über viele Gefühle, ein wundervolles Lachen und den kleinen Drachen | 4 Jahre Lotte

Direkt nach ihrem letzten Geburtstag begann für Lotte das Warten und nun – heute – ist es endlich so weit: Lotte wird 4 Jahre alt! Das letzte Jahr war spannend, anstrengend, wunderschön, nervenaufreibend, überraschend, hochexplosiv, verkuschelt, …
Vieles hat sich eingespielt, klappt nun viel besser. Aber es gibt auch einige Dinge, die schwierig (geblieben) sind. Insgesamt ist Lotte ein toller Mensch, mit all ihren Ecken und Kanten und liebenswerten Seiten. Ich kann es gar nicht glauben, dass sie schon und erst seit 4 Jahren da ist und unsere Familie bereichert! <3

Basics – Zahlen, Daten, Fakten

Die U8 steht erst noch an, aber da Lotte durch das Rheuma regelmäßig gewogen und vermessen wird, habe ich dennoch recht aktuelle Daten von ihr. Sie ist 101 cm groß und wiegt um die 19,5 kg. Letzteres schwankt aber immer mal wieder, je nachdem welche Medikamente sie nimmt. Unter Cortison ist sie schon mal bei um die 20 bis 21 kg, ohne normalerweise bei 18,5 kg. Momentan befindet sie sich dazwischen, dazu passt auch das Gewicht. Gewachsen ist sie demnach innerhalb von einem Jahr etwa 2 cm und hat 3 kg zugenommen.

Momentan passt ihr vorwiegend Kleidergröße 110/116, manchmal aber auch schon 122. Das ganze bei einer Schuhgröße von 29 – wow!

Ich bin gespannt, was die Kinderärztin bei der U8 zum Gewicht sagt, da Lotte damit im Übergewicht liegt. Durch das Rheuma und auch insbesondere die Cortison-Gaben achten wir aber sowieso sehr auf die Ernährung. Bewegung ist mit dem schmerzenden Knie für sie allerdings schwierig, daher ist ihr Gewicht entsprechend auch schwankend. Sorgen mache ICH mir darüber aber keine.

Lotte isst – genießen, quatschen, manchmal matschen

Das Thema Essen ist – grad auch durch das Rheuma – manchmal schwierig. Insgesamt isst Lotte die meisten Dinge gerne, hat natürlich Lieblings- und Hass-Speisen und begeistert sich sehr für Obst und Gemüse. Seit dem letzten Klinik-Aufenthalt haben wir Schweinefleisch komplett vom Speiseplan gestrichen, was ihr schon mal schwer fällt. So ist es nicht leicht sie davon abzubringen die (Schweine-)Salami zu essen, die die große Schwester so gerne mitnimmt. Aber meistens lässt sie sich schlussendlich zur Geflügel-Variante überreden.

Da wir die Kinder nicht zu Tischmanieren zwingen, sind die Mahlzeiten unterschiedlich. Allerdings hat sich bei Lotte das Benutzen von Besteck weitestgehend etabliert. Sie isst recht ordentlich und es gibt nicht mehr so oft und so viele Schmierereien am Tisch. Auffällig ist, dass sie dann zum Herumsauen neigt, wenn sie keine Aufmerksamkeit bekommt. Theoretisch – klar – sollten wir dann auch nicht auf das ungewünschte Verhalten eingehen, aber das eskaliert dann einfach immer mehr, sodass wir da dann doch zwischen gehen (müssen). Zumal Jona alles nach ahmt und es dann wirklich keinen Spaß mehr macht. In der Regel bedeuten die Spielereien aber auch, dass sie satt ist. Wir bieten ihr dann einfach an, das Essen zu beenden und zum Spielen zu wechseln, was sie meistens annimmt.

Quasseltante – Lotte spricht

Sprachlich ist Lotte weiterhin gut dabei. Sie spricht deutlich. Und das den ganzen Tag. Kaum ist sie wach, plappert sie los. Sie erzählt kleine Geschichten, berichtet von Dingen aus dem Kinderhaus und von ihrem Tag allgemein. Manchmal fehlt ihr das Vokabular und sie fragt nach, aber grundsätzlich hat sie einen sehr großen Wortschatz.

