Früher, als ich nur zu studieren plante, dachte ich immer
„Student sein rockt! Nur 3 Monate Uni, dann wieder 3 Monate frei – so ein Luxus!“
Tja, das dachte ich auch nur so lange, bis ich mein eigenes Studium aufnahm und feststellte, wie sehr es fordert. War ich bei meinen 8-Stunden-Schultagen noch neidisch auf die zwei Vorlesungen des Mannes, so stellte ich schnell fest, dass in diesen 2 Vorlesungen so viel mehr Input kommt, als in 8 Schulstunden jemals passen würde. Das hätte ich nie für wirklich möglich gehalten!
Wenn ich dienstags meinen langen Tag an der Uni hab, bin ich am Abend durch. Um kurz vor 9 Uhr nehme ich den Zug zur Uni und komme um 21 Uhr wieder an. Ich habe „nur“ 2 Stunden Leerlauf an diesem Tag, was ja eigentlich ziemlich gut ist. Auf der anderen Seite hab ich die Pause doch bitter nötig. Zuvor hatte ich 4 Stunden Sozial- und Familienrecht. Ich mag Gesetze und komme gut mit ihnen zu Recht, aber nach der Übung raucht mir der Kopf und ich bin froh, wenn ich wieder an den Haupt-Campus fahren und ein wenig entspannen kann. Gut, entspannen ist relativ. Meist setze ich mich ins Bistro und lese etwas. Oder schreibe. Oder gucke Löcher in die Luft und genieße die Leere im Kopf.
Besonders schlimm ist es am Semesterende. Jetzt sind es noch 4 Wochen, bis die ersten Klausuren anstehen und ich merke jeden Tag mehr, wie die Luft raus ist. Ich bin chronisch erschöpft, oft genug mit dem aktuellen Pensum überfordert und vergesse ständig etwas.
Natürlich steht hier momentan auch eine ganze Menge an, was das rechtfertigt, aber mich nervt es sehr, weil das einfach nicht meine Art ist. Neben dem ganz normalen Alltag mit den Kindern, der Uni und dem Haushalt planen wir hier eine Hochzeit, die Gestaltung des Gartens, die Renovierung von Ninas Zimmer, einen Umbau, den Grabstein meines Bruders (was mit Fahrerei ins Rheinland verbunden ist), mein 1. Praktikum in einem Kinderheim und haben noch viele kleine Baustellen, die einfach auf Erledigung warten, eigentlich sehr drängen. Ich schreibe täglich To-Do-Listen, arbeite sie ab und schreibe neue, damit bloß nichts wichtiges in Vergessenheit gerät. Und doch tut es das. Meistens zwar Dinge, die noch auf den letzten Drücker irgendwie gemacht werden können, aber das bringt halt dann doch ganz schön Stress in den Tag. (Und grad fällt mir ein, dass Lottes nächste MMR-Impfung einen Termin benötigt. Sehr bald! Grah!)
Studieren mit Kind – eine Mehrbelastung
Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, was ich wohl machen würde, wenn nach der Uni nicht noch die Kinder, der Haushalt und der ganze andere Kram, der daran hängt, auf mich warten würden. Ehrlicherweise kann ich darauf gar keine Antwort geben, denn dieses Szenario passt gar nicht in meinen Kopf und ich kann es mir ohne die Kinder überhaupt nicht mehr vorstellen. Sowieso frage ich mich schon öfter, was ich vor Lotte den ganzen Tag gemacht habe? Ich meine, ernsthaft, wenn Lotte mal nicht da ist und ich alleine Zuhause bin, ist hier nichts zu tun und ich kann mir das auf Dauer so leer gar nicht vorstellen.
Würde ich ohne Kinder mehr lernen? Vermutlich nicht. Mehr Party machen? Das ist noch unwahrscheinlicher. Wie ich mich kenne, würde ich wahrscheinlich Praktika machen, die mich beruflich fordern und mir Erfahrungen im später angestrebten Arbeitsfeld bringen. Aber sonst? Ich wüsste nichts.
Studieren mit Kind ist natürlich anstrengend(er), das will ich gar nicht abstreiten. Auf der anderen Seite sind aber die Kinder auch mein Ruhepol, mein Ort des Kraft-Tankens, meine Oase, die mir Energie gibt, um den nächsten Tag zu überstehen. Manchmal ist dieser Ruhepol laut, chaotisch und wuselig. Aber wenn der Krach vom Kinderlachen und das Chaos vom glücklichen Spielen kommen, empfinde ich das als sehr aufladend.
Dennoch bin ich froh, wenn das Semester nächsten Monat vorbei ist. Wenn alle Klausuren geschrieben sind. Wenn ich mich ganz der Hochzeitsplanung widmen kann. Wenn unser Garten schön(er) wird. Wenn der Sommer kommt und wir Ninas Sommerferien genießen können. Und wenn wir uns auf den Herbst freuen können, dann geht es für 2 Wochen nach Italien. Das haben wir alle nötig!
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