Heute feiert Lotte ihren 3. Geburtstag und ich bin ein wenig sentimental. Die 3 Jahre verflogen nun so schnell, sie hat sich wahnsinnig entwickelt, hat eine sehr starke Persönlichkeit und einen eigenwilligen Charakter entwickelt und wir schlitterten durch die ein oder andere schwierige Phase.
Wenn ich mir den letzten Bericht ansehe, stelle ich fest, dass sich vieles entspannt hat. Die Zeit, um den ich den Bericht damals schrieb, war eine besonders anstrengende Phase, denn kurz darauf wurde es ruhiger. Damals kamen viele Sachen zusammen, die ich gar nicht im Zusammenhang mit ihr sah, aber im Nachhinein fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen: Mo hatte grad seine Ausbildung begonnen und war den ganzen Tag weg. Die Kinder sahen ihn höchstens 1 Std. am Abend und ich glaube, dass Lotte diese Abwesenheit sehr zu schaffen machte. Wir kauften kurz darauf jedenfalls einen Zweitwagen, Mo war von nun an viel früher zuhause und prompt war Lotte entspannter. Zufall? Eher nicht.
Basics – Zahlen, Daten, Fakten
Bei Lottes U7a, die Ende April statt fand, wog sie 16,4 kg und war 97,8 cm groß. Wobei die Größe nicht stimmen kann, dann wäre sie im letzten halben Jahr um 1 cm geschrumpft. Bei den Untersuchungen im Krankenhaus ist sie immer um die 99 cm groß, was wohl eher passen dürfte.
Insgesamt wiegt sie recht viel für ihr Alter, was bei der U7 noch bemängelt wurde. Bei der U7a stellte die Ärztin aber fest, dass sie sich immer auf ihrer Perzentile bewegt und es deshalb ok ist. Ich persönlich habe mir da keine Sorgen gemacht, ich weiß ja, was Lotte isst und sehe wie viel sie sich bewegt…
Ansonsten trägt sie Kleidergröße 104/110 und hat immer noch Schuhgröße 26, in manchen 27. Neue Zähne habe ich keine entdecken können, da müssten aber auch alle da sein.
Zwischenzeitlich hatten wir den ersten Zahnarzttermin, wo Lotte sich allerdings nicht in den Mund gucken lassen wollte. Demnächst kommt aber auch eine Zahnärztin in den Kindergarten, vielleicht ist sie da aufgeschlossener, ansonsten versuchen wir es im Oktober nochmal.
Lotte isst – matschen, schmieren, eskalieren
Das Thema Essen hat sich im letzten Jahr gehalten. Lotte benutzt ungern die Gabel oder den Löffel und isst nach wie vor am liebsten mit den Fingern – obwohl sie es definitiv kann, denn im Kinderhaus klappt das auch wunderbar. Dort schmiert sie auch nicht so heftig, wie es zuhause der Fall ist.
Für die Mahlzeiten haben wir ein paar Regeln eingeführt, die sie mal mehr, mal weniger gewissenhaft einhält. So soll niemand über den Tisch krabbeln, um sich etwas zu holen, sondern jemanden fragen, der näher dran sitzt. Sie darf beim Essen auch knien, solange sie sich dabei nicht auf den Tisch legt. Und sie muss aufstehen, wenn das Schmieren überhand nimmt. Letzteres klingt fieser, als es ist. Denn tatsächlich ist sie in der Regel satt, möchte nur von sich aus nicht aufstehen.
Insgesamt isst sie fast alles und das ziemlich gut. Nur sehr kleinteiliges – wie Erbsen, Mais, Bohnen, Reis, etc. – führt zum Spielen damit. Sie liebt Nudeln, Kartoffelpüree und Spinat, ebenso Mango, Erdbeeren, Wassermelone und vieles mehr.
Durch das Schmerzmittel, das sie nimmt, ist ihr Hunger aber immer sehr unterschiedlich. Das MTX führt dazu, dass sie 2-3 Tage nach der Einnahme auffällig wenig isst, oft klagt sie über Bauchweh, manchmal übergibt sie sich sogar. Alles nicht so schön damit.
Quasseltante – Lotte spricht
Sprachlich hat sich in den letzten Monaten wieder einiges getan. Lotte erzählt mittlerweile gut und zusammenhängend Geschichten, fragt viel. Sehr viel. Fast jeder Satz ist ein „Waruuuum….?“ und fast jede Antwort wird erneut mit „Warum denn?“ hinterfragt.
Auch Außenstehende verstehen sie gut, da gibt es weder im Kindergarten noch bei Fremden Probleme. Letzteren gegenüber ist sie auch sehr aufgeschlossen, wenn sie Lust drauf hat. Sie kann auch Fremden gegenüber ihre Grenzen kommunizieren, was mich sowohl erstaunt, als auch sehr freut. So sagt sie beim Einkaufen z. B. laut und deutlich „Lass das!“, wenn sie jemand anfasst und sie das nicht möchte. Meist sind die Leute dann irritiert, manchmal pampig, aber auch da behauptet sie sich gut selbst. Wenn sie erstaunt „Oh, warum denn?“ fragen, antwortet sie ganz selbstbewusst „Ich will das nicht!“. Sehr toll!
