittag abholen. Gemeinsam packten wir ihre Sachen, sie suchte viel zu viel Spielzeug aus, das sie mitnehmen und ihrem Papa zeigen wollte. Sie suchte Bücher aus, packte alles in ihren kleinen Rucksack und fragte mich minütlich „Kommt der Papa jetzt?“. Dann klingelte mein Handy – natürlich nur eine SMS – und er sagte ab. Es würde doch nicht passen, Ihr fahrt zu Deinen Eltern, oder wollt ausschlafen, oder die Woche war zu anstrengend. Irgendwas war immer.

Es tat so unbeschreiblich weh, meiner kleinen Tochter sagen zu müssen, dass ihr Papa doch nicht kommt. Zuzusehen, wie das Strahlen in ihren Augen erlosch und sie in Tränen ausbrach. Sie stundenlang zu trösten und zu halten und dabei zu wissen, dass Du daran einen erheblichen Anteil hattest. Ich habe Dich gehasst, so, so sehr gehasst. Dafür, dass Du meiner kleinen Tochter so einen großen Kummer bereitet hast!

Immer wieder zeigtest Du, dass Du einen Weg suchtest Deinen Freund von unserer Tochter fern zu halten. Selbst wenn sie es mal zu Euch geschafft hat, erzählte sie Dinge, die mich an Deinem Verstand zweifeln ließen. Oder kannst Du, liebe Next1, mir erklären, wieso eine Erwachsene Frau es nicht schafft, ein Kind auch mal mit seinem Papa kuscheln zu lassen? Wieso Du ihn dazu nötigen musstest, Nina wegzuschieben und Dich selbst in seinen Arm zu legen, während das 3-jährige Mädchen alleine in einer Ecke auf der Couch saß? Und mich würde interessieren, wie Du ihm das erklären konntest, sodass er Dich tatsächlich noch mit den Worten „Na, Nina provoziert aber auch!“ verteidigte?!

Ich habe versucht Frieden mit Dir zu schließen, auch wenn wir nie Streit hatten. Ich lud Dich zum 5. Geburtstag meiner Tochter zu uns ein, doch Du hast es geschafft, dass dieser Nachmittag für alle Anwesenden unerträglich war. Du hast es sogar geschafft, dass ich mich in meiner eigenen Wohnung deplatziert und unwillkommen gefühlt habe. Du warst wütend, weil Du für Nina die kleine rosa Fee ausgesucht hattest, während ich ihr ein paar Stunden zuvor die große rosa Fee geschenkt hatte. Hast Du nicht gesehen, wie sehr sie sich über die zweite Fee gefreut hat? Hast Du nicht gehört, wie sie jubelte, die große Fee hätte jetzt noch ein Kind und wie toll das für sie war? Weißt Du, liebe Next1, Kinder sind da nicht so. Sie finden schnell eine Lösung für ein Problem, das oft nur für Erwachsene eins ist. Übrigens war nie wieder eine Geburtstagsfeier mit Ninas Familie so gezwungen, schweigsam und unerträglich. Aber Du warst ja auch nie mehr dabei.

Später habe ich Ninas Vater gefragt, ob wir uns mal zusammen an einen Tisch setzen und darüber reden könnten. Immerhin bist Du ein Teil von Ninas Leben geworden, hattest aber scheinbar große Angst, ich könnte Dir ihren Papa wieder ausspannen. Ich wollte Dir sagen, dass ich daran keinerlei Interesse hatte und glücklich war – ohne ihn. Dir sagen, dass von mir keinerlei Gefahr ausging und mir nur die Vater-Tochter-Beziehung wichtig war. Ich wollte versuchen Dir zu verdeutlichen, was es für Nina bedeutet, dass Du sie so abweisend behandelst. Ich wollte so vieles mit Dir besprechen, versuchen eine gemeinsame Basis zu schaffen. Doch Du hast mir ausrichten lassen, wir hätten nichts zu besprechen. Dass Du daran kein Interesse hättest.

Und ja, das muss ich ehrlich zugeben, ich begann zu hoffen, dass Ihr Euch bald trennt. Ninas Papa hatte sowieso ganz krude Ansichten, aber Du hast der Vater-Tochter-Beziehung überhaupt nicht gut getan und einen erheblichen Beitrag dazu geleistet, dass sie heute so ist, wie sie ist: Nicht vorhanden. Natürlich warst Du nicht alleine verantwortlich, er ist schließlich ein erwachsener Mann, der durchaus auch hätte eine andere Meinung haben und sie vertreten können. Tat er aber nicht. Nicht gegen Dich. Nicht gegen Eure Beziehung.

