Die Fastenzeit ist vorbei. Und wir alle – wirklich alle – haben dieses Ende herbeigesehnt. Sogar die große Tochter, die doch ursprünglich Vegetarierin werden wollte.
Anfangs startete sie hoch motiviert, überlegte sogar, direkt ganz vegetarisch leben zu wollen. Dann bröckelte ihr Entschluss, sie wollte das Osterwochenende noch einmal richtig Fleisch schlemmen und dann starten. Die nächste Stufe war erreicht als sie sagte, sie wolle dann einmal die Woche Fleisch essen. Zu guter letzt sehnte sie das Ende der Fleischfastenzeit herbei und schwor „NIE wieder Fleisch fasten„.
Sicherlich ist dieses Umdenken auch den geringen Wahlmöglichkeiten geschuldet, da sie wirklich nur wenige Dinge mag. Vegetarisch sind die Möglichkeiten noch eingeschränkter.
Was geht und was nicht?
An Käse mag sie nur Gouda und Ziegenkäse. Einmal probierte sie Frischkäse, aber der war ihr nichts. Brotaufstriche mag sie grundsätzlich nicht. Bevor sie da etwas neues ausprobiert, isst sie lieber ein trockenes Brot. Ohne alles. Auch Gemüse und Obst ist eher semigut. Tomaten isst sie ungerne, weil das Glibber so scharf ist. (What?) Gurken, Möhren, Paprika und Erbsen gehen gut. Spinat isst sie manchmal, Spargel (ganz neu!) fand sie lecker. Blumenkohl, Fenchel, Kohlrabi, Brokkoli, Kürbis, Zucchini und Aubergine gehen gar nicht. Rotkohl nur hin und wieder, aber sehr ungerne. Kidneybohnen sind in Ordnung, Stangenbohnen auf keinen Fall. Kohl geht nur in Suppen, Salate dagegen sind lecker. Äpfel sind ihr zu sauer, Mandarinen zu fummelig, Wassermelonen zu nass, Ananas schmeckt nicht, ebenso wie Honigmelone. Kiwi isst sie nur sehr reif, Bananen nur sehr grün. Erdbeeren, Kirschen, Birnen und (kernlose) Trauben hingegen sind immer gut. Kartoffeln müssen salzig sein, gehen aber in fast jeder Variation – nur nicht als Pommes. Nudeln! Nudeln kann ich ihr immer vorsetzen. Am Besten mit ohne alles. Oder mit Tomatensauce.
Bei den Fleischprodukten hingegen isst sie einiges. Schwein, Rind und Geflügel mag sie sehr gerne. Kaninchen, Kalb, Lamm, Ente und würde sie niemals essen – obwohl sie es noch nie probierte. Kommt halt einfach nicht in Frage. An Wurstaufschnitt hat sie kaum etwas, das sie nicht mag. Da fallen nur Exoten wie Blutwurst raus. Und eben die genannten Tiere.
Auch Trinken ist hier eher problematisch. Die große Tochter trinkt eigentlich nur Wasser. Ohne Kohlensäure. Davon aber viel zu wenig über den Tag verteilt, sodass sie manchmal sogar Kopfschmerzen bekommt. In der Fastenzeit war eine der Regeln, dass sie Vitamin C zu sich nehmen muss. Seitdem mag sie milden Multivitaminsaft. Und seit dem trinkt sie auch einigermaßen ausreichend. Kakao und Tee bekommt sie jeden Morgen serviert, meist ist die Tasse nach dem Frühstück aber noch voll oder zumindest fast voll. Wir versuchen es aber täglich.
Sie sehen, eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ist nahezu unmöglich, bei diesen Vorgaben. Wenn die große Tochter dann noch das Fleisch gänzlich weg ließe, bliebe nur noch Wasser und Brot wenig.
Grundsätzlich wird bei uns nur auf einigermaßen gute Tischmanieren geachtet. Also still sitzen, Hände auf, nicht unter, den Tisch, Besteck benutzen, nicht Schmatzen und kauen mit geschlossenem Mund. Immer mal wieder versuchen wir sie zum Probieren zu motivieren, meist nimmt sie sich dann aber nur ein Ministückchen, kaut mit angeekelter Miene und befindet es für nicht lecker. Sei’s drum. Wir kochen wie wir kochen, gehen auf ihre Wünsche aber nicht groß ein. Natürlich beteiligt sie sich an der „Was-gibt-es-die-nächsten-Tage-zu-Essen“-Diskussion und ich koche auch nach ihren Vorschlägen – aber eben nicht ausschließlich.
Schon immer war die große Tochter ein Wenigesser. Begonnen hat es damals bei den Fläschchen, die sie nur zur Hälfte leerte. Bei den Gläschen sah es nicht anders aus. Und auch später wuchs ihr Bedarf an Nahrung nicht homogen zur Körpermasse. Sie ist ein Energiebündel, läuft, tobt, springt und ist aktiv. Dennoch benötigt sie nur wenig Nahrung dazu. Sie ist jetzt gut 9 1/2 Jahre alt, 136 cm groß und wiegt nicht ganz 25 kg, ist also untergewichtig. Aber wir lassen sie machen, das Thema Essen hat keinen großen Stellenwert. Je mehr wir das thematisieren würden, desto schwieriger würde es werden. Erfahrungsdings, Sie wissen schon.
Übrigens fand unser Vegetarier-Projekt ein frühe(re)s Ende, als es üblich wäre. Eigentlich sollten es 40 Tage sein, im Endeffekt waren es nur 30. Irgendwie habe ich mich da vertan, was aber weder dem Mann noch dem Kind auffiel. Hätteichmalnichtgegoogeltsondernnachgedacht. Hmpf.
Wenn ich das so lese, lässt es mich bei meiner Meckeltante doch recht entspannt in die Zukunft blicken. Vieles was du aufgezählt hast, ist hier auch der Fall & auch die Sache mit dem Gewicht. Bei L. ist es hart an der Grenzen, aber zwingen bringt gar nichts…