Grammatisch ist das meiste richtig, nur bei unregelmäßigen Verben sind die einzelnen Formen manchmal falsch konjugiert. Ich stelle meistens eine Rückfrage mit dem richtigen Wort und manchmal übernimmt sie es direkt, während ihr andere noch Probleme machen. Sie benutzt Personalpronomen weiterhin sehr sicher und richtig. Sie kann Haupt- und Nebensätze bilden, nach Oberbegriffen klassifizieren, Gegensätze benennen und zählen.
Vor ein paar Monaten konnte sie „sch“-Laute nicht aussprechen. Einmal bat ich sie, „schwierig“ nachzusagen, was sie prompt richtig tat (statt sonst „wierig“). Seitdem kann sie den Laut korrekt, aber sie lispelt auch noch ein wenig.
Die Wochentage und Angaben wie „gestern“ oder „morgen“ bereiten ihr noch Schwierigkeiten. Die Wochentage kennt sie zwar, bringt sie aber noch durcheinander.

Seit einigen Monaten schreibt sie ihren Vornamen relativ sicher. Mal sind Buchstaben vertauscht oder stehen auf dem Kopf, aber in der Regel klappt das. Sie erzählte mir stolz, dass sie mit ihrem Namensschild im Kinderhaus geübt und sich das früher hingelegt hat, wenn sie ihren Namen schreiben wollte, es nun aber auch ohne zu gucken alleine schafft.
Auch generell ist sie sehr am Alphabet und den Zahlen interessiert, fragt, wie man dieses oder jenes schreibt und erkennt, wenn Wörter gleich anfangen oder andere Ähnlichkeiten haben (z. B. dass „Spielen“ und „Spatz“ jeweils mit dem Laut „Schp“ anfangen).

Lotte macht

Nach wie vor möchte Lotte alles selber machen und das meiste gelingt ihr auch. Manches klappt noch nicht, dann übt sie oder fragt brüllt nach Hilfe. Dahingehend ist ihre Frustrationstoleranz schlicht nicht vorhanden. Sobald etwas nicht klappt, rastet sie aus und wirft Dinge um sich, schreit, wütet, beschimpft die Gegenstände.

Sie zieht sich komplett selbstständig an und aus, benötigt zwar manchmal Hilfe, aber das ist in der Regel ihrem schmerzenden Knie geschuldet. Reißverschlüsse bekommt sie noch nicht zuverlässig geschlossen, aber ansonsten geht eigentlich alles.

das Knie, immer wieder das Knie

Trotz der Knieschmerzen ist Lotte ein Energiebündel. Sie hüpft, rennt, klettert, turnt, balanciert, tobt, wirft und fährt Laufrad. Letzteres in den letzten Wochen und Monaten wieder sehr intensiv, schnell und ausbalanciert. Immer öfter nimmt sie Schwung und stellt die Füße dann in die Mitte.
Insgesamt ist sie einfach ständig in Bewegung und braucht die tägliche Dosis frische Luft, um ausgeglichen zu sein.

Grobmotorisch hat sie noch einige Auffälligkeiten. So fällt ihr der Umgang mit einem Ball schwer. Sie geht Treppen wieder im Nachstellschritt hoch und runter. Beides konnte sie eigentlich schon im Wechselschritt, aber durch die Knieschmerzen verfällt sie da wieder in die Schonhaltung.

Ihr Knie schränkt sie mal mehr, mal weniger ein. Je nachdem, ob sie grad einen Schub oder eine Ruhephase hat, aber es ist auch im Schub enorm Tagesabhängig. Insgesamt schont sie das rechte Bein aber, was zu schwächeren Muskeln und einem (deutlich sichtbaren) Unterschied im Umfang führt. Beim Toben und Spielen hat sie Schonhaltungen entwickelt, die das Knie entlasten. Unfälle, die beim wilden Spielen nicht selten sind, führen zu starken Schmerzen, was sie auch laut zeigt.

Helferlein

Sie hilft weiterhin unheimlich gerne im Haushalt. Dabei deckt sie fast immer den Tisch (mit), möchte Staub saugen, beim Backen und Kochen helfen und möglichst alles übernehmen. Sie kann auch aus recht vollen Flaschen sicher etwas in ihr Glas kippen und hilft auch gerne dem kleinen Bruder (der die Hilfe aber gar nicht möchte und lieber selbst machen möchte; aber das ist eine andere Geschichte).

Feinmotorisch ist sie sehr geschickt. Sie schneidet gezielt, malt mit dem Drei-Finger-Präzisionsgriff und kann systematisch vorgehen. Sie verbringt gerne und viel Zeit am Maltisch, bastelt gerne und malt zunehmend gegenständlich.

7 Monate Jona - Beikoststart, der 1. Zahn, Robben und Lachen

Lotte unterwegs

Unterwegs sein, Ausflüge machen – egal wohin es geht, Lotte möchte mit und ist dabei auch meist entspannt. Direkt neben Jona ärgern sie sich im Auto gerne gegenseitig und das endet dann in lautem Geschrei. Momentan sitzen sie jeweils auf dem Randplatz und haben so den mittleren Sitz zwischen sich. Dennoch schaffen sie es, sich gegenseitig anzufassen, Spielzeug wegzunehmen oder dem anderen weh zu tun.