Lotte macht
Draußen ist Lotte ein eher entspanntes Kind. Sie schaukelt, buddelt im Sandkasten, gießt Blumen, betüddelt die Hühner oder macht irgendwas anderes. Sie liebt den Schnee ebenso wie Wasserspiele (nicht nur im Sommer). Matschen ist grad aktuell, da werde ich ihr wohl mal eine Matschküche bauen müssen, damit sie das ausleben kann.
(Grob-)Motorisch ist sie recht weit für ihr Alter, bekam ich sowohl vom Kinderarzt, als auch vom Kinderhaus zurück gemeldet. Sie kann auf einem Bein stehen und hüpfen, sie springt, rennt, läuft, geht – auch rückwärts -, fängt und wirft den Ball (mit Ausholen), fährt Laufrad und Roller (etwas wackelig), klettert auf Klettergerüst oder Rutsche und kann auf den Zehenspitzen freihändig laufen, beherrscht allerdings nicht den Entengang (U7a).
(Fein-)Motorisch hat sie ein paar Sachen, die nicht so gut gehen, die sie aber verweigert zu machen. Manche Dinge übt sie kontinuierlich, bei anderen bittet sie direkt um Hilfe und will nicht selbst probieren. Oder ist gefrustet, wenn etwas schief lief, wie z.B. beim Schuhe anziehen: Zieht sie sie falsch herum an und es drückt, schreit sie. Sage ich ihr, dass sie Entenfüße hat und es deshalb unangenehm ist, zieht sie die Schuhe aus und weigert sich, sie nochmal richtig herum anzuziehen „Ich kann das nicht!“. Ebenso beim selber Anziehen. Eigentlich kann sie das komplett und zog sich eine Weile selbstständig an. Ein paar Mal verhedderte sie sich im Oberteil, seitdem will sie angezogen werden und verweigert mit „Ich kann das nicht!“ einen eigenen Versuch. Im Kinderhaus allerdings zieht sie Schuhe/Stiefel, Jacke, Matsch- oder Schneehose und Hut/Mütze selbst an. Außerdem zieht sie Hose und Socken zur Mittagsruhe selbst aus und später an.
Andere Dinge hingegen macht sie gerne: Holzperlen auffädeln, Formen legen, Dinge nach Größe oder Farben sortieren, mit den Schienen/den Bausteinen bauen, Bücher ansehen und lesen, schneiden, kneten, malen, basteln, kleben, schrauben und werkeln. Sie hat viele Interessen und ist eigentlich immer überall gerne dabei. Nur wenn es langweilig wird, macht sie Quatsch.

Lotte unterwegs
Unterwegs sein ist immer noch total Lottes Ding. Egal wohin es geht, sie möchte mit. Im Auto fährt sie nun hinten in der Mitte, das klappt meistens ganz gut. Manchmal ist sie fies zu Jona, tritt ihn oder quetscht ihm die Finger. Oder sie tritt Nina, wenn sie auf der anderen Seite neben ihr sitzt. Das sind dann wieder richtig blöde Momente, weil sie nicht aufhört, bis geschimpft wird. Seufz.
Das Autofahren an sich macht ihr Spaß, sie ist gern unterwegs, erzählt und quatscht. Mittlerweile hat sie verstanden, dass ich oft nicht anhalten kann, um ihr etwas zu reichen, das sie aus Wut weggeschmissen oder ihr runtergefallen ist. Dann kann sie auch mal warten, bis ich die Gelegenheit zum Halten habe.
Fast bei jeder Fahrt kommt die Frage „Wann sind wir da?“ und dann in Dauerschleife „Sind wir jetzt da?“. Das kann schon mal anstrengend sein, aber wenn ich mit ihr ins Gespräch finde, vergisst sie die Fragerei für einen Moment.
Sandwichkind – kleine und große Schwester
Als Schwester hat es Lotte immer wieder nicht leicht. Man merkt ihr an, dass sie sehr Ich-Bezogen ist und es ihr schwer fällt mit ihren Geschwistern zu teilen. Egal ob es dabei um Spielzeug, uns Eltern oder die Couch geht.
Nina gegenüber ist sie in den letzten Monaten meistens distanziert bis feindselig. Sie will nicht angeguckt werden, möchte mit ihr selten mal lesen oder basteln und verweigert sämtliche Kooperation. Oft hapert es sogar am einfachen Gespräch. So kann Nina sie nicht fragen, wie ihr Tag im Kinderhaus war oder ob sie noch etwas trinken möchte. Da wird Lotte direkt laut und/oder schreit „Lass mich!“ oder „Mama/Papa soll das machen!“. Nina macht das zu schaffen und sie lässt Lotte weitestgehend in Ruhe, um nicht ständig angebrüllt zu werden.