Nina hätte gern mehr Zeit mit ihrem Papa gehabt

Ich habe von Dir gar nicht viel erwartet. Nicht dass Du die Mutter-Rolle einnimmst, wenn Nina das Wochenende bei Euch verbrachte. Ich habe auch nicht erwartet dass Du sie so liebtest, wie ich es tue. Das wäre vermessen gewesen. Aber ich hätte mir gewünscht dass Du sie akzeptierst. Du wusstest schließlich von der Vaterschaft, als Du die Beziehung mit ihrem Papa eingegangen bist. Du wusstest, dass da ein kleiner Mensch existiert, dem er ein Papa ist. Du hattest eine Wahl. Sie nicht! Sie hat Dich nicht ausgesucht, Du warst einfach da und hast ihre Welt durcheinander gebracht. Du hast Dir gewünscht, es gäbe sie nicht. Du hast Dir Dinge heraus genommen, die Dir verdammt nochmal überhaupt nicht zustanden! Denn Du hattest die Wahl, vorher! Wenn es Dir nicht passt, dass Dein Partner ein Kind hat, dann geh, verflixt nochmal! Doch Du hast Deine Wahl getroffen, für die Beziehung mit einem Vater, aber die Vaterschaft weder akzeptiert, noch toleriert und alles dafür getan, um sie auseinander zu bringen. Mit der Zeit ist mir jegliches Verständnis für Deine, zugegeben gar nicht mal so einfache, Position abhanden gekommen und ich wünschte Dir nur das schlechteste.

Heute weiß ich, dass Du nun verheiratet bist und selbst Kinder hast. Und ich hoffe Du weißt nun, was Du diesem kleinen Mädchen, das Du so sehr abgelehnt hast, angetan hast und bereust es. Zumindest ein bisschen.

***

Liebe Next4,

Du bist sehr unerwartet in Ninas Leben getreten. Montag erzählte mir ihr Papa noch, er habe sich von Next3 getrennt, würde so schnell keine neue Beziehung anfangen und fragte, ob Nina am kommenden Wochenende zu ihm kommen wollte. Donnerstag rief er zerknirscht an und fragte, ob es okay wäre, wenn sie Dich, liebe Next4, seine neue Freundin, kennen lernen würde. Andernfalls müsste er das Wochenende absagen, da Du bereits bei ihm eingezogen seist.

Ich war, ehrlich gesagt, sowohl wütend, als auch enttäuscht. Wütend, weil er Nina nach Monaten wieder mal ein Wochenende zugesagt hatte und wegen einer neuen Frau direkt absagen wollte. Enttäuscht, weil sein Wort nicht einmal eine Woche gehalten hat und er in die nächste Beziehung stolperte, ohne das zu erproben und Nina seine neue Flamme direkt wieder vorstellen musste. Wie jedes Mal!

Da das aber nicht meine Entscheidung war, überließ ich sie Nina. Die fand das zwar erst ein wenig seltsam, wollte aber das Papa-Wochenende nicht erneut auf unbestimmte Zeit verschieben und willigte ein.

Als Nina zurück nach Hause kam, waren ihre Erzählungen freudig. Sie berichtete, Ihr hättet gespielt, ganz viel geredet, zusammen gekocht, wärt spazieren gewesen. Kleinigkeiten für Dich? Nina bedeuteten sie sehr viel! Du hast sie gesehen, Du wolltest sie kennen lernen und hast Ihr das Gefühl gegeben, Willkommen zu sein.
Nach Next1-3 habe ich damit nicht gerechnet, muss ich gestehen. Um so mehr freute mich das, was Nina von Dir berichtete.

Als ich Dich bei einem weiteren Besuchs-Wochenende kennen lernen sollte, wollte ich Dir vorurteilsfrei entgegen treten. Du konntest nichts für die teilweise krassen Ex-Freundinnen. Ich dachte mir „Neue Freundin, neue Chance!“.  Zugegeben, ganz leicht war das nach den vorherigen Erfahrungen nicht, aber gelohnt hat sich das allemal. Du warst nicht ablehnend mir gegenüber – was mir noch egal gewesen wäre – und Du hast Dich wirklich für Nina interessiert. Das, liebe Next4, rechne ich Dir wirklich hoch an – auch wenn Du auf mein Urteil sicherlich nicht angewiesen bist.

Eure Besuche hier waren immer schön und ich hab mich gern mit Dir unterhalten, von Deinen Ansichten erfahren, Deine Meinung gehört. Du hast Dich nicht verstellt, Du warst offen und freundlich. Ich habe mich gefreut, wenn Du zu Ninas Geburtstagen kamst und auf den Kaffee, den wir gemeinsam tranken, wenn ihr sie ins Papa-Wochenende abgeholt habt. Diese freundschaftliche Basis der Elternschaft, die zu Ninas Papa entstanden ist, kam erst durch Dich. Weil Du Dich nie quer gestellt hast, weil Du nie in Frage gestellt hast, ob Nina nun kommen muss oder ob Ihr zu einem Geburtstag her kommt. Weil Du nie gestichelt oder befürchtet hast, ich würde ihn Dir ausspannen. Nie hat sie gestört. Nie war es eine Frage des „Ob?“, sondern die des „Wann?“.