Bis Januar fuhr Lotte meistens im Reboarder mit, momentan aber im vorwärts gerichteten Sitz. Im 3-Türer sind zwei Reboarder einfach nicht möglich. Außerdem stellte ich auf der Fahrt in die Spezialklinik (als beide in Reboardern saßen) fest, dass Lotte diese Haltung für das Knie nicht gut tut. Dahingehend bin ich momentan im Ziespalt: Der Reboarder ist sicherer, für das Knie aber blöd. Mal sehen, wie wir das in Zukunft machen. Eigentlich wäre es mir lieber, wenn sie weiterhin rückwärts fahren würde. Vielleicht probieren wir es auf den kürzeren Strecken mal aus. Lange Fahrten muss sie in jedem Fall vorwärts gerichtet machen. Leider.

Sandwichkind – kleine und große Schwester

Als Schwester hat es Lotte nicht leicht. Als kleine Schwester stößt sie auf Ablehnung. Als große Schwester auf sehr viel Liebe und Anhänglichkeit. Oft zu viel für sie.

Sie ist ein lautes und wildes Kind, was Nina nicht mag und so fällt es mir immer wieder auf, dass sie Dinge, die sie bei Jona süß findet und toleriert, bei Lotte ablehnt. Diese reagiert darauf natürlich nicht so gut und provoziert und ärgert die große Schwester dann um so mehr.
Während früher Lotte Nina abgelehnt hat, ist es nun umgekehrt und ich denke, dass Lotte dies zu schaffen macht.

Was Jona angeht, so ist das eine typische Geschwister-Beziehung: Sie lieben sich, sie verkloppen sich, sie verbünden sich und spielen gemeinsam. Mal vermissen sie sich gegenseitig und mal können sie sich nicht ausstehen. Generell aber machen sie immer mehr zusammen. Wobei Lotte immer mehr Phantasiespiele spielt und Jona einsteigt und einfach nachahmt.
Körperlich nehmen sie sich beide nichts und ich habe schnell gelernt, dass es nicht immer das Opfer ist, das am lautesten schreit. In wütenden Momenten kneifen, schubsen, treten und ärgern sie sich gegenseitig gut, sodass ich meistens gar nicht mehr Partei ergreife, sondern einfach tröste.

Schwierig ist für Lotte häufig das körperliche von Jonas Seite. Ob beim Kuscheln oder im Abendritual: Jona versucht immer wieder Lotte zu drücken, zu knutschen oder sie zu streicheln, was sie aber komplett ablehnt. Schon immer. Das wiederum ist für Jona schwierig, weil er ein sehr, sehr kuscheliges Kind ist, das seine Gefühle darüber ausdrückt.

Kindergartenkind – Lotte fremdbetreut

Lottes zweites Kindergartenjahr neigt sich langsam dem Ende und sie ist weitestgehend angekommen. Sie fragt immer mal wieder nach Verabredungen (da ist aber bisher nichts zustande gekommen) und berichtet von Kindern, mit denen sie spielt oder die sie mag. Lustigerweise weichen die Berichte der Erzieherinnen da von ihren eigenen ab. Sie spricht von Kind A und R, die Erzieherinnen von E und M. Hrmhrm.

Das Abgeben morgens hat sich schnell wieder normalisiert und sie geht wirklich gerne hin. Dafür braucht sie morgens aber ihr Ritual, selbst im Wald oder an der Turnhalle. Dann ist es aber okay und sie geht spielen.

Beim Abholen ist es immer mal wieder schwierig und kommt ganz drauf an. Mal packt sie das soeben gemachte einfach zusammen und kommt mit. Bei den anderen Malen zieht sich das Aufräumen in die Länge und sie explodiert spätestens in der Garderobe. Hier bin ich noch nicht hinter gekommen, was genau das Problem ist. Hunger? Knieschmerzen? Müde? Keine Ahnung. Bei Mo ist es auch zu 90% schwieriger, als wenn ich sie abhole. Allerdings hat sich das seit Dezember stetig gebessert.

Seit Januar nimmt sie nicht mehr am Kinderhausturnen teil, was wirklich sehr schade für sie ist, weil sie nun auch mal mitmacht. Sie ging immer sehr gerne mit den anderen Kindern in die Schulsporthalle rüber. Momentan macht sie dann beim U3-Turnen im Haus mit, da lassen sich Hüpfen und Springen aber auch nur schwer vermeiden. Daher bin ich am Überlegen, ob sie nicht doch wieder zum Turnen soll.

die Erzieherinnen sagen

Insgesamt ist die Rückmeldung des Kinderhauses unterschiedlich. Sie ist auch dort sehr selbstbestimmt und entzieht sich den Aktivitäten. Auf gestellte Aufgaben lässt sie sich ungerne ein und erledigt sie ggf. später. Sie benötigt viele Anstöße, um mitzumachen, sucht sich häufig anspruchsvollere Aufgaben für Ältere aus (gern die der Vorschulkinder) und fordert insgesamt viel Aufmerksamkeit.

