Als ich mit dem Studium begann war mir klar, dass es von Zeit zu Zeit nicht einfach wird. Es ließ sich schon erahnen, dass das Mädchen nicht so das Nebenbei-Baby ist und ich die meisten Dinge vermutlich erst abends würde erledigen können. Aber ich freute mich, dass ich die meisten Prüfungsleistungen als Hausarbeit erledigen kann, weil mir das einfach am besten liegt.

Unsere Stundenpläne haben der Mann und ich recht gut koordiniert bekommen. Zu gut um eine Hausarbeit zu schreiben, wie sich herausstellte. Auch für Gruppenarbeiten mit meinen Kommilitonen ist das eher unpraktisch. Für meine erste Studienleistung musste ich eine Methode vorstellen – in einer Gruppe. Das bedeutet, dass wir uns zusammen setzen, alles planen und durchsprechen mussten. Gar nicht mal so einfach, denn ich hatte genau einmal in der Woche Zeit. Die anderen waren teils Pendler, hatten mehrere Jobs und ähnliches. Am Ende kamen wir auf 2 Treffen und besprachen den Großteil via Skype. Phew.

die Hausarbeit – Planung ist alles

Die erste Hausarbeit schob ich ein ganzes Weilchen vor mir her. Ich hatte mich für das Thema Montessori-Pädagogik entschieden und war eigentlich der Meinung, das sei gar nicht so groß. Beim ersten Durchsehen der Literatur stellte ich dann aber fest, dass es doch deutlich größer ist und kam ein wenig ins Straucheln. Mir fiel keine Fragestellung ein, die nicht schon in irgendeiner – online verfügbaren – Hausarbeit bearbeitet wurde und mein Ansporn war, zumindest das zu umgehen. Sieht halt blöd aus, wenn ich über das Material schreibe und eben dieses Thema mit als erstes bei der Suche auftaucht. Erst wollte ich über das Konzept bei 0 bis 4 Jahre alten Kindern schreiben, fand dazu aber nicht sonderlich viel Literatur. Ein Buch, um genau zu sein, und das war in der Uni-Bib verschollen. Zwar wollten sie es als vermisst melden und dann neu beschaffen, aber das sollte 3-4 Wochen dauern – zu lang für mich.

Nun ja. Im Endeffekt hatte ich bis zum Schluss keine Fragestellung und tat mich unheimlich schwer, irgendwas zu Papier zu bringen. Kenne ich so gar nicht von mir, denn Schreiben liegt mir. Eigentlich.

Kurz vor Weihnachten sollten wir den ersten Entwurf mit der Fragestellung, der Einleitung und einem ersten Teil des Hauptteils abgeben. Die Einleitung fiel mir schwer. Wie soll ich auch über die Hinführung zum Thema schreiben, wenn ich kein fixes Thema habe?

Außerdem war es im Alltag unheimlich schwierig, an den PC zu kommen. Wenn ich nicht für das Baby zuständig war, war ich an der Uni. Der Mann kam auch teils erst um 19 Uhr nach Hause. Und dann ist da ja auch noch die Große, der Haushalt und aller mögliche andere Kram.

Im neuen Jahr setzte ich mich immer mal wieder an die Hausarbeit, aber tagsüber war es sehr gestückelt und entsprechend schlecht war mein Text dann auch. Erst als der Mann vor 2 Wochen sein Praktikum vorzeitig abgeschlossen hatte, wurde es besser. Er übernahm tagsüber das Baby und ich konnte ins Büro.
Doch dann hörte ich sie nörgeln und motzen und konnte mich nicht konzentrieren. Momentan mag sie am liebsten von mir ins Bett gebracht werden, sodass ich dann auch einspringen musste. Also doch wieder nur gestückelter Text.

Am Wochenende hatte ich immer noch nicht einmal die Hälfte geschafft und gestern war der Abgabetermin. Ich schrieb bis abends spät, las, schrieb und las wieder. Montag fehlten mir nur noch einzelne Aspekte und ich wollte das schon mal vom Mann gegenlesen lassen. Beim Vorlesen merkte ich dann, dass doch einiges fehlt und ich anderes kürzen muss.

Die Nacht musste dann für eine Nachtschicht herhalten, denn ich musste ja fertig werden. Das Mädchen schlief und ich kam erstaunlich gut voran. Gegen 4 Uhr dachte ich noch „Jetzt nur noch das Fazit, das Literaturverzeichnis nochmal überprüfen, formatieren und fertig.“ – Dann quakte es aus dem Schlafzimmer und das Mädchen hatte Hunger. Zwar konnte der Mann sie versorgen, aber wieder einschlafen wollte sie nicht. Überhaupt ist das seit ein paar Wochen schwieriger geworden nachts. Wenn sie ihre Flasche getrunken hat, kommt sie ganz schwer in den Schlaf. Egal was ich mache oder nicht mache. Ob eng kuscheln, in Ruhe lassen, sanft streicheln – sie wird immer aufgedrehter, obwohl sie müde ist. Entsprechend motzt und zetert sie dann auch. Seufz.

Jedenfalls begleitete ich sie dann erneut in den Schlaf. Bis um kurz nach 5 Uhr. Dann sprang ich unter die Dusche und schrieb weiter. Bis um kurz vor 7 Uhr. Ausdrucken, fertig machen und ab zur Uni.

Erst hab ich damit gerechnet, nach dem Seminar wieder nach Hause und dann endlich ins Bett zu können, doch dann ist mir das Tutorium zur Heimerziehungsforschung eingefallen, das diesmal am Dienstag stattfinden sollte. Zwar ist das freiwillig und zusätzlich gewesen, aber ich hab mich nun mal dafür angemeldet und das war die Abschlusssitzung. Da wollte ich nicht fehlen.

Um 13 Uhr war ich dann Zuhause, aber da war dann auch nichts mehr mit mal eben hinlegen. Erst abends um 22 Uhr war alles erledigt und ich konnte ins Bett fallen.

Ganz ehrlich, früher war das kein Problem. Da hab ich von 8 bis 16 Uhr meine Ausbildung gemacht und war dann noch von 19 bis 4 Uhr arbeiten. Selten kam ich auf mehr als 1 oder 2 Stunden Schlaf pro Nacht. Nur sonntags konnte ich etwas Schlaf aufholen. Und es klappte. Liegt das am Alter? Keine Ahnung, jedenfalls mache ich sowas nicht nochmal.

Ich weiß nicht, ob die Hausarbeit jetzt wirklich gut genug ist, um das Modul zu bestehen. Jedenfalls weiß ich jetzt, dass ich künftig einiges ganz anders angehen muss: erst Literatur sichten, dann Thema festlegen; Thema kleiner fassen; eher abends als tagsüber schreiben; früher anfangen – um nur einige meiner persönlichen Fehler zu nennen.
Dann war es ja zumindest für etwas gut: Schule des Lebens und so.

Jetzt jedenfalls freue ich mich auf das Ende des Semesters. Am Freitag steht noch eine (freiwillige) Klausur an, danach geht es auf Exkursion in ein Heim und dann war es das. Zumindest bis Montag, da beginne ich dann mit der 2. Hausarbeit.