Über die Entwicklung der Geschwisterdynamik im 1. Lebensjahr von Jona berichtete ich ja schon. Daran hat sich nicht wesentlich etwas geändert. Mal spielen die beiden wunderbar zusammen und mal geht einfach gar nichts. Generell ist es interessant zu sehen, wie Lotte Jona im Kinderhaus vor den anderen Kindern beschützt („Nein, lass ihn! Das ist MEIN Jona!„), während sie ihn zuhause schubst, haut, umfährt, (…). Insgesamt ist es nach Jonas 1. Geburtstag einfacher geworden, beide zu handeln – solange eine Balance besteht und niemand benachteiligt wird, klar.
Kindergartenkind – Lotte fremdbetreut
Ich hatte Sorge, dass Lotte nach den Weihnachtsferien wieder größere Probleme haben würde sich zu verabschieden, doch das Gegenteil trat ein. Seit Januar ist sie im Kinderhaus angekommen. Sie geht gerne hin und fragt jeden Morgen, ob heute Kinderhaus ist. Dort angekommen hat sie die Abläufe verinnerlicht und braucht das Ritual. Jacke und Schuhe ausziehen, Hausschuhe anziehen, Anklammern, Kuscheln, Verabschieden und vom Gruppenraum aus Winken – that’s it. Oft muss ich in der Straße wenden und wenn ich nochmal am Kinderhaus vorbei fahre, steht sie schon nicht mehr am Fenster.
Auch die Erzieherinnen melden zurück, dass sie angekommen ist. Sie spielt schon mal selbstständig, hat Kinder, die sie gerne mag und schafft es Erzieherinnen anzusprechen, wenn sie etwas braucht oder nicht will. Selten wird sie missverstanden, aber wenn das doch mal passiert, weint sie und ist auch den Rest des Tages eher schlecht drauf.
Meistens ruht sie nur und schläft nicht mehr zu Mittag, daher sind ihre Tage lang und ihre Laune am Nachmittag entsprechend schlecht. Beim Abholen dreht sie in der Regel auf, möchte noch dieses zu Ende machen oder jenes beginnen. Es ist oft schwierig, sie überhaupt dazu zu überreden, mitzukommen. Ich habe es schon versucht sie später zu holen (sonst zwischen 14.30 und 15.00 Uhr), aber dann ist es eigentlich sogar noch schwieriger, weil sie mit den wenigen verbleibenden Kindern weiterspielen möchte.
Schwer fiel ihr der Tag der Karnevalsfeier, das zeigte wieder deutlich, wie sehr sie die üblichen Abläufe braucht. An dem Tag stand der Klammer-Igel in der Garderobe, statt vor der Gruppe, alle waren verkleidet, es lief laute Musik und ein Buffet war aufgebaut. Das war ihr überhaupt nicht geheuer und die Erzieherinnen meldeten auch zurück, dass sie keinen guten Tag hatte.
In den nächsten Wochen und Monaten steht der langsame Aufstieg zu den „mittleren Kindern“ auf. Dann liegt sie mit den Mittelkindern in einem anderen Raum zum Mittagsschlaf, geht in die Turnhalle mit zum Turnen, etc.. Das macht sie ein wenig nervös und sie spricht das Thema immer wieder an, aber ich denke, dass sie das mit Hilfe der Erzieherinnen gut meistern wird.
Bisher ist sie unterdurchschnittlich oft krank, obwohl sie jede Woche einen Immunmodulator nimmt. Das überrascht mich ein wenig, weil ich mit deutlich häufigeren Infekten gerechnet habe.
kurz notiert:

Dreifachmama – von Phase zu Phase
Im letzten halben Jahr hat sich vieles entspannt. Ich habe mich entspannt, habe gelernt, wie ich schwierige Situationen umschiffen kann, ebenso aber auch, wie ich Lotte begleiten kann, damit sie auch ein „Nein“ akzeptiert oder wie sie aus ihrer Wut findet. Das war ein langer Prozess, auf beiden Seiten. Er hat aber dazu geführt, dass die Tage deutlich entspannter und ruhiger sind. Auch wenn grad aktuell wieder eine schwierige Phase ist, in der Lotte viel provoziert und Grenzen testet, kann ich (zumeist) locker damit umgehen. Das ist mir vor 6 Monaten noch nicht so gelungen.
Wenn ich Lotte ansehe, sehe ich ein starkes Kind. Ein Kind mit eigener Meinung, mit eigenen Wünschen und mit einem eigenwilligen Charakter. Auch wenn das für mich zuweilen anstrengend ist und zu Reibereien führt so weiß ich, dass sie sich im Leben behaupten wird, wenn sie so bleibt, wie sie ist. Und das ist ein ziemlich beruhigender Gedanke, muss ich gestehen.
Sie bringt mich täglich zum Schmunzeln, zum Lachen, zum Staunen und heute, an ihrem Ehrentag, muss ich immer wieder an ihre Geburt denken und kann gar nicht fassen, wie lange das schon wieder her ist, wie lange sie bei uns ist. Ach Lotte, meine Lotte. <3
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