Mittwochs findet neuerdings die Musikschule statt. Bei der Anmeldung war Lotte noch keine 3,5 Jahre alt, sodass ich sie eigentlich raus gelassen hatte. Aber sie wünschte es sich dann so, so sehr und durfte dann mitmachen. Da ist sie mit Feuer und Flamme dabei. Nur bei Auftritten oder Vorführungen (sowohl vom Kinderhaus, als auch von der Musikschule) tut sie sich schwer. Sobald Eltern im Raum sind, kommt sie zu mir und macht nicht mehr mit.

7 Monate Jona - Beikoststart, der 1. Zahn, Robben und Lachen

kurz notiert:

  • Kuschelkind

  • liebt basteln und verschenkt viel

  • tagsüber windelfrei seit 7 Monaten, nachts noch nicht

  • liebt Oma & Opa abgöttisch

  • liebt Wasser

  • kein Daumennuckeln mehr (seit 6 Monaten)

  • möchte demnächst eine neue Frisur: Kinnlang!

  • großer Fan aller Tiere

  • kann nicht still stehen/sitzen/sein

  • liebt es in der Natur zu sein

  • steckt mit ihrem Lachen alle an

  • stellt viele Fragen

  • spielt gerne im/am/mit Wasser

Dreifachmama – zu viele Gefühle für EIN Kind

In den letzten Monaten sehe ich Lotte, sehe die Umgebung, die Menschen um sie herum und ihre Reaktionen auf sie und werde dabei oft traurig. Sie ist ein Wildfang. Sie ist temperamentvoll, hat häufig große Gefühle und kommt mit ihnen nicht gut zurecht. Auch mir als Mama fällt es oft schwer diese Gefühle zu begleiten und ihr aus der Wut zu helfen. Dennoch gebe ich jeden Tag mein bestes, weil sie mich braucht. Aber ich habe auch ein wenig Angst. Angst vor der Schulzeit, weil ich jetzt schon sehe, wie Menschen den Kopf schütteln und verlangen, sie bräuchte nur eine harte Hand. Die braucht sie aber nicht. Nicht so. Lotte braucht Grenzen, sie braucht Sicherheiten, Rituale und feste Abläufe. Aber sie braucht auch Freiraum, die Möglichkeit sich zu entfalten, ihre Gefühle kennen und mit ihnen umgehen zu lernen. Und dafür braucht sie Zeit. Und Liebe. Ganz viel Liebe!

der kleine Drache, der Liebe braucht

Sie ist ein Kind, das sich die Liebe immer wieder bestätigen lassen muss. Sie muss erfahren – oft erfühlen, körperlich – dass sie geliebt wird. Egal wie sehr sie wütet und wie sehr sie sich quer stellt. Dabei ist sie sehr selbstbestimmt und weiß genau, was sie will. Viele bezeichnen sie als schwierig und ich gebe zu, manchmal ist es schwierig. Für mich. Aber sie ist nicht schwierig. Lotte ist Lotte. Ein Kind, das sich selbst und die Welt noch kennen lernen muss. Und darf.

Manchmal, wenn mir ihr Schreien, Toben und Wüten an die Nieren geht und ich atme oder mir einen Gehörschutz in die Ohren stecke, weil ich es nicht mehr ertrage kann, muss ich an einen Spruch von Helen Keller denken:

Liebe mich dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am nötigsten.

Ich gehe mit dem „verdienen“ nicht d’accord, aber die Grundaussage hilft mir, um diese Situationen durchzustehen und für Lotte da zu sein.

Besonders in den letzten Wochen ist sie sehr aufbrausend und ich weiß nicht, ob es an Schmerzen oder einer neuen Phase liegt. Aber was ich weiß ist, wie ich damit umgehe. Dass das Angebot „Möchtest Du in meinen Arm?“ die Wogen schneller glättet, als wenn ich „Hör auf zu schreien!“ sage. Diese Zeiten, in denen Lotte ein kleiner Drachen ist und mich an meine Grenzen bringt, sind schwierig. Für mich. Aber sie ist so viel mehr. Sie ist so ein fröhliches Kind, sie lacht so unglaublich oft und schön und steckt alle damit an. Sie ist wie sie ist. Und das ist wundervoll. <3