Du hast Deine Entscheidung getroffen, Du wusstest, dass er ein Kind mitbringt und hast sie mitgetragen. Zu jedem Zeitpunkt warst Du offen für Besuche, hast sie sogar zu Deinem Geburtstag eingeladen, wo sie Deine Freunde und Deine Familie kennen lernte. Du hast so viel dazu beigetragen, dass Nina wieder gerne zu ihrem Vater fuhr, weil sie wusste, dass sie dort jemanden zum Quatschen hat. Jemanden, der sich mit ihr beschäftigt und gern Zeit mit ihr verbringt.

Als Ihr mir eines Tages erzähltet, dass Du schwanger bist und Ihr ein gemeinsames Baby bekommen werdet, habe ich mich ehrlich für Euch gefreut. Weil Du nie den Eindruck gemacht hast, dass Du Nina ablehnst. Weil ich nicht befürchten musste, dass dieses Baby ein Ersatz für Nina sein soll. Wir haben uns über unsere Schwangerschaften ausgetauscht und Ihr habt uns nach der Geburt Eures Sohnes direkt eingeladen, damit Nina ihren Bruder kennen lernen konnte.

Windelbaby für Next4 und das Geschwisterchen

Um so trauriger war ich, als Nina mir nach Besuchen erzählte, dass ihr Papa auf sehr vielen Ebenen nicht gut mit Dir umgegangen ist. Ich ahnte, dass Ihr Euch bald trennen würdet und so kam es dann auch. Für Dich, liebe Next4, tut es mir einerseits leid, weil Du Dir das so sicherlich nicht vorgestellt hast. Andererseits freue ich mich, weil Du das nicht verdient hast und glücklich sein solltest.

Dir steht unsere Tür jedenfalls immer offen, Du bist herzlich Willkommen und ich hoffe sehr, wir bleiben auch weiterhin in Kontakt.

TL;DR  Wenn ich die vergangenen Beziehungen von Ninas Papa Revue passieren lasse, komme ich nicht umhin mit dem Kopf zu schütteln und ihn ein wenig zu bemitleiden. Weil er in den vergangenen 12 Jahren 4 feste Freundinnen und unzählige kurze Beziehungen hatte, aber nie die Basis fand, die er so verzweifelt suchte. Weil er sich sagen ließ, wann und wie oft er sein Kind sehen darf, nur um eine Beziehung zu erhalten, die schlussendlich dennoch in die Brüche ging. Er bereut es nach eigenen Angaben sehr und macht es bei seinem Sohn nun ganz anders. Aber das bringt ihm seine Tochter nicht näher.

Nina wird bald 14 Jahre alt, sie hat mit dem Thema (leiblicher) Papa abgeschlossen, auch wenn sie ihn nach wie vor ab und zu besucht. 3-4 Mal im Jahr, mal für ein Wochenende, mal für ein paar Tage. Aber sie fühlt sich ihm nicht verbunden. Für sie ist Mo ihr Vater. Weil er für sie da ist. Weil er sie bei Problemen berät und tröstet. Weil er für sie mitten in der Nacht los fährt und sie abholt, wenn sie nicht weiter weiß.

Manchmal hat sie deshalb ein schlechtes Gewissen und oft verplappert sie sich ihrem Vater gegenüber, wenn sie von ihren „Eltern“ spricht und damit Mo und mich meint. Dann aber wird sie wieder wütend, sagt, dass er es hätte bei ihr ja auch machen können, wie bei ihrem kleinen Bruder. Dass es ja schön ist, dass sie das Versuchskaninchen war und der Kleine nun auch den Papa hat, der ihr immer fehlte. Ich verstehe sie, ihre Ambivalenz, ihre Wut und ihre Trauer. Und noch heute muss ich sie auffangen. Weil die Emotionen immer da sein werden und es nie vorbei sein kann. Die Zeit, die ihr in den 5 Jahren mit Next1 genommen wurde, gibt ihr niemand zurück.

Disclaimer: Next1 weiß vermutlich nicht, wie ich über sie denke, weil es nie ein Gespräch gegeben hat. Next4 aber habe ich häufig die Rückmeldung gegeben, die auch hier zu lesen ist. Weil sie toll ist und es gut gemacht hat, obwohl es sicherlich nicht immer einfach war.