Manche Kinder müssen lernen und viel dafür tun, um ihre Leistungen in der Schule bringen zu können. Anderen hingegen fliegt alles zu. Sie lernen nie, bekommen aber dennoch immer die besten Noten.
Die große Tochter gehört weder zur einen, noch zur zweiten Kategorie. Bei ihr ist das eher so ein Mittelding. Ganz ohne Lernen geht es zumeist nicht. Wirklich viel tun muss sie aber auch nicht. So kommt es häufig vor, dass sie anstehende Klassenarbeiten und Tests einfach vergisst, nicht dafür lernt und dennoch gute Noten absahnt. Den umgekehrten Fall gab es bislang nur einmal: Sie behauptete, sie könne alles und bräuchte nicht zu lernen. Sie schrieb eine 4 und war am Boden zerstört. Eine Vier. Halloooho? Das sonst von 1ern und 2ern verwöhnte Töchterchen kam aus dem Weinen gar nicht mehr raus und lernte für die nächsten Klassenarbeiten vernünftig.
Das ist nun aber schon ein Jahr her, der pädagogisch wertvolle Effekt also verflogen. So kommt es nun wieder vermehrt vor, dass ihr am Tag vor der Klassenarbeit oder am Morgen der selbigen einfällt, dass diese ansteht. Lernen ist dann nicht mehr möglich und sie geht völlig unvorbereitet dahin. Dann wurmt es mich ein wenig, dass die Noten dennoch gut sind. Pädagogik und so.
Denn ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sie mit dieser Arbeitsmoral lange am Gymnasium bestehen wird. Das Lerntempo steigt, es werden mehr Fächer und auch der Anspruch macht einen deutlichen Sprung nach oben. Natürlich werden die Kinder am Anfang auch mit Lerntechniken vertraut gemacht, haben sogar eine Extra-Stunde dafür. Dennoch. Eigene Motivation sollte schon vorhanden sein, um dieses Lernen auch erlernen zu können. Zu wollen.
Zuletzt ärgerte ich mich, als sie mir morgens mitteilte, dass gleich ein Reli-Test anstehen würde. Gelernt hatte sie natürlich nicht. Sich den Stoff nicht einmal angesehen. Und selbst die Ankündigung des Tests fehlte im Hausaufgabenheft. Da bin ich dann mal kurz geplatzt. Denn das, finde ich, geht gar nicht! Das grenzt ja schon an Absicht!
Nachmittags berichtete sie dann, dass sie kein gutes Gefühl hätte und am nächsten Tag druckste sie herum. Der Test war zurückgegeben, eine 4+ hat sie kassiert. In RELIGION! Ein Fach, in dem man doch einfach nur aufpassen muss. Gnaaah!
Schlimm ist halt, dass sie der Meinung ist, sie müsse nichts tun. Damals, in der 1. Klasse, da hat sie sich gelangweilt und ist dann nach dem 1. Halbjahr in die 2. gewechselt. Ein wenig Nachholbedarf hatte sie schon, aber es war eigentlich nicht der Rede wert. Auf diesen Lorbeeren ruht sie sich allerdings immer noch aus, ist der Meinung, ihr fliege weiterhin alles zu. Wahrscheinlich muss sie erst einmal einige schlechte(re) Noten bekommen, um das einzusehen. Andererseits ist das irgendwie ja auch unnötig.
Was tut man als Mama also? Zum Lernen verdonnern? Zwingen? Oder sie machen lassen?
Einerseits ist sie ja auch erst 9 Jahre alt, kann sich diesbezüglich noch nicht 100%ig organisieren. Andererseits klappt das Lernen an sich ganz gut, wären nur die Prioritäten richtig gesetzt. Denn wenn sie sich hinsetzt und sich die Dinge anguckt, braucht sie nicht lange, um die Sachen auch zu können und kann danach immer noch ihre Freizeit nutzen. Aktuell ist es nur so, dass sie die Lernsachen entweder ganz vergisst, oder so lange vor sich hin schiebt, bis es dann zu spät ist.
Ich erinnere sie immer wieder daran, möchte aber auch, dass sie dies alles selbstständig kann bzw. macht. Das sprachen auch sämtliche Direktoren auf den weiterführenden Schulen an, als es auf dem Tag der offenen Tür darum ging, ob das Gymnasium die richtige Wahl wäre. Als Eltern sollte man sich die Frage stellen, ob die guten Noten durch viel Lernerei hart erarbeitet werden mussten, oder eher leicht fielen? Hat tatsächlich das jeweilige Kind die Noten verdient, oder waren es eher die Eltern?
Für die große Tochter kann ich sagen, dass sie sich alles selbst verdient und erarbeitet hat. Genauso aber eben auch die schlechte(re)n Noten. Das ist dann die Kehrseite der Medaille.
Bei der Vier in Religion war sie jetzt jedenfalls sehr geknickt und hat sich nun wieder vorgenommen, regelmäßiger zu lernen. Mal sehen, wie lange das anhält…
Hallo du Liebe!
Erst mal kann ich deine Sorge total verstehen… Ich muss allerdings sagen, dass ich es genau wie deine Tochter gehalten habe. Ich hab auf dem Gymnasium im Unterrich aufgepasst, meine Hausaufgaben meist gemacht und das war’s. Ab und zu hab ich vor einer Arbeit kurz in die Mappe geschaut, aber richtig gelernt hab ich bis zur 10. Klasse nicht. Im Gegenteil, ich wurde ab und zu von meiner Mama zum Lernen „gezwungen“ und habe die Tests/Diktate daraufhin prompt verhauen.
Aber ich glaube, ich kann dich beruhigen. Ich bin ein eher ehrgeiziger Mensch, hatte immer einen guten Schnitt (Das schlechteste war 2,7) und habe mein Abitur mit einem Schnitt von 2,1 bestanden. Das mit dem Lernen kam bei mir von selbst, als ich merkte, dass ich was tun muss, damit ich weiter gut bleib. Ich hab trotzdem nie wirklich sehr viel gelernt und auch in der Oberstufe öfter mal die Hausaufgaben nicht gemacht. WEnn sie wirklich so ehrgeizig ist, wird sie dann schon von selbst lernen.
Mein Papa hat übrigens immer gefragt, wieso ich nicht mehr lerne, weil ich damit einen 1ser-Schnitt haben könnte. Aber es hat ja auch so gereicht. ;)
Liebe Grüße, Julia :)
Danke Dir fürs Mutmachen – das klingt doch wirklich gut und ich hoffe, hier läuft es dann wenigstens ähnlich! :thumbsup: